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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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Weit weg stand eine Reihe Bäume, gut sichtbar im Vollmond, aber es war keine Menschenseele zu sehen.«
    Penny flüsterte meinen Namen. Offenbar wollte sie wissen, worum es ging. Ich warf ihr einen kurzen Blick zu und schüttelte den Kopf.
    Als ich sie ansah, überkam mich eine ungeheure Furcht - dass sie wie Margaret Clitherow verschwinden würde, dass sie um eine Ecke ging und nicht mehr da war, wenn ich einen Augenblick später um dieselbe Ecke kam, dass sie von einem Zimmer in ein anderes trat und für immer fort war.
    »Das Motel hatte drei Flügel. Ich lief um das ganze Gebäude herum nach vorne, weil ich sicher war, dass Margie da gerade in ein Auto gezwungen wurde. Aber dort war alles ruhig. Niemand in Sicht, nur der Mann an der Rezeption, der fernsah. Dann sah ich die Tür unseres Zimmers offen stehen, und ich dachte … nein, ich wusste … ich hatte die Mädchen allein gelassen, und nun waren sie auch verschwunden.«
    Wieder begann uns ein massiger Truck zu überholen. Die bunten Lichter an seiner Seite verschwammen in der aufstiebenden Gischt. Penny nahm den Fuß vom Gas, damit das Monstrum schneller an uns vorbeikam. Fast hätte ich sie angefleht, das Pedal eher stärker durchzutreten.
    »Aber in unserem Zimmer lagen die Mädchen schlafend im Bett, genau so, wie ich sie verlassen hatte. Auf dem anderen Bett jedoch glitzerte etwas … Margies Ehering. Da wusste ich, dass sie tot oder so gut wie tot war. Waxx hätte mich nicht mit dem Ring verhöhnt, wenn sie noch in der Nähe gewesen wäre, wo ich sie finden konnte. Das der Polizei einer mir völlig fremden Stadt zu erklären - keine Chance. Die hätten gedacht, sie hat mich verlassen. Das schien der Ring ja zu beweisen, denn ein normaler Entführer hätte den nicht da hingelegt.«

    Ich hörte Schuld in seiner Stimme. Er meinte, er hätte seine Frau im Stich gelassen. Obwohl das nicht stimmte, würde er das immer glauben.
    »Jedenfalls«, fuhr er fort, »hatte Waxx es einmal geschafft, und dann konnte er es auch ein zweites Mal schaffen. Als Nächstes waren meine Töchter dran. An die musste ich jetzt denken, nur an die.«
    »Lassen Sie sich Zeit«, sagte ich, weil er immer erregter klang. »Wenn es jetzt zu viel für Sie ist, können Sie mich später nochmal anrufen. Oder überhaupt nicht mehr.«
    »Nein. Ich muss es Ihnen erzählen. Sie begreifen nicht, was vor sich geht. Ich muss es tun.« Er holte tief Luft. »Also habe ich die paar Sachen, die wir ausgepackt hatten, rasch wieder in die Koffer geworfen. Emily und Sarah schliefen so fest, dass sie sich kaum regten, als ich sie zum Wagen trug, auf den Rücksitz legte und anschnallte. Als ich wegfuhr, folgte uns niemand. Aber auf den hundert Meilen von unserem Haus zum Motel hatte uns bekanntlich auch niemand verfolgt.«
    »Die Kreditkarte«, sagte ich angesichts dessen, was er mir eingeschärft hatte.
    »Tja. Das dachte ich auch, weil ich im Motel eine verwendet hatte. Schließlich sieht man so was im Kino, dass man dadurch lokalisiert werden kann. Aber Waxx war ja nicht das FBI, sondern ein mieser Literaturkritiker, der anderen Leuten nicht besser hinterherschnüffeln konnte als ich. Vielleicht hatte er also was an unserem Wagen angebracht.«
    »Einen Sender oder so was«, sagte ich.
    »Deshalb bin ich in ein Wohnviertel eingebogen, habe den Wagen abgestellt und mich nach einem anderen umgesehen, den ich stehlen konnte. Habe an Türen gerüttelt, und wenn eine aufging, habe ich unter den Sonnenblenden und den Sitzen
nach dem Schlüssel gesucht. Sogar bei Autos, die nicht am Straßenrand, sondern in der Einfahrt standen. Ich konnte kaum glauben, welches Risiko ich einging, aber ich war halb wahnsinnig vor Angst um die Mädchen. Schließlich fand ich tatsächlich einen Wagen, bei dem der Zündschlüssel steckte, habe ihn neben unseren gestellt und erst das Gepäck und dann die Mädchen umgeladen. Emily wäre fast aufgewacht, aber ich habe sie wieder in den Schlaf gewiegt.«
    Der Regen rauschte weiter an die Windschutzscheibe, aber plötzlich war der Verkehr verschwunden. Rückspiegel und Seitenspiegel zeigten eine schwarze Leere, und auch vor uns waren keinerlei Rücklichter sichtbar. Jenseits des Scheinwerferlichts wurde die Straße zu einer schwarzen Ader in der Nacht, auf der wir auf einen ebenso unbekannten wie unvermeidlichen Punkt der Zerstörung zufuhren.
    »Unser Haus stand westlich von New York«, sagte Clitherow, »und inzwischen waren wir nach Pennsylvania gelangt. Ich fuhr weiter nach

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