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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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werden.
    Knowles wiederum hatte vermutet, der Alkohol sei verabreicht worden, um die wahre Todesursache zu verschleiern. Womöglich sei Clitherow durch eine Luftembolie getötet worden, durch eine in den Blutkreislauf injizierte Luftblase, die ins Gehirn gewandert sei. Bei der gerichtlichen Anhörung sprach der Kriminalbeamte von einer Stelle, die ausgesehen habe wie der Einstich einer Nadel.
    Der Gerichtsmediziner erklärte, an der betreffenden Stelle habe es weitere Verletzungen gegeben, die wahrscheinlich bei der gewaltsamen Auseinandersetzung der beiden Ehepartner entstanden seien. Deshalb könne er nicht mit Sicherheit beurteilen, ob es sich um einen Einstich gehandelt habe oder nicht.
    Letztendlich hatte man darauf verzichtet, Tony Clitherow für schuldig zu erklären. Der Fall war nicht abgeschlossen worden, was wohl in erster Linie den Bemühungen von Detective Knowles zu verdanken war.
    Nun hatte John Clitherow am Telefon behauptet, nicht nur seine Eltern, sondern auch seine Frau Margaret und seine beiden
Töchter seien umgebracht worden. Über deren Tod - ob durch Mord oder anderswie - fand ich jedoch keinerlei Berichte. Falls John mir die Wahrheit gesagt hatte, was ich annahm, dann hatte er mir verschwiegen, weshalb in den Medien nichts darüber berichtet worden war.
    Über den Tod von Clitherows Eltern zu lesen machte mich noch nervöser, als ich es schon gewesen war. Finstere Szenarien gingen mir durch den Kopf.
    Erregt stand ich auf und ging zu der Glaswand im Nebenraum, um mich von dem Blick auf den Hafen beruhigen zu lassen.
    Bei Penny hatte das Panorama Wunder gewirkt. In dem grauen Licht, das vom bedeckten Himmel herabströmte, schlief sie auf ihrem Sofa tief und fest.
    Meine lebhafte Fantasie ließ mich nicht aus den Klauen. Ich stellte mir vor, wie man dem völlig nüchternen Tony Clitherow eine Pistole an den Kopf gehalten und ihn gezwungen hatte, das Boot zu steuern - wohl wissend, dass seine Frau im Kielwasser mit dem Ertrinken kämpfte.
    Dann sah ich vor mir, wie man ihm nach Coras Tod gewaltsam Alkohol eingeflößt und ihm schließlich Luft in eine Ader injiziert hatte. Er musste Höllenqualen erlitten haben, bis er sich am Ende womöglich erleichtert in seinen Tod gefügt hatte.
    Die Fantasie konnte ein gefiedertes oder ein geschupptes Wesen sein, das sich entweder zu Luftschlössern emporschwang oder in eine eisige Finsternis hinabglitt, die jede Hoffnung erstickte.
    Viele Fragen blieben offen. Wie war Waxx an Bord der Jacht gekommen, und wie hatte er sie wieder verlassen? Wie hatte er die beiden überwältigt und es geschafft, Cora Clitherow so geschickt an der Leine zu befestigen?

    Aber selbst wenn mir tausend Fragen eingefallen wären, ich hätte nicht daran gezweifelt, dass Waxx die beiden auf dem Gewissen hatte. Auch Thomas Landulf musste er ermordet haben, nachdem er ihn gezwungen hatte zuzusehen, wie seine Frau und seine Tochter verstümmelt wurden.
    Bei allen Taten war das Vorgehen des Mörders identisch gewesen. Es zeichnete sich durch eine einzigartige Grausamkeit aus, durch eine Unfähigkeit zu jeglichem Mitgefühl, durch den Wunsch, die Opfer nicht nur zu töten, sondern auch zu erniedrigen.
    Mit einem plötzlichen Brausen mächtiger, dunkler Flügel flog ein Kanadareiher vom nahen Ufer auf. Schiefer- und aschgrau gefärbt, beschrieb er einen vollständigen Kreis über der breiten Wasserfläche, bevor er über die in ihrer Mitte festgemachten Bootreihen hinwegglitt und über dem Festland langsam aus dem Blickfeld verschwand.
    Obwohl ich nur einen Moment gebraucht hatte, um den Vogel zu identifizieren, klopfte mein Herz, als hätte ich gerade etwas Unheimliches mit angesehen, ein Wesen, dessen Absichten so düster waren wie seine Färbung.
    Mein Blick senkte sich von dem immer kleiner werdenden Reiher zu den im Wasser liegenden Booten. Das Tauwerk der Masten zitterte in einer leichten Brise. Auf einem Deck war ein Mann mit irgendetwas beschäftigt. Hinter den Fenstern einiger Motorboote glomm warmes Licht.
    Die Szene war ein regelrechtes Idyll, doch ihre beruhigende Wirkung ließ weiter auf sich warten.
    Ein Telefon läutete - nicht das Wegwerfhandy, das ich in der Küche liegen gelassen hatte, sondern das Handy in meiner Brusttasche, das auf meinen Namen angemeldet war. Aus Gründen, die ich nicht ganz begriffen hatte, sollte ich es laut John Clitherow nicht verwenden. Dennoch hatte ich es mitgenommen,
weil er mich nur unter dieser Nummer erreichen konnte, wenn er noch einmal

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