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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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mit mir sprechen wollte.
    Ich nahm den Anruf entgegen und hörte die besorgte Stimme von Hud Jacklight: »Cubby?«
    »Am Apparat.«
    »Bist du am Leben?«
    »Ja, das bin ich, Hud.«
    »Dein Haus. Ist in die Luft geflogen. Weißt du das schon?«
    »Durchaus. Hör mal, ich rufe dich auf einer anderen Leitung zurück.«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, legte ich auf.
    Weil ich Penny, die auf dem Sofa so friedlich schlief, nicht aufwecken wollte, überließ ich sie und Milo der Obhut Lassies und ging durch das angrenzende Esszimmer weiter ins Wohnzimmer, wo die hohe Glaswand einen minimal anderen Blick auf den Hafen bot.

26
    Auch auf das Telefonat mit Hud Jacklight hatte das beschauliche Panorama keine positiven Auswirkungen. Huds Ausführungen wirkten nicht gewandter, intelligenter oder weniger absurd als sonst.
    »Du bist am Leben?«, fragte er. »Echt?«
    »Nein, ich spreche zu dir« - ich zitierte Longfellow - »aus der ›großen Welt des Lichts, die sich jenseits allen menschlichen Schicksals ausbreitet‹.«
    Nach kurzem Schweigen sagte er: »Du machst mir Angst, Cubbo.«
    »Das ist nicht meine Absicht, Hud. Mir geht es gut, Penny und Milo und Lassie ebenfalls. Als das Haus in die Luft geflogen ist, waren wir unterwegs.«
    »Wie - unterwegs?«
    »Wir machen eine Reise.«
    »Ihr wart doch zu Hause. Gestern.«
    »Aber jetzt sind wir auf einer Reise, um Recherchen für ein Buch zu machen. Falls jemand von den Medien dich anruft, sprich nicht mit ihm. Verweise ihn auf die Presseabteilung meines Verlags. Bei denen habe ich ein Statement hinterlassen.«
    Hinter dem Fenster bebten Königinpalmen im schwächer werdenden Wind. Wahrscheinlich fiel bald Regen. Die festgemachten Boote schaukelten sanft in der gezähmten Dünung des Hafens. So schön dies alles war, es war doch auf gewisse Weise auch … bedrückend.
    »Was ist mit Penny?«, fragte Hud.

    »Bei ihrem Verlag habe ich auch ein Statement hinterlassen.«
    »Ich meine, was ist mit ihrer Agentin?«
    »Alma war nicht im Haus, als es in die Luft geflogen ist, Hud. Sie ist in New York, wie üblich.«
    »Ich meine das Trauma. Für Penny. Ein Haus zu verlieren. Da kommt man als Frau ins Nachdenken. Ein Wendepunkt für Penny. Vielleicht ist es Zeit. Für eine Veränderung.«
    Hud Jacklight war zwar schon zum siebten Mal verheiratet, aber womöglich war dies die erste Gelegenheit in seinem Leben, bei der er sich vorzustellen versuchte, was eine Frau über irgendetwas dachte.
    Ich ließ seine Hoffnung sogleich platzen: »Penny meint, ein Haus zu verlieren ist vorläufig schon genug Veränderung.«
    »Das hat sie gesagt?«
    »Mit genau diesen Worten.«
    »Tja, ich bin jedenfalls für sie da. Wollte ich bloß mal gesagt haben. Ich bin da.«
    »Das ist tröstlich zu wissen, Hud.«
    Hoch am stetig schwärzer werdenden Himmel löste sich die Spannung, und fette Tropfen fielen herab. Sie prallten hüpfend auf die Schieferplatten der Terrasse, kräuselten die Wasseroberfläche des Hafens und jagten die auf der Mole hockenden Möwen davon.
    »Die Sache hat auch einen positiven Aspekt«, sagte Hud. »Das mit dem Haus. Nachdem ihr doch nicht tot seid.«
    »Und der wäre?«
    »Öffentliches Mitgefühl. Ein Haus ist explodiert. Verlust. All die Erinnerungen. Andenken. Oprah wird euch einladen. Nicht nur die, alle Talkshows. Hoher Sympathiewert. Heizt den Buchverkauf an.«
    Der an Deck eines Boots arbeitende Mann verschwand eilig
in der Kajüte, als die Regentropfen kleiner wurden und in ein stetes Nieseln übergingen.
    Offenbar hatte er nur irgendwelche Routinearbeiten erledigt. Sonst nichts.
    »Hud, ich will nicht, dass irgendjemand nur deshalb mein Buch kauft, weil er Mitleid mit mir hat.«
    »Wieso denn nicht?«
    »Zum Beispiel aus Stolz.«
    In Erwartung des Regens hatte der Verkehr am Hafen schon eine Weile abgenommen. Nun bewegten sich nur noch wenige Boote auf ihre Anlegestelle zu.
    »Die Welt ist hart, Cubaroo. Viel Konkurrenz. Einer frisst den anderen. Stolz kann sich da kein Autor leisten.«
    Die herabströmenden Tropfen hatten die leichte Brise ganz zum Erliegen gebracht. Alles war still und wie versilbert.
    »Außerdem ist es eine Sünde«, fuhr Hud fort. »Stolz. Zu stolz, um bei Oprah aufzutreten! Du kennst dich doch mit so was aus. Ist doch’ne Sünde, oder?«
    »Falls es sich um Eitelkeit handelt, ja. Und wenn es Einbildung oder Arroganz ist. Bei Selbstüberschätzung vielleicht auch, wahrscheinlich sogar. Aber wenn man etwas aus Selbstachtung tut, dann

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