Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
Vom Netzwerk:
erstaunt, noch am Leben zu sein. Falls ich wie eine Katze neun Leben hatte, so hatte ich nun das zweite aufgebraucht. Das erste war mir bereits früher abhandengekommen, in einer lange vergangenen Nacht.
    Von dem Biss auf meine Zunge schmeckte ich noch Blut, doch als ich Pennys Namen rief, klang meine Stimme so brüchig, als wären Mund und Kehle nicht nur trocken, sondern regelrecht ausgedörrt gewesen.
    Penny antwortete nicht.

12
    Offenbar hatte Waxx Penny mitgenommen, zu einem Zweck, den ich mir nicht vorstellen konnte. Ich wollte nicht einmal darüber nachdenken.
    In dieser Lage weiter blind zu sein war unerträglich. Von den schwachen Streifen Licht, die seitlich des Vorhangs sichtbar waren, wurde ich zum Fenster geleitet. Ich fand die Schnur, zog daran und sah die Fensterscheibe, die Nacht und das Gesicht des Mondes am Himmel.
    »Cubby?«
    Entweder war Penny bewusstlos gewesen, als ich sie gerufen hatte, oder sie hatte mich nicht gehört, weil meine Stimme noch schwächer war, als ich dachte.
    Nach der völligen Finsternis war das Mondlicht unglaublich hell. Ich sah, wie Penny sich an die Frisierkommode klammerte und auf die Beine zog.
    Sprachlos vor Dankbarkeit ging ich auf sie zu. Ihr Atem an meinem Hals, die anmutige Rundung ihres Rückens unter meiner rechten Hand und der vertraute Geruch ihres Haars waren mehr, als Worte hätten ausdrücken können.
    Sie sagte das Einzige, was der Rede wert war: »Gott sei Dank.«
    Die beiden Digitalwecker auf unseren Nachttischen leuchteten wieder auf. Ihr rhythmisches Blinken wies darauf hin, dass sie neu eingestellt werden mussten.
    Auch die Tastatur der Alarmanlage war wieder sichtbar. Ein gelbes Lämpchen teilte mit, dass das System funktionierte,
während ein rotes Lämpchen bestätigte, dass die Anlage eingeschaltet war.
    Die Computerstimme, die über Veränderungen hätte berichten sollen, blieb stumm, als wäre die Anlage nie außer Funktion gesetzt worden.
    Weder Penny noch ich sagten: »Milo«, doch wir hasteten beide sofort zu seinem Zimmer. An jedem Schalter, an dem wir vorbeikamen, knipsten wir das Licht an.
    Als meine Hand sich um den Türknauf schloss, war von der anderen Seite der Tür her ein Knurren zu hören. Lassie empfing uns mit gesträubtem Nackenfell und gebleckten Zähnen. Selbst als wir schon die Schwelle überschritten hatten, knurrte sie uns noch drohend an, als wären wir nicht die echten Penny und Cubby, sondern deren böswillige Klone.
    Hunde haben ein Schamgefühl, das stärker ist als das der meisten unserer Zeitgenossen. Das machte Penny sich zunutze, indem sie mit enttäuschter Stimme fragte: »Mich knurrst du jetzt an, aber vorhin hast du kein einziges Mal gebellt, um uns vor diesem Irren zu warnen?«
    Lassie hörte auf zu knurren, bleckte jedoch weiterhin die Zähne.
    »Kein einziges Bellen wegen diesem Irren?«, wiederholte Penny.
    Die Lefzen der Hündin zitterten - vielleicht wirklich aus Verlegenheit -, um sich anschließend zu entspannen und die Zähne zu verhüllen. Lassie wedelte zaghaft mit dem Schwanz.
    »Sie war bereit, Milo zu beschützen«, sprang ich ihr bei. »Braver Hund!«
    Unser Sohn lag leise schnarchend im Bett. Selbst als Lassie auf die Matratze sprang und sich neben ihm zusammenrollte, wachte er nicht auf.

    »Bleib hier«, flüsterte ich, »während ich das Haus durchsuche.«
    Mit gedämpfter, aber fester Stimme sagte Penny: »Das tust du nicht allein. Ruf die Polizei!«
    »Ist schon in Ordnung. Er ist fort. Ich will mich bloß vergewissern.«
    »Mach dich nicht lächerlich. Ruf die Polizei.«
    »Und was soll ich der erzählen? Hast du Waxx etwa gesehen?«
    »Nein. Aber …«
    »Ich habe ihn auch nicht gesehen.«
    Ihre Augen wurden schmal. »Er hat doch etwas gesagt, ein Wort.«
    »Drei Worte. Verdammnis. Schmierfink. Schreiberling. «
    Penny runzelte die Stirn. »Er hat dich einen Schmierfinken genannt?«
    »Genau.«
    »So ein Dreckskerl! Aber worauf ich hinauswill - du hast ihn im Restaurant doch auch schon etwas sagen hören, oder?«
    »Bloß ein Wort. Ich weiß kaum, wie seine Stimme sich anhört.«
    »Aber du weißt , dass er es war.«
    »Wir brauchen Beweise, Penny, und die gibt es nicht.«
    Sie deutete auf zwei rote Flecke auf ihrem linken Unterarm, die aussahen wie Spinnenbisse. »Der Taser.«
    »Das reicht nicht. Damit kann man nichts anfangen. Wie oft hat er dich damit erwischt?«
    »Zweimal. Und dich?«
    »Fünf- oder sechsmal.«
    »Der Typ gehört kastriert!«
    »So etwas hätte ich von einer

Weitere Kostenlose Bücher