Blindwütig: Roman
ausgeschaltet.
Als ich versuchte, sie wieder in Gang zu setzen, stellte ich fest, dass das System abgestürzt war.
»In die Garage«, sagte ich. »Weg hier!«
»Nein. Bestimmt kommt er gerade von da, um uns an der Flucht zu hindern.«
Sie hatte Recht.
»Die Vordertür«, sagte ich. »Oder die Hintertür.«
»Und dann wohin? Zu Fuß, im Regen, mit einem Hund?«
Lassie jaulte.
Penny schnappte sich ihre Handtasche vom Tisch. »Rauf ins Obergeschoss!«, sagte sie.
»Von da gibt’s erst recht keinen Ausweg.«
»Rauf!« , drängte sie, und ich vertraute ihr.
Während Milo seiner Mutter in den Flur folgte, sah ich, dass er eine der geheimnisvollen Apparaturen trug, die an seinen Computer angeschlossen gewesen waren. Das Ding, das er selbst gebastelt hatte, war etwa so groß wie eine Brotbox.
»Schwer?«, fragte ich.
»Ziemlich.«
»Gib her.«
»Nein.«
»Ich mach’s schon nicht kaputt.«
»Nein.«
Vom anderen Ende des Flurs her hörte ich ein lautes Geräusch. Wahrscheinlich war das Waxx, der die Tür eintrat, die von der Garage ins Haus führte. Während ich die Treppe betrat und damit außer Sichtweite geriet, warf ich keinen Blick zurück. Deshalb wusste ich nicht, ob wir noch gesehen worden waren.
Penny lief die Treppe hinauf, und Lassie huschte vor ihr her.
Als ich hinter Milo den oberen Flur erreichte, war Penny damit beschäftigt, leise eine Tür zuzuziehen. Ein Stück weiter schloss sie auch die nächste Tür. Sie wollte offenbar dafür sorgen, dass Waxx eine Weile zu suchen hatte, bevor er zu dem Zimmer gelangte, in das wir uns tatsächlich geflüchtet hatten. Das war das dritte Zimmer rechts, in dem Penny verschwand, Lassie auf den Fersen.
Ganz sicher war ich mir nicht, aber ich glaubte zu hören, wie etwas hinter uns die Treppe heraufkam.
Sobald Milo und ich im Zimmer waren, schloss Penny die Tür genauso leise, wie sie die anderen geschlossen hatte. Dann legte sie den Riegel vor.
Falls Waxx bereit war, sich den Weg freizuschießen, hielt ein kleiner Riegel ihn bestimmt nicht lange auf.
Wir befanden uns im größten Schlafzimmer des Hauses.
Die Wand gegenüber dem Bett war nicht nur von einer Ecke bis zur anderen mit schwarzem Marmor ausgekleidet, sie enthielt auch einen prachtvollen offenen Kamin, ganz modern gestaltet.
Daneben stand ein hübsches Werkzeugset zu dessen Bedienung, natürlich aus Edelstahl. Der Schürhaken hätte eine akzeptable Waffe abgegeben - wenn Waxx mit einem Minigolfschläger bewaffnet gewesen wäre statt mit einem Gewehr.
Aus ihrer Handtasche zog Penny den Schlüsselbund, den Marty und Celine ihr überlassen hatten. Sie wählte einen elektronischen Schlüssel aus, ein keilförmiges Stück Plastik, etwa so groß wie ein Kartoffelchip.
Anderswo im oberen Stock trat Waxx eine Tür ein.
In den Marmor des Kaminsimses war ein dekoratives Symbol eingemeißelt. Es bestand aus einem größeren Ring im Zentrum, der von kleineren, identischen Ringen umgeben war.
Penny hielt den elektronischen Schlüssel an den großen Ring. Ein Codeleser piepte, und links vom Kamin schwang eine der Marmorplatten auf. In dem Raum, der sich hinter dieser Geheimtür verbarg, flammte automatisch Licht auf.
Vor mehreren Jahren hatte Marty während der Bauzeit erwähnt, dass das Haus mit einem Privatbunker ausgestattet werden sollte. Wo dieser sich befinden würde, hatten wir jedoch nicht erfahren. Offenbar hatte er ihn Penny nun vor seiner Abreise gezeigt, falls sie ihn einem Interessenten demonstrieren musste.
Das nächste Krachen, anderswo im oberen Stock, klang näher als das erste.
Lassie trottete so nonchalant durch die Geheimtür, als wüsste sie Bescheid über solche Sachen und wäre nicht im mindesten überrascht oder gar beeindruckt. Milo folgte seinem Hund.
Mit der uns bereits hinreichend bekannten Missachtung fremden Eigentums trat Waxx auf die Schlafzimmertür ein, doch die hielt stand.
»Rasch!«, flüsterte Penny und winkte mich durch die Marmorwand.
Jenseits davon befand sich ein fensterloser Schacht mit einer abwärts führenden Wendeltreppe. Die Metallstufen waren mit genopptem Gummi überzogen, damit man leise entwischen konnte.
Vor dem Schlafzimmer versetzte Waxx der Tür den zweiten Tritt.
Milo stieg hinter Lassie die schmalen Stufen hinab.
Während ich den beiden folgte und Penny hinter mir hereinschlüpfte, hörte ich zwar keinen Schuss, aber etwas, das die Folge davon sein musste: das laute Krachen von splitterndem Holz und das metallische Bellen von
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