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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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nun die Nummer mitteilen.
    »Wie läuft’s?«, fragte sie anschließend.
    »Dein Wagen hat noch keinen einzigen kleinen Kratzer abbekommen.«

    »Soll das etwa heißen, du lässt Penny ganz alleine fahren?«
    »Du solltest nicht mehr auf Milo aufpassen. Der hat eindeutig einen schlechten Einfluss auf dich.«
    »Hör mal«, sagte Vivian, »ich habe ein wenig im Internet recherchiert und bin auf etwas Interessantes gestoßen. Ich glaube nicht, dass Thomas Landulf das einzige Opfer in Smokeville war. Vielleicht hat Waxx noch jemand anderen aufs Korn genommen. Der heißt Henry Casas und ist noch mehr oder weniger am Leben.«

46
    Smokeville wirkte so malerisch, dass man ständig nach den Gnomen und Elfen Ausschau hielt, die es gebastelt hatten.
    Die Geschäfte in der Hauptstraße und die meisten Wohnhäuser waren im viktorianischen Stil erbaut und mit so vielen Zierelementen versehen, dass jeder Bauhausarchitekt verzweifelt mit den Zähnen geknirscht hätte.
    Das Städtchen, in dem laut Ortsschild etwa viertausend Menschen lebten, breitete sich auf einer kleinen Tiefebene über dem Meer aus. Im Westen führten die mit Zedern und Schierlingstannen bestandenen Straßen zum Ufer hinab.
    Mitten im Wasser erhoben sich dort Felstürme, die zu fantastischen Formen verwittert waren. Wenn der Wind stark genug hindurchstrich, hörte man Töne wie von klagenden Oboen und irischen Flöten.
    Die kleine Feriensiedlung, die wir uns als Unterkunft ausgesucht hatten, war eine Ansammlung reizender Holzbungalows aus den 1930er Jahren, beschattet von gewaltigen Himalaya-Zedern, die dastanden wie eine Schar Riesenmönche.
    Ein Vorschuss in bar und das Nummernschild unseres Wagens ließen uns so vertrauenswürdig erscheinen, dass der Mann an der Rezeption nicht von mir verlangte, eine Kreditkarte oder meinen Führerschein vorzuweisen. Ich unterschrieb die Anmeldung mit Kenton Ewen, einer Komposition aus den Vornamen meiner toten Onkel.
    Als wir aus dem Haus auf Balboa Island geflohen waren, hatte Milo einen Koffer zurücklassen müssen. Gerettet hatte
er allerdings das Ding, das mich an eine Brotbox erinnerte, und einen zweiten Koffer mit allerhand seltsamen, merkwürdigen und unverständlichen Objekten. Dazu kamen die Sachen, die Grimbald ihm besorgt hatte. Nun brannte er darauf, im kleinen Wohnzimmer des Bungalows sein Labor aufzubauen.
    Wenn die Adresse, die Vivian Norby recherchiert hatte, stimmte, dann war das Haus von Henry Casas von hier aus zu Fuß erreichbar. Angesichts des Zustands, in dem Casas sich befand, waren wir uns einig, dass man wohl am ehesten zu ihm vordringen konnte, wenn man allein kam.
    Penny und ich trennten uns nur äußerst ungern, aber inzwischen waren wir bewaffnet und konnten uns besser wehren als vorher. Deshalb blieb sie bei Milo und Lassie in unserem Bungalow.
    Das Haus von Henry Casas hatte eine fantastische viktorianische Fassade, eine breite Veranda und eine italienisch anmutende Flügeltür mit einem Oberlicht aus buntem Glas.
    Vor zweieinhalb Jahren, hatte Vivian mir berichtet, war Casas’ Mutter aus Atlanta nach Smokeville gezogen, um sich um ihren Sohn zu kümmern.
    Die Frau, die mir die Tür aufmachte, war in den Fünfzigern. Ihre makellose Haut, ihre Rehaugen und ihre zierliche Gestalt ließen ein empfindsames Wesen vermuten, doch ihre Hände waren stark und von körperlicher Arbeit gezeichnet, und beim zweiten Blick sah sie aus wie jemand, der vor keiner Herausforderung zurückschreckte.
    »Guten Tag.« Sie hatte einen Südstaatenakzent.
    »Sind Sie Mrs Casas?«
    »Henrys Mutter, ja.«
    »Mrs Casas, mein Name is-«
    »Ich weiß, wer Sie sind, Mr Greenwich. Ich kann mir zwar
nicht vorstellen, weshalb Sie hier vor mir stehen, aber ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen.«
    Sie trat einen Schritt zurück und bat mich herein.
    Obwohl sie sogleich annahm, dass ich ihren Sohn sprechen wollte, führte sie mich zuerst in die Bibliothek, in der viele Bücher, aber keinerlei DVDs standen.
    Die auffälligsten Objekte im Raum waren zwei Gemälde von Henry. Sein Talent war unübersehbar.
    Als realistischer Maler, der gern Geschichten erzählte, hatte er sich eine exakte Technik angeeignet. Eines der Bilder war in Eitempera auf Gipsgrund ausgeführt, das andere ein Aquarell. Ein Gefühl für Licht und die Klarheit der Malweise fesselten den Blick. Der Künstler war zwar eindeutig von Andrew Wyeth beeinflusst, doch seine Motive waren ebenso eigenständig wie die Komplexität dessen, was er damit

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