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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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war ein Typ, der mit den Genen eines Krokodils ausgestattet zu sein schien; eine Angstpheromone ausströmende Beute fand er bestimmt äußerst köstlich.
    Als Nachttisch diente mir eine antike chinesische Truhe mit zahlreichen Schubladen verschiedener Größe. In der obersten Lade, die ich am leichtesten erreichen konnte, verwahrte ich eine Taschenlampe, damit ich nachts den Weg zur Toilette finden konnte, ohne das Licht anzuknipsen und Penny aufzuwecken.
    Jeden Abend, bevor ich zu Bett ging, zog ich diese Schublade ein Stück weit heraus, um die Taschenlampe geräuschlos herausnehmen zu können. Ich war zwar ein ungeschickter Heimwerker, aber dafür ein rücksichtsvoller Ehemann.

    Nun tastete ich in der Dunkelheit nach der Truhe, fand die offene Schublade und griff hinein. Die Taschenlampe war nicht da.
    Irgendwo anders hingelegt hatte ich sie nicht, da war ich mir sicher. Waxx musste sie weggenommen haben, bevor er mich aufweckte.
    Auch Penny verwahrte in einer Schublade ihres Nachttischs eine Taschenlampe. Wahrscheinlich hatte Waxx die ebenfalls konfisziert.
    Offenbar hatte er auch selbst eine Lampe mitgebracht, um sich verstohlen durchs Zimmer zu schleichen, während wir schliefen. Wenn ich eine haben wollte, musste ich sie ihm wohl abnehmen.
    Obwohl ich wusste, dass es vernünftig war, eine Pistole zu besitzen, hatten wir keine im Haus. Penny war in einem regelrechten Waffenarsenal aufgewachsen und hatte nichts gegen solche Dinger, aber ich hatte ein Bündnis mit dem Tod geschlossen, andere Menschen zu verschonen, so wie ich selbst einmal verschont worden war.
    Dass Shearman Waxx eine Schusswaffe besaß, war allerdings anzunehmen. Wahrscheinlich war er außerdem mit einem Schlachter- und einem Schnappmesser, einer Axt, einer Kettensäge, einer Bohrmaschine mit diversen Aufsätzen und einem Holzhäcksler ausgerüstet.
    Dagegen befanden sich in meiner Reichweite lediglich ein paar Kissen und eine Nachttischlampe.
    Soweit ich es beurteilen konnte, schlief Penny noch. Ich fand es nicht sinnvoll, sie sofort aufzuwecken.
    Solange Waxx nicht seine Lampe einschaltete und dadurch seinen Standort verriet, waren er und ich gleichermaßen blind. Weil ich das Schlafzimmer wesentlich besser kannte als er, verschaffte die Dunkelheit mir einen kleinen Vorteil.

    Natürlich hatte er gehört, wie ich mich im Bett aufgesetzt und nach Luft geschnappt hatte, als ich aus meinem Traum erwacht war. Allerdings hätten die dabei entstandenen Geräusche auch von jemandem stammen können, der sich unruhig schlafend im Bett herumwälzte.
    Als Waxx das erste Mal »Verdammnis« gesagt hatte, war ich noch durch die lichtlosen Gänge der Traumbibliothek gelaufen, und ob ich beim zweiten Mal schon wach gewesen war, wusste er nicht.
    Ich stöhnte leise auf, dann murmelte ich wortlos vor mich hin, als würde ich gegen einen Albtraum ankämpfen. Dadurch getarnt, rutschte ich behutsam vom Bett und blieb daneben hocken. Dann stellte ich mein Gemurmel ein.
    Da ich durch den offenen Mund atmete, machte ich nicht das kleinste Geräusch. Sobald ich mich fortbewegte, konnte ich mich darauf verlassen, dass mein Schlafanzug zu weich war, um mich durch ein Rascheln zu verraten.
    Der ungebetene Besucher konnte mich also nicht hören, aber ich hörte mich sehr wohl. Mein Herz klopfte so laut, dass alle zivilisierten Gefühle die Flucht ergriffen. Stattdessen überkam mich Furcht vor Anarchie und barbarischer Gewalt.
    Falls Waxx irgendwelche Geräusche machte, so hörte ich sie wegen dieses inneren Tumults womöglich nicht. Sobald ich angestrengter lauschte, pochte das Blut nur stärker in den Windungen meiner Innenohren.
    Je länger Waxx wartete, bis er wieder etwas sagte, desto mehr grübelte ich darüber nach, was er wohl im Schilde führte. Zweifellos war er hergekommen, um uns irgendeinen Schaden zuzufügen. Offensichtlich schien auch zu sein, dass er uns erst einmal terrorisieren wollte. Aber seine Unverfrorenheit, das Risiko, das er einging, und seine unheimliche Geduld da im Dunkeln ließen mich vermuten, dass es ihm nicht nur darum
ging, sich mit Folter und Mord einen psychotischen Kitzel zu verschaffen. Da steckte mehr dahinter!
    Bevor er wieder den Mund aufmachte und vor allem, bevor er seine Taschenlampe anschaltete, musste ich etwas Abstand zwischen mir und dem Bett herstellen. Bestimmt rechnete er damit, mich dort immer noch vorzufinden, und sobald er durch die Lampe seinen Standort verriet, konnte ich ihn womöglich überrumpeln. Das setzte

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