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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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an, Gleichungen vor sich hin zu murmeln.
    »Jetzt zieht er sich wieder in seinen Kokon zurück«, sagte ich. »Dabei hatte ich ihn schon fast so weit, dass er mir was über das Ding erzählt, das was passieren lässt, was niemand glauben würde. Warum bist du bloß aufgewacht!«
    »Dumm gelaufen. Also, was war zuerst da - das Huhn oder das Ei?«
    »Ein Paradoxon. Ohne Antwort.«
    »Die Antwort ist das Ei. Es ist nämlich Zeit fürs Frühstück.«
     
    An einer Raststätte tankten wir und setzten uns dann im Lokal zum Frühstück ans Fenster. Der Morgen dämmerte, und das erste goldene Sonnenlicht ließ auf der großen Glasscheibe den ganzen Fliegendreck sichtbar werden, den die Nacht verborgen hatte.

    Lassie hatten wir notgedrungen im Wagen lassen müssen, aber den hatten wir so geparkt, dass wir sie beim Essen im Blick behalten konnten. Sie behielt uns übrigens auch im Blick. Durchs Seitenfenster hindurch starrte sie uns anklagend an.
    Nachdem wir ihr eine gegrillte Frikadelle gebracht hatten, um ihr Futter aufzubessern, waren wir in ihren Augen wieder echte Helden.
    Kalifornien ist ein riesiger Bundesstaat, größer als die meisten eigenständigen Länder. Vom Boom-Bunker in Orange County bis nach Smokeville waren es über achthundertfünfzig Meilen, und wir hatten noch mindestens fünf Fahrtstunden vor uns.
    Theoretisch hätten wir das Flugzeug nehmen können, allerdings nicht mit dem ganzen Kram, den Milo zu brauchen meinte, nicht - oder nicht problemlos - mit Lassie und nicht, ohne auf einer Passagierliste aufzutauchen, die der offenbar allwissende Shearman Waxx innerhalb von Nanosekunden nach dem Abflug in der Hand gehalten hätte.
    Da Penny vor dem Frühstück mehr als vier Stunden lang geschlafen hatte, übernahm sie für die nächste Etappe unserer Reise das Steuer.
    Ich fühlte mich zerknittert und verdreckt, meine Bartstoppeln juckten, von meinem ausgiebig mit Chili gewürzten Omelett hatte ich Sodbrennen, und ich wusste, dass ich im grellen Tageslicht eigentlich nicht schlafen konnte. Dennoch sagte ich hoffnungsvoll zu Penny: »Wenn wir wieder in die Nähe der Küste kommen, wo es einsam wird, weck mich auf. Dann suchen wir einen abgelegenen Fleck, wo du mir Schießunterricht geben kannst.«
    Schon etwa eine halbe Meile weiter schlief ich doch ein.
    Als Penny mich zweieinhalb Stunden später aufweckte, befanden
wir uns nicht mehr auf dem Highway 101, sondern fuhren einen holprigen, überwucherten Feldweg entlang. Die Sonne stand in unserem Rücken. Steif und trocken von der Sommerhitze, ragte vor uns Unkraut auf, das von den Rädern niedergemäht wurde. Seit dem vergangenen Frühling war offenbar niemand hier durchgekommen.
    Der Weg führte durch einen Kiefernwald zur Küste hinab. An einem schmalen, steil abfallenden Strand brachen sich die Wellen. Landeinwärts ging der grobkörnige Sand in einen breiten Streifen aus kleinen, von den Gezeiten geglätteten Steinchen und Kieseln über.
    Penny parkte auf dem Kiesstreifen, wo dieser an einem Felsvorsprung endete.
    Als sie den Motor abschaltete, sagte ich: »Falls du dir Sorgen machen solltest, dass eine Pistole zu kompliziert für mich ist und ich mir die Nase abschieße - damit ist es jetzt vorbei. Ich schaffe es!«
    »Mit einer abgeschossenen Nase werde ich schon fertig. Solange nicht wieder so was wie die Sache mit dem Staubsauger passiert, ist alles in Ordnung.«
    »Ich meine es ernst, Penny. Ich schaffe es.«
    Sie streichelte mir die Wange. »Ich weiß, dass du es schaffst, Liebling. Du kannst schließlich alles.«
     
    Eines war mir allerdings nicht klar gewesen: Bevor man schießen lernte, musste man lernen, wie man sich dabei hinstellte. Dabei ging es nicht nur um die Füße, sondern um den ganzen Körper einschließlich der Arme und der Position der Hände an der Waffe. Für manche Situationen zog Penny die sogenannte Weaver-Stellung vor, für andere die Isosceles-Stellung. Das war zwar leichter zu lernen als Walzertanzen, aber schwerer, als ich erwartet hatte.

    Milo und Lassie blieben im Wagen. Offenbar war Milo so mit seinen technischen Spielereien beschäftigt, dass er nicht sah, wie blöd ich mich anstellte, aber jedes Mal, wenn ich zum Wagen hinüberblickte, beobachtete Lassie mich und schien dabei zu lachen.
    Die Metallkoffer, die wir aus dem Boom-Bunker mitgebracht hatten, enthielten Schulterholster, um unsere Waffen verdeckt zu tragen, Ersatzmagazine, Munition und denselben Typ Pistole für uns beide: eine Springfield Armory Super Tuned

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