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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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letztes Wort, eine entscheidende Information.
    Es dauerte jedoch nur wenige Sekunden, bis er keinen Laut mehr von sich gab.
    Als er vorhin immer erregter geworden war und ich ihm gesagt hatte, er könne sich doch später melden oder gar nicht mehr, da hatte er etwas erwidert, das nun eine neue Bedeutung gewann: »Ich muss es Ihnen erzählen. Sie begreifen nicht, was vor sich geht. Ich muss es tun.«
    Sein Mörder hatte ihn nicht erst während des Anrufs überrascht, er war die ganze Zeit dabei gewesen. Mit einem Messer
bedroht, war John Clitherow gezwungen worden, die grässliche Geschichte vom Tod seiner Angehörigen wiederzugeben, um mich zu erschüttern und sich selbst zu erniedrigen.
    Vor mir prasselten Regenschwaden an die Windschutzscheibe.
    Irgendwann, nachdem Clitherow mich das erste Mal kontaktiert hatte, war er Waxx in die Hände gefallen. Er hatte zwar ein Wegwerfhandy benutzt, aber meine normale Nummer angerufen, ohne sich klarzumachen, dass Waxx die angezapft hatte. Irgendwie hatte ihn das buchstäblich ans Messer geliefert.
    Wir fuhren an einem Fahrzeug vorbei, das auf dem Standstreifen parkte. Im Regen sah ich es nur undeutlich, dachte jedoch, es sei ein schwarzer Geländewagen. Kein Cadillac, nein, das nicht. Waxx konnte schließlich nicht gleichzeitig an mehreren Orten sein. Außerdem flammten im Seitenspiegel keine Scheinwerfer auf.
    Im Telefon, das mich mit dem fernen Tatort verband, hörte ich wieder Geräusche. Es war der Mörder, der sich dem Gerät näherte und es aufhob. Dann kam sein langsamer, ruhiger Atem.
    Entschlossen, nicht als Erster zu sprechen, lauschte ich seinem Atem, während er meinem lauschte. Meine Entschlusskraft hielt nicht lange vor, und obwohl mir klar war, wer da am anderen Ende sein musste, fragte ich: »Wer ist da?«
    Die Stimme war tief und rau. Sie war von einer falschen Gutmütigkeit erfüllt, in der eine deutliche Drohung mitschwang. »Hallo, Bruder.«
    Das war nicht Shearman Waxx, falls der nicht über mehrere Stimmen verfügte.
    »Bruder«, sagte er, »hörst du mich?«
    »Ich bin nicht Ihr Bruder«, erwiderte ich.

    »Alle Menschen sind meine Brüder.«
    »Waxx? Sind Sie das? Wer sind Sie?«
    »Ich bin meiner Brüder Töter«, sagte er. Sein leises Lachen klang hässlich.
    Ich öffnete mein Fenster, drückte die Aus-Taste meines Handys und warf es hinaus in die Nacht.

42
    Zwanzig Minuten vor Mitternacht bog Penny von der Autobahn auf die erste Raststätte ein, die auftauchte, nachdem ich mein Handy weggeworfen hatte. Durch das schlechte Wetter kam der Lkw-Verkehr nicht so vorwärts wie gewohnt, weshalb nur wenige Fahrer Pause machten. Der Parkplatz war fast leer, und auch an der Tankstelle herrschte nicht viel Betrieb.
    Penny hielt unter dem Dach einer Tankinsel, an der kein anderes Auto an den Zapfsäulen stand. Wir stiegen aus, ohne Milo und Lassie, die schlafend auf dem Rücksitz lagen, aufzuwecken.
    Normalerweise zog man direkt an der Säule eine Kreditkarte durch den Scanner, aber nach kurzer Diskussion waren wir uns einig, darauf zu verzichten. Obwohl ich Penny und Milo nur äußerst ungern allein ließ, eilte ich deshalb ins Gebäude, um vorab bar zu bezahlen. Dann wurde die entsprechende Benzinmenge manuell freigegeben.
    Der Kassierer war ein netter, älterer Kerl, dem ein Stück Kautabak die Backe ausbeulte. Er hatte bestimmt einen prächtigen Humor und steckte voll unterhaltsamer Geschichten. Für einen Romanschriftsteller waren solche Typen eigentlich eine wahre Goldgrube, aber leider befand ich mich weder in Florida, noch recherchierte ich für ein neues Buch.
    Deshalb tat ich so, als könnte ich kein Englisch sprechen, und erfand aus dem Stegreif ein pseudo-slawisches Kauderwelsch. Das erschwerte die Kommunikation ausreichend, um den Mann von allen Gesprächsangeboten abzubringen, ohne
ihn zu beleidigen. Als ich zum Wagen zurückkam, hatte Penny bereits den Stutzen in den Tank gesteckt, und auf der Zapfsäule ratterten die Zahlen herunter.
    Hier war es völlig windstill. Jenseits des Dachs strömte der Regen so senkrecht herunter, dass seine geraden Linien jeden vom Gesetz der Schwerkraft überzeugt hätten, der daran zweifelte. Derartige Leute musste es zuhauf geben, da wir in einer Epoche der begeisterten Ignoranz lebten, in der alle seit Jahrhunderten bekannten Fakten verdächtig waren, wenn sie nicht gar gegen eine neue, dem Zeitgeist gemäße Theorie ausgetauscht wurden.
    Trotz Milos Mahnung, er sei zwar ein Kind, aber doch auch wieder keines,

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