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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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Champion, Kaliber.45. Das war, wie man mir erklärt hatte, eine Spezialausführung der Colt-Commander-Serie.
    An diesem einsamen Küstenstreifen war das nächste Haus bestimmt fünf Meilen weit entfernt. Der leichte Wind, der aufs Meer hinaus wehte, würde den Lärm der Schüsse zumindest teilweise davontragen.
    Als ich die ersten zwanzig bis dreißig Mal abdrückte, holten mich die Bitten und die Schreie der Opfer an jenem lange vergangenen Septemberabend wieder ein. Sie kamen mir so real vor wie das Krachen der Pistole und das Rauschen der Wellen, die sich hinter uns brachen.
    Zu dieser Jahreszeit war es an der Nordküste Kaliforniens schon kühl, doch ich war trotzdem bald in Schweiß gebadet. Der menschliche Geist ist ein geschickter Schwindler mit einem unbegrenzten Repertoire an Tricks, und mein Geist verwandelte den Geruch des Schießpulvers nun in den sauren Atem von Tray, genauso, wie er damals gerochen hatte.
    Um wirklich etwas zu lernen, feuerte ich hundert Patronen des Typs Federal Hydra-Shok.45 ACP ab, und ich hätte weitere fünfhundert gebraucht, wäre meine Trainerin nicht so fähig und geduldig gewesen. Am Ende des Unterrichts war ich zwar nicht gerade ein Kunstschütze, aber ich wusste, was ein
Rückstoß war und wie man damit umging. Wenn es darauf ankam, mich aus nächster Nähe zu verteidigen, blamierte ich mich vielleicht nicht ganz und gar.
    Als Ziel hatten wir die großblättrigen Pflanzen genommen, die auf dem Felsvorsprung wuchsen. Manche waren unversehrt geblieben, aber immerhin hatte sich ein zufriedenstellender Prozentsatz nun in Kohlsalat verwandelt.
    Um mir zu zeigen, wie man die Pistole reinigte, setzte Penny sich mit mir auf einen großen Felsen direkt am sandigen Teil des Strands.
    Nun war es so weit, ihr mein Geheimnis zu gestehen, weshalb ich allen Mut zusammennahm und sagte: »Du weißt, ich habe dich nie angelogen.«
    »Ich dich auch nicht.«
    »Allerdings habe ich dich absichtlich getäuscht, als ich dir gesagt habe, ich gehe mit Milo mittags zu Roxie’s, ohne zu erwähnen, dass Waxx dort sein würde.«
    »Das habe ich in meinem Büchlein mit deinen Untaten auch notiert.«
    »Ich wusste gar nicht, dass du über meine Untaten Buch führst.«
    »Das Büchlein trägt den Titel Seine Übertretungen und wie er dafür büßen wird .«
    »Klingt irgendwie ziemlich mittelalterlich.«
    »Kein Wunder. Im vierzehnten Jahrhundert hätte ich mich sicherlich pudelwohl gefühlt.«
    Die leichte Brise zerzauste Pennys Haar nicht, sie ließ es anmutig wehen.
    »Tja«, sagte ich, »hoffentlich sind in dem Büchlein noch ein paar Seiten frei.«
    »Noch so eine Täuschung, indem du mir was verschwiegen hast, oder eine regelrechte Lüge?«

    »Ersteres. Es stammt aus der Zeit, in der wir uns kennengelernt haben, und es ist etwas … so Schlimmes, dass ich dich damit nicht belasten wollte. Es sollte nicht wie eine schwarze Wolke über dir und unserem Leben zusammen hängen. Aber inzwischen denke ich, vielleicht hätte ich es dir damals doch erzählen sollen.«
    »Geht es nur um eine Stripperin, oder ist auch ein Schoßhund beteiligt?«
    Ich holte tief Luft und stieß sie wieder aus. »Meine Tante Edith war nicht die Schwester meines Vaters, sondern die meiner Mutter, und sie hat mich nicht nur erzogen, sondern auch adoptiert. Ich wurde nicht mit dem Namen Greenwich geboren.«
    »Sondern? Soll ich mal raten? Ist es Hinz, ist es Kunz … oder vielleicht Durant?«
    Ich war wie vor den Kopf geschlagen. »Woher weißt du das?«, stotterte ich. »Und wann hast du es erfahren?«
    »Kurz nach unserer Hochzeit«, sagte sie und fuhr fort, ihre Pistole zu reinigen. Dabei hatte sie denselben liebevollen Ausdruck auf dem Gesicht, wie wenn sie Lassie das Fell bürstete.
    Mir fiel nur eine einzige Erklärung ein: »Grimbald. Der wollte alles über den Kerl herausbekommen, den seine Tochter heiratet. Und er ist genau der Typ, der eine Menge Privatdetektive kennt.«
    »Was für ein Typ soll das sein? Ein Boom? Aber es war nicht Daddy, sondern deine Tante Edith.«
    Nun wusste ich endgültig nicht mehr ein noch aus. »Aber die ist doch vier Jahre, bevor wir uns kennenlernten, gestorben!«
    »Cubby, wenn eine kluge Frau weiß, dass etwas Wichtiges getan werden muss, dann lässt sie sich selbst von ihrem Tod nicht davon abhalten.«

    Es machte Penny sichtlich Spaß, mich auf die Folter zu spannen. Das war eigentlich sehr erfreulich, denn es bedeutete, sie war nicht zornig auf mich.
    »Edith hatte schon vermutet, dass du

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