Blindlings
herum, den Totschläger hielt ich griffbereit in der Hand.
Vorsichtig steckte ich meinen Kopf um den Felsen herum, und da sah ich sie - knapp zwanzig Meter unter mir in einer Mulde. Der eine saß da, das Gewehr lag vor ihm auf einer zusammengefalteten Jacke, der andere hockte weiter hinten und fummelte an einem Funksprechgerät herum. In seinem Mundwinkel hing eine unangezündete Zigarette.
Ich zog den Kopf zurück und überlegte. Mit einem Mann hätte ich es vielleicht aufnehmen können. Bei zweien war es schon schwieriger, vor allem ohne Schußwaffe. Langsam kroch ich an eine Stelle, von der aus ich die beiden besser beobachten konnte und selbst weniger auffiel, nämlich hinter zwei Felsbrocken, die sich beinahe berührten, so daß für mich ein gut zwei Zentimeter breites Guckloch blieb.
Der Mann mit dem Gewehr bewegte sich nicht. Er machte überhaupt einen gelassenen Eindruck. Wahrscheinlich war er ein erfahrener Jäger und hatte viele Stunden seines Lebens damit verbracht, auf seine Beute zu lauern.
Der andere war wesentlich zappeliger. Er rutschte hin und her, kratzte sich, schlug mit der Hand nach einem Insekt auf seinem Bein und fingerte an dem Funksprechgerät herum.
Plötzlich sah ich, wie sich unten am Fuß des Bergrückens etwas bewegte, und hielt den Atem an. Der Mann mit dem Gewehr schien es ebenfalls bemerkt zu haben, denn seine Muskeln spannten sich.
Es war Elin. Sie kam unterhalb der Felswand hervor und ging auf den Land-Rover zu.
Ich fluchte in mich hinein und zerbrach mir den Kopf darüber, was zum Teufel sie sich dabei dachte. Der Mann drückte das Gewehr fest an die Schulter und zielte. Der Lauf folgte Elin auf ihrem Weg, und das Auge des Schützen schien förmlich am Zielfernrohr zu kleben. Falls er abdrückte, war ich entschlossen, mich sofort und ohne Rücksicht auf Verluste auf den Kerl zu stürzen. Elin ging zum Land-Rover und stieg ein.
Gleich darauf erschien sie wieder und schlenderte auf die Felswand zu. Auf halbem Weg rief sie etwas und warf irgendeinen Gegenstand in die Luft. Ich war zu weit weg, um erkennen zu können, was es war; ich hielt es für ein Päckchen Zigaretten. Der Knallkopf mit dem Gewehr mußte es jedenfalls erkennen, denn er war mit einem der größten Zielfernrohre ausgerüstet, das ich je in meinem Leben zu Gesicht bekommen hatte.
Elin verschwand wieder aus meinem Blickfeld, und ich atmete erleichtert auf. Sie hatte dieses Theater absichtlich inszeniert, um die Burschen hier oben zu überzeugen, daß ich mich noch unten aufhielt, wenn sie mich auch nicht sehen konnten. Es klappte. Der Mann mit dem Gewehr entspannte sichtlich, drehte sich um und sagte irgendwas zu dem anderen.
Was, konnte ich nicht hören, denn er sprach leise, aber der Zappelige lachte laut. Offensichtlich hatte er Schwierigkeiten mit dem Funksprechgerät. Er zog die Antenne heraus, drückte auf Tasten und drehte an Knöpfen. Schließlich warf er das Gerät neben sich aufs Moos. Dann sagte er etwas zu dem Gewehrschützen, und dieser nickte. Der andere stand auf und begann, in meine Richtung nach oben zu klettern. Ich sah mich nach einer Stelle um, an der ich ihm auflauern konnte. Direkt hinter mir befand sich ein ungefähr ein Meter hoher Felsblock.
Ich zog mich von meinem Guckloch zurück, kroch hinter den Felsbrocken und umfaßte den Totschläger fester. Gleich darauf hörte ich den Burschen kommen, denn er gab sich keine große Mühe, leise zu sein. Seine Stiefel knirschten auf dem Boden, einmal rutschte er aus, Geröll rieselte nach unten, und er fluchte unterdrückt. Plötzlich verdunkelte sein Schatten das Sonnenlicht, als er an mir vorüberkam. Ich richtete mich hinter ihm auf und verpaßte ihm einen Schlag auf den Kopf.
Es wird ziemlich viel Quatsch über Schläge, die jemand auf den Schädel bekommt, verzapft. Sofern man den Drehbuchautoren von Film und Fernsehen Glauben schenken kann, ist so was genauso sicher wie eine Vollnarkose im Operationssaal. Alles, was ein solcher Schlag angeblich bewirkt, ist eine kurze Ohnmacht und Kopfschmerzen, die nicht schlimmer sind als bei einem handfesten Kater. Ein Jammer, daß das alles nicht stimmt, denn sonst könnten die Anästhesisten auf ihre gesamte kostspielige Ausrüstung verzichten und statt dessen nach dem ebenso altehrwürdigen wie berüchtigten ›stumpfen Instrument‹ greifen.
Die Bewußtlosigkeit wird bei einem Schlag durch den heftigen Druck der Schädeldecke auf die Gehirnmasse hervorgerufen. Der Schaden, den letztere dabei
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