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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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einfallende Licht würde meinen Schatten an die Wand werfen, nicht nach draußen. Aber ich konnte meinen Atem hören, so flach und rasch wie das Keuchen eines Hundes. Das war gar nicht gut, denn wenn die beiden Kerle lauschten, dann hörten sie ihn auch, so nahe, wie sie bereits waren. Mit einem Mal war der Lebensatem zum Atem des Todes geworden. Ich sog noch einmal Luft ein, dann hielt ich den Atem an.
    »Machen Sie die Tür auf und gehen Sie als Erster rein, Sheriff «, sagte Booth. Das letzte Wort triefte vor Verachtung.
    Sobald ich mich entschlossen hatte, musste ich in Bewegung bleiben, ohne zu zögern. Atemlos, die Pistole in beiden Händen und die Arme ausgestreckt, trat ich in den Flur.
    Truman Walbert stand vor der Tür, die er öffnen sollte. Er hatte mir genauso den Rücken zugewandt wie die beiden Eindringlinge, von denen einer - wahrscheinlich Booth - ihm eine Pistole an den Kopf hielt.
    Oswald stand hinter den beiden. In der rechten Hand hielt er ebenfalls eine Pistole, ein verflucht großes Ding, dessen Mündung zu Boden zeigte.
    Mit zwei Schritten hatte ich Oswald erreicht. Ohne mich um die Feinheiten der Weaver- und der Isosceles-Stellung zu kümmern, presste ich ihm meine Waffe an den Hinterkopf, stieß explosiv die Luft aus und befahl ihm dabei: »Fallen lassen!«

    Oswald zuckte erst zusammen und erstarrte dann, als sich die Mündung der.45 Champion kalt an seinen Schädel drückte.
    Booth blickte über die Schulter. Kahlrasierter Kopf, hageres, hartes Gesicht, ein Mund, so schmal wie eine Schweißnaht, eine dünne Nase mit mehr Knochen als Fleisch, die Augen zu Münzschlitzen verengt: ein Todesautomat.
    Ich dachte, wir hätten ein Patt erreicht, bei dem jeder langsam zurückweichen musste, um die Situation zu lösen, aber Booth war anderer Meinung. Er erschoss Truman Walbert.
    Aus der Entfernung auf irgendwelche Pflanzen zu ballern war keine echte Vorbereitung auf die Notwendigkeit, einem Mann aus nächster Nähe eine Kugel in den Kopf zu jagen. Selbst aus einer Entfernung von nur zwei Schritten war Oswald theoretisch ein völlig plausibles Ziel für mich gewesen, aber als ich so nahe hinter ihm stand, dass ich sein Deo riechen und den Leberfleck an seinem Nacken sehen konnte, war er nicht nur ein leichtes Ziel, sondern eben auch ein Mensch. Als solcher unterschied er sich in vielerlei Hinsicht von mir, aber in mancher Hinsicht war er sicherlich doch genau wie ich. Deshalb zögerte ich, ihm dasselbe anzutun, was sein Komplize Walbert angetan hatte.
    Booth, der als offenkundiger Profi meine Unerfahrenheit sofort erkannt hatte, drehte sich leichtfüßig wie ein Tänzer zu mir herum. Während der tote Sheriff auf die Knie sank und langsam seitwärts kippte, bewegte Booths Waffe sich auf mich zu.
    Oswald wiederum war von der Waffe an seinem Kopf nicht so beeindruckt, wie ich es an seiner Stelle gewesen wäre, und dachte nicht daran, seine Pistole fallen zu lassen. Mein Herz hämmerte, das Blut rauschte mir in den Ohren, und ich wusste, dass Oswald die Lage schneller einschätzte, als ich das
konnte, schneller als jeder Schriftsteller, der je einen Satz zu Papier gebracht hatte, und mit derselben tierhaften Schonungslosigkeit und kalten Gewissheit, mit der Booth sich bewegte. Obwohl die Mündung meiner Pistole sich in seine Haut bohrte, drehte er den Kopf nach rechts, als wollte er sehen, wer hinter ihm stand.
    Booth hatte seine Drehung bereits halb vollendet, so dass ich nun sein Profil und das der sich in Position bringenden Waffe sah. Einen Sekundenbruchteil, bevor ich in deren Mündung geblickt hätte, donnerten zwei Schüsse. Die Kugeln schlugen in seinen Hals und seine Schulter ein, und während der Sheriff endgültig auf dem Boden landete, begann Booth ebenfalls umzusinken.
    Am anderen Ende des Flurs: ein Rauchkringel in der Luft, eine nach vorn gestreckte.45er und Penny in der Isosceles-Stellung.
    Oswald hob seine Pistole, nicht weil er hoffte, mich mit einem Kunstschuss über die Schulter zu erledigen, sondern weil er Penny abknallen wollte, um Booth zu rächen.
    Ich schoss ihm in den Kopf.
    Oswald kippte von mir weg; vielleicht hatte ich ihm auch angeekelt einen Schubs gegeben. Dabei feuerte er reflexartig einen Schuss ab, bevor ihm die Waffe aus der Hand fiel.
    Die Kugel verfehlte Penny und riss Holzsplitter aus dem Rahmen der Küchentür.
    Von dem Knall der Schüsse auf so engem Raum dröhnten mir die Ohren. Ich lehnte mich an die Wand hinter mir, weil ich vorübergehend eine Stütze

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