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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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richtig, und das meiste ist schlimmer als das, was man mir angetan hat.«
    Da dieser Redeschwall mich noch mehr verwirrte als der Nebel, lächelte ich Penny an. Dabei gab ich mir alle Mühe, so zu lächeln wie ein Haustürmissionar, der von seiner missionierenden Gattin wissen will, was zum Teufel sie da von sich gibt.
    »Das weiß ich aus dem Internet«, sagte Penny zu mir. »Mr Walbert war Sheriff, als Thomas Landulf … als das alles hier geschehen ist. Er hatte gerade erst mit den Ermittlungen angefangen, als das County plötzlich eine Verordnung ausgegraben hat, mit zweiundsechzig müsste man in Rente gehen.«
    »Der Sheriff vor mir«, sagte Walbert, »ist im Amt geblieben,
bis er zweiund siebzig war. Vor mir ist die Verordnung nie angewandt worden. Ehrlich gesagt, bin ich nicht sicher, ob sie vorher überhaupt existiert hat.«
    Da Pennys Verhalten ausdrückte, dass Walbert womöglich auf unserer Seite stand, beschloss ich, ihn auf die Probe zu stellen. »Schrecklich, was Thomas Landulf getan hat«, sagte ich.
    »Tja, ich würde sagen, so was ist überhaupt schrecklich, egal, wer’s getan hat.«
    »Aber er hat seine eigene Frau und seine Tochter getötet!«, sagte ich mit gespieltem Abscheu.
    »Eigentlich lautet das Gebot: Du sollst nicht morden. In der Originalsprache heißt es nämlich nicht töten , denn das ist was ganz anderes als morden. Außerdem hat Moses uns keine unterschiedlichen Kategorien von Mord überliefert, von denen einige schlimmer sind als andere. Wenn Sie schon im Namen Jesu von Tür zu Tür gehen, Mr Greenwich, sollten Sie sich erst mal mit der Bibel vertraut machen.«
    Als ich meinen Namen hörte, zuckte ich zusammen. »Das liegt an meinen Haaren«, sagte ich zu Penny. »Ich hätte eine Mütze aufsetzen sollen.«
    »Sheriff«, sagte sie, »ich glaube, wir wissen alle, dass Thomas Landulf niemanden umgebracht hat, und Selbstmord hat er auch nicht begangen. Da Sie hier sind, habe ich den Eindruck, wir könnten alle profitieren, wenn wir gegenseitig Informationen austauschen.«
    »Dann kommt mal rein«, sagte Walbert.
    Worauf Penny, Milo und ich das Mordhaus betraten, in dem das Morden noch nicht beendet war.

51
    Penny und mir stellte Truman Walbert Becher mit schwarzem Kaffee hin, der stärker war als der stärkste Espresso, den ich jemals getrunken hatte.
    »Ich habe Ihre Bücher gelesen, Mr Greenwich, weil Tom sie mir empfohlen hat, und damit hatte er Recht.« Zu Milo sagte er: »Cowboy, dir kann ich leider bloß Cola oder Orangensaft anbieten.«
    Statt beleidigt zu sein, freute Milo sich sichtlich über diese Anrede, und bestellte einen Saft.
    »Roberta Carillo«, begann Walbert, »das ist die Maklerin, die das Haus verkaufen soll, die hat gesagt, ich kann ein oder zwei Monate hier wohnen, weil sich momentan sowieso niemand dafür interessiert. Nicht, dass ich scharf darauf wäre, hier zu wohnen, aber wenn ich das tue, fällt mir vielleicht plötzlich irgendwas Wichtiges zu dem Fall ein, oder ich finde im Haus irgendwas, das ich bisher übersehen hatte. Tom, Jeannette, Melanie … die standen mir sehr nahe. Als Polizist bekommt man zwar eine dicke Haut, aber die Sache hab ich nicht so einfach weggesteckt.«
    Bevor wir eingetroffen waren, hatte Walbert offenbar gefrühstückt. Nun stand er beim Sprechen mit seinem Teller am Spülbecken und wischte mit einer halben Scheibe Toast die Reste eines Eigelbs auf.
    »Was wir hier vorgefunden haben, war mir von Anfang an nicht geheuer«, fuhr er fort. »Das war kein Tatort, wie man ihn sonst zu sehen bekommt, sondern was Inszeniertes. Die
Indizien deuteten eigentlich auf drei Morde hin, nicht auf zwei plus einen Selbstmord, aber ich hatte gerade mal fünf Tage ermittelt, als man mich aus heiterem Himmel gegen meinen Willen in Rente geschickt hat.«
    »Wer hat das getan?«
    »Der Verwaltungsrat des County. Die Hälfte der Leute, die da drin hocken, sind Duckmäuser, von denen kann man nichts erwarten. Aber die anderen sind eigentlich in Ordnung, deshalb war ich überrascht, dass man den Beschluss einstimmig gefasst hat.«
    »Da wollte jemand Sie von dem Fall abziehen«, sagte Penny.
    »Sieht ganz so aus. Offenbar hat jemand eine Menge Geld gezahlt, damit alle so abstimmen, oder man hat ein paar netten Leuten anständig Angst eingejagt. So, wie die Gesichter der Ratsmitglieder ausgesehen haben, trifft beides zu. Die hatten große Augen und waren grün um die Nase, als ob sie Angst gehabt hätten, aber außerdem sahen sie irgendwie ganz zufrieden

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