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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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weiß.«
    Grimbald, ihr Vater, war Abbruchexperte. Allein in Las Vegas hatte er vier alte Hotels zerlegt, um Platz für größere und mondänere Bauten zu schaffen. Seit ihrem sechsten Lebensjahr hatte Penny - damals noch Brunhild - ihn begleiten dürfen, um zu beobachten, wie er mit kontrollierten Explosionen gewaltige Gebäude in Schutt legte.
    Auf einer DVD, die ihre Eltern für uns gebrannt hatten, befanden sich Ausschnitte aus TV-Reportagen, auf denen die junge Penny als Gast zahlreicher Sprengungen zu sehen war. Fröhlich kichernd und in die Hände klatschend, blickte sie in die Kamera, während hinter ihr riesige Hotels, Bürogebäude, Wohnblocks und Sportstadien zusammenbrachen. Sie machte dabei eine ausgesprochen gute Figur.
    Grimbald und Clotilda hatten der DVD den Titel »Schöne Erinnerungen« gegeben. Als Soundtrack hatten sie »The Way We Were« von Barbra Streisand und »Magic Moments« von dem alten Schnulzensänger Perry Como ausgewählt. Jede Weihnachten sahen sie sich den Film an und hatten dabei immer Tränen in den Augen.

    »Heute Nacht habe ich etwas Neues über mich erfahren«, sagte Penny.
    »Hey, prima. Dann hat das Ganze ja etwas gebracht.«
    »Ich wusste gar nicht, dass ich derart in Rage geraten kann.«
    Penny warf ihren halb gegessenen Riesenkeks ins Spülbecken.
    »O je«, sagte ich.
    Mit einem Bratenwender schob sie den Keks in den Abfluss. Dann drehte sie das kalte Wasser auf und drückte den Knopf des Abfallzerkleinerers.
    Im nächsten Augenblick hatte der wirbelnde Stahl den Keks bereits vernichtet, doch Penny stellte das Gerät nicht sofort ab. Sie starrte auf den Abfluss, während Wasser durch die sausende Scheibe strömte.
    Offenbar stellte sie sich vor, wie sie den Zerkleinerer mit den Einzelteilen von Shearman Waxx fütterte.
    Nach einer Weile sagte ich so laut, dass sie mich trotz des Motors und des laufenden Wassers hören konnte: »Allmählich machst du mir Angst.«
    Penny schaltete den Abfallzerkleinerer aus und drehte das Wasser ab. »Ich mache mir schon selber Angst«, sagte sie, während sie sich zu mir umdrehte. »Wie konnte er denn bloß im Dunkeln sehen?«
    »Vielleicht hatte er ein Nachtsichtgerät auf.«
    »Klar, so was hat bekanntlich jeder im Schrank. Aber wie hat er es geschafft, unsere Alarmanlage auszutricksen?«
    »Sag mal, Schatz, weißt du eigentlich noch, als wir den neuen Wagen mit GPS bekamen? Bei der ersten Fahrt habe ich mich mit der Frauenstimme, die mir die Richtung angesagt hat, unterhalten, weil ich dachte, sie spricht live aus dem Weltraum mit mir.«
    »Okay, da frage ich wohl den Falschen. Aber du bist momentan der Einzige, dem ich Fragen stellen kann.«

    Ich wollte etwas antworten, als Penny den Finger an die Lippen legte, um mich zum Schweigen zu bringen.
    Ich legte den Kopf schief und lauschte.
    Sie trat zu mir, nahm mir das Whiskyglas ab und stellte es auf die Theke.
    Ich hob die Augenbrauen und formte mit den Lippen lautlos die Frage: Was?
    Penny nahm mich bei der Hand, zog mich in die Speisekammer und schloss die Tür. »Was ist, wenn er uns hören kann?«, fragte sie mit leiser Stimme.
    »Wie sollte er das denn können?«
    »Vielleicht hat er das Haus mit Wanzen gespickt.«
    »Wie hätte er das schaffen sollen?«
    »Keine Ahnung. Wie hat er unsere Alarmanlage schachmatt gesetzt?«
    »Wir müssen aufpassen, dass wir nicht völlig paranoid werden«, sagte ich.
    »Zu spät. Cubby, wer ist dieser Kerl eigentlich?«
    Die banale Antwort aus der Online-Enzyklopädie, die noch vor einem Tag ausgereicht hatte - preisgekrönter Kritiker, Autor von drei College-Lehrbüchern, extrem zurückgeblieben -, kam mir nun absolut nicht mehr zufriedenstellend vor.
    »Nachdem er das erste Mal durchs Haus gegangen ist«, sagte Penny, »habe ich gemeint, es wäre vorbei, weil er dir nur eins auswischen wollte. Aber es war nicht vorbei, und das ist es auch jetzt nicht.«
    »Vielleicht doch«, erwiderte ich mit weniger Überzeugung als eine Filmfigur, die in den Trümmern einer von Godzilla nur halb zerstörten Stadt kauerte.
    »Was will er bloß von uns?«, sagte Penny. »Was meinst du?«
    »Weiß nicht. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, wie das Gehirn von so jemandem funktioniert.«

    Auch wenn Furcht in Pennys Augen stand, sahen sie kein bisschen weniger hübsch aus. »Er will uns vernichten, Cubby.«
    »Das kann er nicht.«
    »Und wieso nicht?«
    »Unseren Erfolg verdanken wir unserem Talent und harter Arbeit. Er hängt nicht nur von der Meinung eines

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