Blindlings
gewisse Schwierigkeiten gegeben«, räumte ich ein. »Ich möchte Sie in keinem Fall in die Sache verwickeln, deshalb werde ich Ihnen nichts davon erzählen. Es ist zu Ihrem eigenen Besten. Ich habe Elin von Anfang an aus der Angelegenheit heraushalten wollen, aber sie hat einen Dickkopf.« Sigurlin nickte. »Wie die ganze Familie.« »Ich werde morgen abend nach Geysir fahren, und es wäre mir lieb, wenn Elin hierbleibt. Ich rechne mit Ihrer Unterstützung.«
Sigurlin betrachtete mich ernst. »Ich mag keine Scherereien mit Schußwaffen.«
»Ich bin auch nicht gerade außer mir vor Freude. Deshalb möchte ich ja, daß sich Elin fernhält. Kann sie eine Weile hierbleiben?«
»Eine Schußwunde müßte eigentlich der Polizei gemeldet werden.«
»Ich weiß«, erwiderte ich müde. »Aber ich glaube nicht, daß Ihre Polizei in der Lage ist, mit dieser speziellen Angelegenheit fertig zu werden. Es handelt sich um eine internationale Affäre, und es ist mehr als nur ein Gewehr im Spiel. Wenn wir nicht vorsichtig sind, könnten Unschuldige ums Leben kommen.
Und bei allem Respekt vor Ihrer Polizei befürchte ich, daß sie alles nur verschlimmern würde.«
»Sind diese - Schwierigkeiten, wie Sie das nennen – krimineller Art?«
»Nicht im üblichen Sinn. Eher eine extreme und militante Form politischer Aktivität.«
Sigurlin verzog die Mundwinkel und erwiderte gereizt: »Das einzig Positive, was ich bis jetzt von Ihnen gehört habe, ist, daß Sie Elin aus dem Spiel lassen wollen. Hören Sie, Alan Stewart
– lieben Sie sie?« »Ja.«
»Wollen Sie sie heiraten?« »Wenn sie mich noch haben will…«
Sie sah mich überlegen lächelnd an. »Keine Angst, sie wird Sie schon nehmen. Im Gegenteil, sie hat Sie bereits an der Angel, da gibt es kein Entrinnen.« »Ich bin da nicht so sicher«, entgegnete ich. »Neuerdings sind ein paar Dinge passiert, die meine Reize in Elins Augen nicht gerade erhöht haben.«
»Schüsse zum Beispiel?« Sigurlin goß Kaffee ein. »Sie brauchen nicht zu antworten. Ich bohre nicht nach.« Sie schob mir die Tasse hin. »Na gut, Elin kann hierbleiben.«
»Ich weiß nicht, wie Sie das bewerkstelligen wollen. Ich konnte sie nie zu etwas bewegen, was sie nicht tun wollte.«
»Ich werde sie einfach ins Bett stecken«, erwiderte Sigurlin.
»Strenge ärztliche Anweisung. Sie wird widersprechen, aber sich fügen. Tun Sie, was Sie tun müssen. Elin wird hierbleiben.
Aber lange werde ich sie nicht halten können. Was geschieht, wenn Sie von Geysir nicht zurückkommen?«
»Keine Ahnung«, antwortete ich. »Aber lassen Sie sie bloß nicht nach Reykjavik zurückfahren. Es wäre ausgesprochen falsch, in die Wohnung zurückzukehren.« Sigurlin holte tief Luft. »Mal sehen, was sich machen läßt.« Sie goß sich selbst Kaffee ein und setzte sich. »Wenn Sie nicht so ehrlich besorgt um Elin wären, würde ich am liebsten…« Sie schüttelte irritiert den Kopf. »Mir gefällt das alles nicht, Alan. Bringen Sie um Himmels willen die Sache so schnell wie möglich in Ordnung.« »Ich werde mein Beses tun.«
3
Der nächste Tag schien kein Ende zu nehmen. Beim Frühstück las Sigurlin die Zeitung und stutzte plötzlich: »Na so was –
jemand hat das Autofloß am Tungnaä gleich gegenüber von Hald festgebunden. Eine Gruppe von Touristen wurde auf der anderen Seite mehrere Stunden lang aufgehalten. Wer tut denn so was?« »Als wir übersetzten, war noch alles in Ordnung«, bemerkte ich scheinheilig. »Was steht da über die Touristen?
Ist jemand verletzt worden?« Sie betrachtete mich gedankenvoll. »Warum sollte jemand verletzt werden? Nein, davon steht hier nichts.« Hastig wechselte ich das Thema. »Ich bin erstaunt, daß Elin immer noch schläft.«
Sigurlin lächelte. »Ich nicht. Sie weiß nichts davon, aber ich hab ihr gestern ein Schlafmittel gegeben. Sie wird mit einem dicken Kopf aufwachen und keine Lust haben, aus dem Bett zu springen.«
Das war natürlich auch eine Möglichkeit, mit Elin fertig zu werden.
»Mir fiel gestern auf, daß Ihre Garage leer ist«, sagte ich.
»Haben Sie keinen Wagen?«
»Doch. Gunnar hat ihn bei den Ställen gelassen.« »Wann wird er zurückkommen?«
»In zwei Tagen – vorausgesetzt, die Touristengruppe hat sich nicht wundgeritten.«
»Wenn ich nach Geysir fahre, würde ich den Land-Rover lieber nicht benützen«, sagte ich.
»Wollen Sie unseren Wagen nehmen? Na gut, aber ich möchte ihn heil wiederhaben.« Sie erklärte mir, wo ich ihn finden
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