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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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nur ein anderes Auto gerammt, sondern auch einen Teenager auf seinem Skateboard, eine Oma im Rollstuhl und eine Nonne über den Haufen gefahren.
    Während der Wagen in die Kurve ging, verlagerte das Gepäck im Kofferraum sich mit lautem Rumsen und Poltern. Das wiederholte sich, als Penny auf die Bremse trat und den Vorwärtsgang einlegte. Zu irgendwelchen Kollisionen kam es immer noch nicht.
    Inzwischen war das Rolltor vollständig geöffnet, doch Shearman Waxx war immer noch nicht in der Garage aufgetaucht.
    Die Räder drehten auf dem nassen Asphalt durch, Penny nahm kurz den Fuß vom Gaspedal, die Reifen fanden Bodenhaftung, und wir schossen davon.

    Gleich vor dem Nachbarhaus stand ein violetter Maserati Quattroporte am Straßenrand. Die Parkleuchten brannten, und am Auspuff war zu sehen, dass der Motor lief.
    Als einer der elegantesten Wagen der Welt hätte er auf jeden Fall meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Nun betrachtete ich ihn jedoch besonders aufmerksam, denn er kam mir ebenso bedrohlich wie schön vor.
    Nach dem, was gerade geschehen war, erregte natürlich alles, was ich sah, meinen Argwohn. Jeder Baum ragte so bedrohlich auf, als wollte er gleich auf uns niederstürzen. Hinter jedem dunklen Fenster eines jeden Hauses schien ein uns feindlich gesinnter Beobachter zu lauern. Selbst der Himmel war bedrohlich; die grauen Regentropfen verliehen dem Tag eine unheilvolle Stimmung, und der Asphalt glänzte wie Schlangenschuppen.
    Als wir an dem Maserati vorbeikamen, blickte ich durchs Fenster in die tiefer gelegte Limousine, und der Mann hinter dem Lenkrad blickte zu mir hoch.
    Massige, vorstehende Kiefer, ein breiter Krokodilmund mit dünnen, grausamen Lippen, eine brutale Nase mit Öffnungen groß wie Kupfermünzen, eine überhängende Stirn, die an Frankensteins Monster denken ließ, eingesunkene Augen, die so bleich waren wie die eines Albinos und die im trüben Licht zu funkeln schienen. Die ganze Physiognomie schien aus tragischen Missbildungen zu bestehen. Dies war ein Gesicht, auf das man stieß, wenn man in einem Fiebertraum eine Tür öffnete oder um eine Ecke ging, ein Gesicht, wie es im Delirium tremens eines chronischen Alkoholikers aus dem Dunkel auftauchte …

31
    Wir fühlten uns sicherer, wenn wir in Bewegung blieben. Während wir aufs Geratewohl durch den nassen Nachmittag fuhren und über unsere Optionen nachgrübelten, musste ich immer wieder an die entstellte Visage denken, die ich gerade gesehen hatte.
    Penny war der Meinung, das an den Fenstern der beiden Wagen herablaufende Wasser habe die Gesichtszüge verzerrt. Bestimmt, argumentierte sie, war das ein Mann wie jeder andere gewesen, zwar hässlich, aber nicht so grotesk, wie ich und meine lebhafte Fantasie es gemeinsam mit dem Regen ersonnen hatten.
    Das klang vernünftig, weshalb ich eine Weile über diese These nachdachte. Angesichts von allem, was wir in letzter Zeit erlebt hatten, war die Welt für uns zu einem Irrenhaus geworden, und wenn man ständig eine neue Form des Wahnsinns erwartete, konnte man leicht aus ganz banalen Dingen eine Bedrohung machen und aus einem unschuldigen Schatten einen gespenstischen Mörder heraufbeschwören.
    Außerdem wurden wir weder von dem Maserati noch von einem anderen Fahrzeug verfolgt. Falls der fahläugige Dämon tatsächlich existierte, hatte er kein Interesse an uns.
    Bekanntlich waren alle kleinen Jungen fasziniert von bizarren Dingen, vor allem, wenn diese auch noch einzigartig waren. Deshalb musste ich Milo das Maserati-Monster, wie er es nannte, noch einmal ganz genau beschreiben. Bald war er jedoch wieder mit seinem merkwürdig leistungsfähigen
Gameboy beschäftigt, über dessen kleines Display geheimnisvolle Gleichungen und dreidimensionale Baupläne flimmerten.
    Besorgt um seinen Gemütszustand, versicherten Penny und ich ihm, dass wir ihn beschützen würden. Erstaunlicherweise schien es ihm jedoch nicht viel auszumachen, zum Ziel eines geübten Gewehrschützen geworden zu sein.
    Ich hatte ihn vorbehaltlos lieb, wusste jedoch, dass ich ihn womöglich nie ganz verstehen würde. Das war eine schmerzliche Wahrheit, die ich hinnehmen musste.
    Auf jeden Fall hatten wir uns mit wichtigeren Problemen zu beschäftigen als mit dem Maseratifahrer. Vor allem war da die Frage, wie Shearman Waxx uns so rasch aufgespürt hatte, schon wenige Stunden, nachdem wir in der leerstehenden Villa von Marty und Celine Schutz gesucht hatten.
    Inzwischen kam mir Milos Idee, Waxx habe bereits über unseren

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