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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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übel.«
    »O nein, mir ist kein bisschen übel. Bin bloß beunruhigt, weißt du, und erschrocken, vielleicht sogar entgeistert. Und demütig. Das macht sehr demütig, Milo. Es ist einfach zu schön für mich.«
    »Mach die Augen zu, Dad.«
    »Diese Struktur, was immer sie ist, die ist zu tief für mich, Milo. Ungefähr tausendmal zu tief. Jetzt wird mir doch übel.«
    Ich fiel in Ohnmacht, bevor ich mich übergeben konnte.
    Verglichen mit mir, hatte Mozarts Vater es unheimlich leicht gehabt.
     
    Kurz nach vier Uhr morgens wachte ich auf dem Wohnzimmerboden auf, ohne dass mein Schädel kollabiert war. Fast so erfreulich war, dass ich mich frisch und beschwingt fühlte. Ich hatte den Eindruck, etwas Transzendentes erlebt zu haben, obwohl ich es nicht in Worte hätte fassen können.
    Eine einzelne Lampe brannte an der Zimmerdecke, die ansonsten leer war. Ich sah nur Gips und Tünche.

    Als ich mich aufsetzte, stellte ich fest, dass Milo alles weggepackt hatte. Kein einziger Gegenstand lag mehr auf dem Boden.
    Im Schlafzimmer lag Penny in dem einen Bett, Milo und Lassie lagen in dem anderen.
    Ich stand da und beobachtete die drei im Schlaf.
    Egal, wo wir uns gerade befanden, wie wir hierhergelangt und weshalb wir gekommen waren, ich hatte das Gefühl, dass dieser Ort in diesem Augenblick unseres Lebens genau der richtige war. Wir trieben nicht ziellos dahin, sondern stiegen zu etwas empor, das Bedeutung hatte.
    Alles, was in die Höhe stieg, musste zusammenströmen, und die endgültige Vereinigung von Mensch und Schöpfer erforderte die Überwindung jener letzten Passage: des Todes. Als ich damals meine schlafende Familie betrachtete, war ich allerdings von einem stillen Hochgefühl erfüllt und dachte nicht an den Tod, während dieser, wie sich bald herausstellte, durchaus an mich dachte.

50
    Im Morgenlicht und bei völliger Windstille sah der Nebel nicht mehr wie Rauch aus. Feucht und kühl hing er in der Luft und bewegte sich nur in der Turbulenz, die unser Wagen hinter sich aufwirbelte.
    Der Kofferraum war voll gepackt. Obwohl wir für zwei Nächte bezahlt hatten, war nichts im Bungalow zurückgeblieben. Wir wollten jederzeit bereit sein, ohne Verzögerung aus Smokeville und Umgebung auf den Highway zu fliehen, falls das plötzlich unvermeidbar war.
    Thomas Landulf, dessen erstes Buch vor vierzehn Monaten veröffentlicht worden und der drei Monate später gestorben war, hatte außerhalb des Ortes an einer kurvenreichen Landstraße gewohnt. Dort gab es nur wenige Häuser, das Meer war außer Sicht, und überall breitete sich Wald aus.
    Im Internet hatte Penny einen neueren Bericht über den Fall und seine Folgen gefunden. Die Immobilienmaklerin, von der Landulfs Haus angeboten wurde, hatte gemeint, es werde sich wohl jahrelang nicht verkaufen lassen. Die Leute hätten Angst davor, an einem Ort zu leben, an dem so extrem brutale Morde verübt worden seien.
    Das Haus stand ein Stück weit von der Straße entfernt im Nebel. Fast wären wir daran vorbeigefahren. Nur das Maklerschild neben dem Briefkasten machte uns darauf aufmerksam.
    Ich wollte nicht in der Einfahrt parken. Wenn jemand sich hinter uns stellte, dann waren wir womöglich eingesperrt, obwohl wir Vierradantrieb hatten.

    Die Ränder der zweispurigen Straße waren nirgendwo breit genug, um dort einen Wagen abzustellen, weshalb ich langsam weiterfuhr.
    Wir kamen erst an einer von weißen Schleiern verhüllten Wiese vorbei und dann an einem Waldstück, wo Moos von den Bäumen hing. Nach etwa dreihundert Metern zweigte nach rechts eine Fahrspur zu einem Rastplatz ab. Sie entfernte sich so weit von der Straße, dass unser Wagen im Nebel von dort aus nicht mehr zu sehen war.
    Eigentlich wollte ich allein losziehen, aber darauf reagierte Penny, als hätte ich vorgeschlagen, mich nackt in die Höhle eines Löwen zu begeben, während sie und Milo als Opferlämmer im Auto saßen.
    »Ich will mich da drin doch bloß ein wenig umschauen«, sagte ich beschwichtigend. »Das kann ich am besten allein. Ich weiß ja noch nicht mal, wonach ich suche.«
    » Wir wissen auch nicht, wonach wir suchen«, sagte sie. »Wenn wir zu dritt nicht wissen, was wir suchen, und gemeinsam danach suchen, dann dauert es nicht länger, es zu finden oder nicht zu finden, als du dafür brauchen würdest.«
    »Das klingt ja ganz wie etwas, das ich hätte sagen können.«
    »Ich weiß. Wir sind schon zu lange verheiratet.«
    »Sieh mal, Penny, die Polizei hat das Haus doch schon durchsucht. Wenn

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