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Blindlings

Blindlings

Titel: Blindlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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Versteck heraus. Aber warum hatte er mich nicht attackiert? Mir schien das nicht sehr sinnvoll zu sein – es sei denn, er hatte mich lediglich manövrierunfähig machen wollen. Ich starrte gedankenverloren auf Elin, die Zucker in eine Dose füllte. Wenn meine Überlegungen stimmten, dann bedeutete das, daß Kennikin mich in die Zange genommen hatte. Das war nicht besonders schwer zu arrangieren, solange er wußte, wo ich war.
    Funkanlagen sind eine herrliche Einrichtung. Ich hätte wetten mögen, daß dieser Bursche Order hatte, mich aufzuhalten, damit Kennikin mich einholen konnte. Und das bedeutete, daß er mich lebend fassen wollte.
    Was würde wohl passieren, wenn ich mich einfach ans Lenkrad setzte und versuchen würde, weiterzufahren. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde eine weitere Kugel den nächsten Reifen zerfetzen. Bei einem parkenden Wagen war das ein Kinderspiel. Ich machte mir nicht die Mühe, es herauszufinden, ich hatte nämlich nur einen Ersatzreifen.
    In der Hoffnung, daß die Kette meiner Überlegungen nicht allzu brüchig sei, begann ich Vorbereitungen zu treffen, um uns der Reichweite dieses Gewehrs zu entziehen. Ich holte Lindholms Totschläger unter der Matratze hervor, wo ich ihn versteckt hatte, und schob ihn in die Tasche.
    »Komm, gehen wir«, schlug ich vor. Meine Stimme war nur noch ein heiseres Krächzen. Ich räusperte mich. »Wir trinken unseren Kaffee draußen.«
    Elin blickte überrascht auf. »Ich dachte, wir hätten es so eilig.«
    »Wir haben gutes Tempo vorgelegt«, erwiderte ich. »Meiner Meinung nach haben wir genügend Vorsprung, um uns eine Ruhepause gönnen zu können. Ich nehme die Kaffeekanne und den Zucker. Bring du die Tassen.« Liebend gern hätte ich auch das Gewehr mitgenommen, aber das wäre zu auffallend gewesen. Für gewöhnlich nimmt ein harmloser Mann seinen Kaffee nicht schwer bewaffnet ein.
    Ich sprang aus der hinteren Wagentür und setzte die Kaffeekanne und die Zuckerdose, die Elin mir herausreichte, auf der Stoßstange ab, bevor ich ihr selbst herunterhalf. Ihr rechter Arm war immer noch in der Schlinge, aber sie konnte Tassen und Löffel in der linken Hand tragen. Ich nahm die Kanne und deutete damit auf den Höhenrücken. »Komm. Wir gehen hinüber zu den Felsen.« Ohne ihr Zeit zu einem Einwand zu lassen, wanderte ich davon. Wir gingen über das offene Gelände auf den Fuß der Felsen zu. Ich hielt - ein Bild der Unschuld - die Kaffeekanne in der einen und die Zuckerdose in der anderen Hand. Das sgian dubh steckte in meinem linken, kniehohen schottischen Socken, und den Totschläger hatte ich in der Tasche, aber beide waren nicht zu sehen. Während wir uns dem Berg näherten, konnte ich mir lebhaft vorstellen, daß unser Freund möglicherweise anfing, sich Sorgen zu machen. Jede Sekunde konnte er uns aus dem Blickfeld verlieren – vielleicht beugte er sich sogar ein wenig vor, um uns im Auge zu behalten.
    Ich drehte mich zu Elin um, wie um mit ihr zu sprechen, und wandte mich dann schnell wieder nach vorne, wobei ich einen Blick nach oben warf. Es war zwar niemand zu sehen, doch wurde ich immerhin durch den Anblick von etwas Glitzerndem belohnt, das schnell wieder verschwand. Irgend etwas hatte in der Sonne reflektiert. Vielleicht war es nur ein Stück glasglatter Lava gewesen, aber das glaubte ich nicht. Lava hüpft nicht umher, wenn sie sich selbst überlassen bleibt, jedenfalls nicht in erkaltetem Zustand.
    Ich prägte mir die Stelle ein und ging weiter, schaute jedoch nicht mehr auf. Wir kamen an den Fuß des ungefähr sieben Meter hohen Felsens, um den herum struppiges Birkenunterholz wucherte, alles in allem dreißig Zentimeter hoch. Zwergbäume gedeihen auf der Insel bestens, und ich bin nur erstaunt, daß die Isländer kein Kapital daraus schlagen und einen florierenden Handel mit Japan angefangen haben. Ich setzte Kaffeekanne und Zuckerdose ab, ließ mich auf dem Boden nieder und zog mein linkes Hosenbein hoch, um das Messer herauszuziehen. Elin kam nach. «Was machst du da?«
    »Nun fahr nicht vor Schreck die Felswände hoch«, erwiderte ich. »Auf dem Bergrücken hinter uns ist ein Kerl, der gerade vorhin ein Loch in unseren Reifen geschossen hat.«
    Elin starrte mich wortlos an. »Er kann uns hier nicht sehen«, fuhr ich fort, »aber das bereitet ihm wahrscheinlich kein Kopfzerbrechen. Er möchte uns nur aufhalten, bis Kennikin eingetroffen ist. Und er macht seine Sache gut. Solange er den Land-Rover sieht, weiß er, daß wir nicht weit weg

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