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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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kamen.
    Als Penny den Couchtisch auf die Seite gekippt hatte, musste sie ebenfalls ein leichtes Ziel abgegeben haben. Dennoch war seither nur ein einziger Schuss gefallen, und zwar erst, seit sie mit Milo hinter dem Tisch lag. Zweifellos wollte Waxx nicht riskieren, Penny statt Milo zu töten.
    Inzwischen verhüllten die Jalousien bereits drei Viertel der Fensterscheiben.
    Vorsichtig erhob sich Penny hinter dem Tisch, wies Milo jedoch an, auf dem Boden liegen zu bleiben.

    Genau wie bei John Clitherow und Thomas Landulf hatte dieser Irre vor, mich erst umzubringen, nachdem er mir die Menschen geraubt hatte, die ich am meisten liebte. Dabei hatte er sich offenbar eine bestimmte Reihenfolge ausgedacht. Zuerst Milo. Anschließend sollte ich erst Pennys Trauer über seinen Tod mit ansehen, bevor auch sie ermordet wurde.
    Waxx wollte mich wohl so in die Verzweiflung treiben, dass ich jede Hoffnung aufgab und dankbar hinnahm, umgebracht zu werden, fast als eine Form von Suizid. Nachdem Landulf gesehen hatte, wie seine Frau und seine Tochter gefoltert worden waren, hatte er Waxx womöglich angefleht, ihn ebenfalls zu töten. Und obwohl John Clitherow offenbar alles tat, um am Leben zu bleiben, hatte er mir gesagt, an den meisten Tagen würde er seiner Familie am liebsten in den Tod folgen.
    Sollte ich eines Tages um meinen Tod bitten, dann würde ich damit den Wert des Lebens allgemein und den Wert meines Lebens im Besonderen leugnen. Geleugnet hätte ich damit auch den Wert all dessen, was ich geschrieben hatte. Wenn ich um den Tod bat und ihn empfing, bestätigte ich die Kritik, mit der Waxx mein Werk bedacht hatte.
    Die Jalousien erreichten die Unterkante der Glaswand.
    Penny zog Milo hoch und drückte ihn an sich, während ich auf die beiden zulief.
    Wegen seines schlechten Stils hatte ich Waxx als unfähigen, aber einflussreichen Kritiker und als exzentrischen Sonderling eingeschätzt. In Wirklichkeit war er nicht exzentrisch, sondern grotesk und dämonisch, nicht unfähig, sondern eine rastlose Mordmaschine. Sein Verstand war ein Uhrwerk aus exakt berechnender Bosheit.
    »Ruf die Polizei«, sagte Penny. »Die kann ihn aufhalten.«
    »Nein«, sagte ich, »die schaffen es nicht rechtzeitig hierher.«

29
    Nachdem man ihm Milo vorenthalten hatte, zuckte Waxx bestimmt nicht einfach enttäuscht die Achseln und machte sich davon. Er würde ins Haus eindringen, um sich sein Opfer doch noch zu holen.
    Hier am Ufer standen die Häuser nah beieinander. Außerdem war dies eine wohlhabende, friedliche Gegend, wo das Geräusch von Schüssen die Bewohner längst an die Fenster und Telefone hätte locken sollen.
    Anders gesagt, wir hätten schon Sirenen hören sollen. Aber da war nichts.
    »Nach dem ganzen Lärm muss er doch abhauen«, sagte Penny.
    Ich schüttelte den Kopf. »Niemand hat etwas gehört.«
    Ohne recht zu wissen, was wir tun sollten, packte ich Penny an der Hand und zog sie samt Milo in die Küche. Von dort gelangte man in den Flur.
    Dem Unwetter draußen mangelte es an Wind und Donner. Als Stimme besaß es nur den Regen, dessen Rauschen einen Gewehrschuss mit Sicherheit nicht übertönte. Da zudem fast keine Boote mehr unterwegs waren, gab es auch kaum Motorengeräusche.
    Offenbar war die Waffe mit einem Schalldämpfer ausgerüstet. Wäre normales Fensterglas zersplittert, so hätte man das wohl selbst im Regen weithin gehört, aber das Pock, mit dem die Geschosse sich durch die bruchsicheren Scheiben bohrten, war unbemerkt geblieben.

    Wenn Waxx seinen Standort sorgfältig gewählt hatte, dann war er angesichts des trüben Nachmittagslichts und der Regenschleier praktisch unsichtbar für jemanden, der zufällig am Fenster stand, um die monochrome Schönheit des stillen Hafens zu genießen.
    »Die Alarmanlage«, stieß Penny hervor. »Die hat eine Notruffunktion.«
    In eine Küchenwand war ein Touchscreen eingebaut, mit dem man die gesamte Technik im Haus regulieren konnte: Heizung, Klimaanlage, Musik, Sicherheit.
    Unter meiner Zeigefingerspitze leuchtete der Bildschirm auf und präsentierte mir mehrere Optionen. Ich drückte auf SICHERHEIT, worauf das Display umsprang, und dann sofort auf NOTRUF. Das hätte eine laute Sirene auslösen und automatisch eine Telefonverbindung mit der Polizei herstellen sollen, um sie mit einer vorab gespeicherten Nachricht über ein Problem an dieser Adresse zu informieren. Nichts geschah.
    Es war noch nicht lange her, da hatte ich die Alarmanlage angestellt. Nun war sie

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