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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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Öffnung des Schlosses waren in dem Ablauf verborgen, der davor in den Boden eingelassen war.
    Das Gitter des Ablaufdeckels bildete zirka einen Quadratzentimeter große Rechtecke, nur in den vier Ecken gab es je drei größere Öffnungen. Wusste man, in welche beiden Ecken man die Finger stecken musste, so konnte man das Gitter herausheben, um die darunter befindlichen Hebel zu betätigen.
    Steckte man die Finger jedoch in die falschen Öffnungen, löste sich das Gitter nicht, sondern amputierte die hineinragenden Fingerglieder.
    Sobald meine Beziehung zu Penny sich so weit entwickelt hatte, dass sie unweigerlich auf eine Ehe zulief, hatte ich ihre Eltern kennengelernt. Bei einem dieser Treffen hatte ich mich ernsthaft gefragt, ob sie - um ihre Tochter vor sexuellen Übergriffen zu schützen - für Penny eine Garderobe mit einer clever versteckten Einrichtung ersonnen hatten, die mir schmerzhaft auf die Finger klopfte, wenn ich mich uneingeladen an einen heiklen Ort vorwagte.

    Um uns Shearman Waxx um jeden Preis vom Hals zu halten, hatten wir bei Grimbald und Clotilda nicht vorab angerufen und unsere Ankunft angekündigt. Deshalb war es äußerst riskant, hier einzudringen, selbst wenn wir das Gitter korrekt entfernten und die verborgenen Hebel richtig bedienten, um die Stahltür zu öffnen. Laut Grimbald hatten die Booms sich eingeigelt, was bedeutete, dass in dem Gang, der auf den Vorraum folgte, zusätzliche tödliche Fallen aktiviert waren.
    Neben der Tür ragte ein Rohr mit etwa fünf Zentimetern Durchmesser aus der Wand. Unter der Kappe, mit der es verschlossen war, befand sich ein Zugring, der mit einer straffen Kette innerhalb des Rohrs verbunden war. Das Rohr - samt Kette - führte in den Hauptraum des Bunkers. Zog man an diesem Ende der Kette, so schlug am anderen Ende ein winziger Messinghammer an ein Glöckchen und erzeugte einen lauten, klaren Ton.
    Indem Penny mehrfach in bestimmtem Rhythmus an der Kette zog, teilte sie ihren Eltern ihren persönlichen Zugangscode mit. Sie wartete zehn Sekunden, dann wiederholte sie den Vorgang.
    Ich hörte, wie die aus dem Hauptraum kommenden Töne leise durch das Rohr hallten.
    Eine halbe Minute später drehte sich ein mechanisch ausgelöstes Getriebe in der Stahltür und zog eine Reihe Bolzen aus dem Pfosten. Die Tür ging auf.
    Vertrauensvoll trat Penny als Erste über die Schwelle in den Flur der tausend Tode.

37
    Grimbald und Clotilda sprachen tatsächlich vom Flur der tausend Tode, aber das war übertrieben. In den Wänden des knapp über zwei Meter hohen und fünf Meter langen Gangs befanden sich dunkle Löcher, die aussahen wie Pistolenmündungen. Sie waren in unregelmäßigem Abstand und verschiedener Höhe angebracht. In jedem Loch wartete ein mit einer Feder versehener Stahlbolzen, an einem Ende stumpf, am anderen scharf wie ein frisch gespitzter Bleistift. Insgesamt gab es hundertachtzig dieser tödlichen Geschosse, nicht tausend.
    Auch dieses Arsenal wurde nicht elektrisch, sondern mechanisch betrieben und konnte entweder auf einmal oder als Salve von je zehn Projektilen abgefeuert werden. Die Sprungfedern waren so stark gespannt und die Bolzen so spitz, dass ein feindlicher Eindringling selbst durch einen Körperpanzer aus Kevlar nicht davor geschützt gewesen wäre.
    Glühbirnen erhellten den Gang. Sollte die Stromversorgung ausfallen, standen Batterien bereit. Diese konnten aufgeladen werden, indem Grimbald oder Clotilda sich auf einem als Generator dienenden Hometrainer abstrampelten.
    Für manche Leute war die Beschäftigung mit Überlebenstechniken ein Hobby, für andere eine sinnvolle Lebenseinstellung. Was meine Schwiegereltern anging, handelte es sich um eine Religion.
    Am anderen Ende des Flurs der tausend Tode erreichten wir wieder eine Stahltür, die sich von der ersten durch ein Bullauge
aus kugelsicherem Glas unterschied. Das Fenster rahmte Grimbalds grinsendes Gesicht.
    Als er seine Tür öffnete, füllte er den Rahmen von einer Seite zur anderen und von oben bis unten aus. Knapp zwei Meter groß, hundertfünfzehn Kilo schwer, mit einem mächtigen Brustkasten, einem Kopf, auf den kein Hut von der Stange passte, und einem vergnügten Gesicht, das so beweglich war wie Hüpfknete, stellte Grimbald eine Verkörperung vieler mythischer Gestalten da: ein wenig Rübezahl, eine Prise Weihnachtsmann, eine Spur Zeus, ein bisschen Mars, ein Quäntchen Odin …
    Grims dröhnender Bass verlieh seinem Gruß eine opernhafte Qualität: »Kinder! Welch

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