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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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brauchte. Dabei behielt ich Booth im Blick, den Einzigen, der eventuell noch am Leben war. Die Schädel der beiden anderen sahen aus wie zerplatzte Melonen.
    Wieder ein Haus voller Leichen, achtundzwanzig Jahre
nach dem ersten. Sonst jedoch war alles anders. Tot war nicht nur ein guter Mensch, sondern auch zwei sehr üble; niemand war unsichtbar für die anderen, und kein Wunder war geschehen. Außerdem war mein Pakt mit dem Tod widerrufen worden, und nun war alles möglich.
    Du sollst nicht morden, hieß es laut Walbert, und Töten sei etwas ganz anderes als Mord. Sich selbst zu verteidigen war kein Vergehen, und Unschuldige zu verteidigen war notwendig, dafür verlieh man sogar Orden. Ein Geschmack nach Messing füllte meinen Mund, ein heißer Kupfergeruch brannte mir in der Nase, und mein Mageninhalt stieg mir in den Schlund, doch ich zwang ihn wieder nach unten.
    Booth blieb ausgestreckt und reglos auf dem Boden liegen, doch Penny behielt die Pistole in beiden Händen, während sie auf ihn zuging. Mit dem Fuß kickte sie seine Waffe weg, dann umkreiste sie ihn, um sich zu vergewissern, dass er tot war. Dabei achtete sie darauf, nicht in Blut oder Gewebefetzen zu treten.
    Ich steckte meine Pistole ins Holster. Meine Hand tat weh.
    »Bleib, wo du bist, Milo«, rief Penny in Richtung Küche. »Uns ist nichts passiert. Bleib einfach, wo du bist!«
    Mir dröhnten immer noch die Ohren, aber wenigstens war ich nicht mehr taub, als sie auf mich zutrat. Wir hielten uns ganz fest.
    »Alles in Ordnung?«, fragte ich.
    »Nein. So etwas wollte ich nicht tun. Niemals in meinem Leben.«
    »Töten oder ermordet werden«, sagte ich. »Du hast genau das getan, was richtig war.«
    »Du auch. Mein Gott. Ich zittere am ganzen Körper. Bis in die Fingerspitzen.«
    »Ich war nicht schnell genug«, sagte ich.

    »Das stimmt nicht«, widersprach sie. »Walbert hätten die in jedem Fall umgebracht, daran konntest du nichts ändern. Offenbar sind sie hierhergekommen, um ihn zu töten - und dann auf uns zu warten.«
    Das klang einleuchtend. Trotzdem fragte ich: »Woher hätten sie denn wissen sollen, dass wir kommen?«
    »Woher wissen sie überhaupt so viel? Denk später darüber nach, wir müssen weg von hier. Schließ die Haustür ab und zieh im Wohnzimmer alle Vorhänge zu, damit man von draußen nicht in den Flur blicken kann. Inzwischen wische ich die Kaffeebecher und alles andere ab, was wir in der Küche womöglich angefasst haben.«
    Während sie durch den Flur eilte, schob ich mich an den drei Leichen vorbei und bemühte mich, nicht daran zu denken, woraus die feuchten Spritzer auf dem Boden bestanden.
    An der Haustür glitten meine schweißfeuchten Finger vom Drehgriff des Riegels ab, als ich versuchte, ihn in die falsche Richtung zu drehen. Nachdem ich es doch geschafft hatte, wischte ich mit dem Ärmel das Metall ab, um die Fingerabdrücke zu beseitigen.
    Ich erinnerte mich noch dunkel daran, dass Walbert selbst die Tür geschlossen hatte, als wir hereingekommen waren. Zur Sicherheit wischte ich jedoch auch noch den Knauf ab.
    Inzwischen war das Dröhnen in meinen Ohren so weit abgeklungen, dass ich ein von draußen kommendes Geräusch wahrnahm. Den Motor eines sich nähernden Wagens.
    Die Haustür war von Seitenlichtern flankiert. Ich schob den davor hängenden Spitzenvorhang ein kleines Stück weit beiseite, um hinauszuspähen.
    In der Einfahrt stand kurz vor der Veranda ein dunkelgrüner Pkw, mit dem Booth und Oswald gekommen sein mussten.
    Dahinter tauchte aus dem Nebel ein schwarzer Hummer
auf, der wesentlich gefährlicher aussah als seine Militärversion Humvee. Er blieb hinter dem Pkw stehen, den er deutlich überragte. Die grellen Scheinwerfer erloschen nicht, und auch der Motor lief weiter.
    Die Türen gingen auf wie Raumschiffluken, und drei Männer stiegen aus dem Monstrum. Trotz des Nebels konnte ich erkennen, dass einer von ihnen Shearman Waxx war.
    Wir hatten es also tatsächlich mit einer ganzen Organisation zu tun, und dabei handelte es sich nicht um die Nationale Vereinigung der Literatur- und Kunstkritiker.
    Waxx hielt ein Mobiltelefon ans linke Ohr, und hinter mir spielte ein Handy in einer von Booths Taschen einige Takte von Rod Stewarts »Da Ya Think I’m Sexy?«.
    Ich wandte mich von der Haustür ab, tanzte einen Quickstepp durch den Schlamassel auf dem Boden und rannte auf die Küche zu, während Booths Handy zum zweiten Mal läutete.

52
    In der Küche war Penny damit beschäftigt, mit einem Geschirrtuch

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