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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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gepackt, die mir die Nadeln durch den Leib gestochen hatten.
    Aus meinem Mund kamen Worte, die ich nicht im Sinn hatte, verwaschen und bedeutungslos.
    Obwohl ich nichts Zusammenhängendes von mir geben konnte, war mein Gehör intakt. Von meinem Schrei geweckt, war Penny in die Höhe gefahren.
    »Cubby?« Das vergebliche Klicken des Schalters an ihrer Nachttischlampe. »Was ist passiert?«
    Verzweifelt wehrte ich mich gegen das Zucken, doch mein Widerstand verstärkte die Krämpfe nur. Trotzdem war ich geistesgegenwärtig genug, um Penny mitzuteilen, was mir am wichtigsten schien: »Er kann im Dunkeln sehen!«
    Der bronzene Lampenständer auf Pennys Nachttisch klapperte, als sie die Schubladen aufriss, um nach der Taschenlampe zu suchen, die Waxx, wie ich schon vermutet hatte, ebenfalls konfisziert hatte.

    Penny stieß einen dünnen Schrei aus. So mochte sich ein Vogel anhören, der mitten im Flug von einem Pfeil getroffen wurde. Offenbar hatte Waxx auch sie mit dem Elektroschocker bearbeitet. An einem dumpfen Schlag war zu erkennen, dass sie womöglich mit dem Kopf an ein Möbelstück geprallt und zu Boden gestürzt war.
    Inzwischen hatte die Wirkung des Elektroschocks auf meinen Körper rasch nachgelassen. Aus dem Zucken wurde ein nervöses Zittern, das keine Folge der extremen Voltzahl mehr war, sondern mein Erschrecken über Pennys Zustand ausdrückte.
    Mühsam erhob ich mich erst auf alle viere und dann auf die Knie. Mein Hirn kam mir vor wie eine Puzzleschachtel voll bruchstückhafter Gedanken, die ich nicht zu einer sinnvollen Verteidigungsstrategie zusammenfügen konnte.
    Das Wort Taser kam mir in den Sinn. Wenige Sekunden später setzte Waxx ein Gerät dieser Firma zum zweiten Mal ein.
    Ich fiel von den Knien auf die rechte Seite. Mein Schädel prallte auf dem Boden auf. Ich biss mir auf die Zunge und schmeckte Blut.
    Einen Moment lang dachte ich, mein Gegner würde an meiner Schlafanzugjacke zerren, aber die klammernden Hände gehörten mir selber. Ich versuchte, sie zur Faust zu ballen.
    Wütend über meine Unfähigkeit, Penny zu beschützen, stotterte ich ihren Namen, während ich die Knie anzog, um mich wieder aufzurichten. Die verbliebenen Zuckungen erleichterten diesen Vorgang sogar. In der Dunkelheit vor mich hin tastend, fand ich den Sessel und zog mich daran hoch, bis ich auf den Beinen stehen konnte.
    Ich verfluchte mich, weil ich auf so etwas nicht vorbereitet war - nicht auf Waxx im Besonderen, sondern darauf, dass in der Nacht tödliche Gefahren lauerten. Dabei wusste ich
nur zu gut, zu welcher Grausamkeit das menschliche Herz fähig war.
    Von dort, wo Penny sich befinden musste, hörte ich ein gurgelndes Stöhnen. Auch sie war offenbar zum zweiten Mal unter Strom gesetzt worden.
    Ein mörderischer Zorn, zu dem ich mich nie für fähig gehalten hätte, riss mich aus meiner Starre. Er überflutete mich mit Adrenalin, so dass ich plötzlich Kraft und eine tierhafte Entschlossenheit verspürte.
    Schwankend bewegte ich mich auf den Ort zu, an dem ich Penny vermutete.
    Unsichtbar wie der Wind - und wie dieser nur durch seine Wirkung wahrnehmbar - näherte Waxx sich mir von links und setzte den Taser erneut an meinem Hals an. Diesmal waren die Stromstöße nicht mehr heiß, sondern kalt wie Eisregen.
    Ich traf Waxx mit der Faust, doch der Schlag streifte ihn offenbar nur. Dann knickten meine Knie ein, und ich wusste, dass ich keine weitere Chance bekommen würde, ihn zu erwischen.
    Während ich verzweifelt versuchte, auf Händen und Knien zu bleiben, bückte er sich und verpasste mir den vierten Schock, wieder am Nacken.
    Zitternd lag ich auf dem Bauch und spürte, wie Übelkeit durch meine Eingeweide zuckte. Mein Mund war voller Speichel, und ich dachte, ich müsste mich übergeben.
    Bevor der Schock nachließ, kam bereits der nächste Stromstoß. Mir kam in den Sinn, ob die Wirkung sich dadurch wohl steigerte. Konnten genügend Stöße bewirken, dass die Nerven verrückt spielten und einen Schlaganfall hervorriefen oder gar zum Tod führten?
    Mein Peiniger sagte noch ein einziges Wort: »Schreiberling.«

    Eine Weile kam es mir vor, als würde ich in der Schwärze des Weltraums schweben. Der Boden unter mir war nicht mehr fest, sondern drehte sich langsam wie ein Spiralnebel.
    Mein Zeitgefühl war vorübergehend aus den Fugen geraten. Als ich merkte, dass ich krabbeln, ja sogar aufstehen konnte, wusste ich nicht, ob seit dem letzten Stromstoß eine oder zehn Minuten vergangen waren.
    Ich war

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