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Blitz bricht aus

Blitz bricht aus

Titel: Blitz bricht aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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hinaus: »Die Krämpfe haben begonnen!« Dann warf er die Tür wieder zu, ohne zu wissen, ob man ihn gehört hatte, was in dieser Situation ja auch gleichgültig war. Die Piloten taten ja alles, was in ihrer Macht stand, um einen Flugplatz zu erreichen; alles andre ruhte ganz allein auf seinen Schultern. Er nahm die Medizinflasche, die er auf dem Koffer bereitgestellt hatte, und trat neben den Hengst. Jetzt zeigten seine Augen schon, daß er Schmerzen litt. Sie waren angstvoll geweitet, glänzten unnatürlich, und die Pupillen erweiterten sich immer mehr.
    Alec wußte, daß er größte Sorgfalt anwenden mußte, wenn er Blitz die Medizin eingeben wollte. Es war bisher nur selten vorgekommen, daß der Hengst Medizin schlucken mußte, und es war nie einfach gewesen. Er sprach freundlich auf ihn ein, stellte sich neben seinen Kopf, streichelte ihn und führte dabei seine Finger unmerklich immer näher an sein Maul heran. In der andern Hand hielt er die Flasche möglichst niedrig, damit Blitz sie nicht sehen konnte. Dann öffnete er das Maul und wollte eben die Medizin hineingießen, als der Hengst den Kopf schüttelte und Alec dabei die Flasche aus der Hand schlug. Sie zerschellte am Boden. Ein andres Medikament hatte Alec nicht mitgenommen.
    Blitz schlug aus, als die Schmerzen schlimmer wurden, er zerrte mit aller Gewalt an den Seilen, die jedoch standhielten. Er scharrte wütend, versuchte dann, sich zu Boden zu werfen, um sich zu wälzen. Wieder spannten sich die Seile aufs äußerste, gaben aber nicht nach. Unter den schweren Decken tropfte der Schweiß herab, bald lief er in kleinen Rinnsalen.
    Alec holte trockene Decken und das Liniment. Er warf die Decken über den anschwellenden Körper, um den Schweißausbruch noch zu verstärken. Dann trat er, ohne an seine eigne Sicherheit zu denken, in die enge Box und begann das Liniment auf dem Bauch des Hengstes in der Magengegend zu verreiben.
    Blitz war außer sich vor Schmerzen. Er kannte jetzt keinen Herrn mehr, weder Liebe noch Duldsamkeit, nur noch die grausamen Schmerzen, die seinen Magen folterten. Er hatte das Gefühl, sich durch wilde Bewegungen von seiner Pein befreien zu können. An seinem schmalen, feinen Kopf waren die Adern angeschwollen wie Stricke; es sah aus, als wollten sie bersten. Er schnaubte, zog sich zusammen, als ob er einen großen Sprung machen wollte. Sein Körper bebte, Schaum flockte aus seinem keuchenden Maul und den Nüstern.
    »O Blitz, was soll ich nur tun?« Alec wiederholte die Worte wieder und wieder, aber das schwer leidende Tier hörte sie nicht. Es hatte die Augen vor Schmerz geschlossen und war unzugänglich für alles andre.
    Plötzlich warf Blitz sich vorwärts, die Tür der Box zerbrach unter dem Gewicht seines riesigen Körpers. Die Seile rissen, die Halfterschnalle ging entzwei, und die Riemen hingen nun lose um seinen Kopf. Er stand einen Augenblick still, denn er wußte noch nicht, daß er jetzt frei war.
    Alec rannte zur Pilotenkanzel und schrie: »Sie müssen landen! Sofort! Der Hengst ist frei!« Dann rannte er zu Blitz zurück, der sich gerade wieder mit einem mächtigen Ruck nach vorn warf. Die losen Decken verfingen sich an der offenen Tür der Box, aber sein Schwergewicht schleuderte ihn weiter; er stürzte zu Boden und schlug um sich. Das Flugzeug schlingerte unter seinen heftigen Bewegungen; er flog auf die andre Seite, stieß sich ab, sprang halb auf und stürzte wieder zu Boden, wo er seinen nun unbedeckten, schweißtriefenden Körper zusammenkrümmte.
    Das Flugzeug geriet ins Trudeln, rutschte nach der einen Seite ab, tanzte auf und nieder. Dann richtete es sich wieder auf und glitt im Sturzflug in die Tiefe.
    Alec wurde bei diesem jähen Hinunterschießen von grauenhafter Furcht befallen. Seine Brust war wie von Stricken umschnürt, sein Mund stand nach Atem ringend offen. Wenn er sich jetzt nicht zusammenriß und zu seinem Pferd ging, würde er es niemals mehr schaffen. Er machte erst einen Schritt, dann noch einen auf Blitz zu.
    Der Hengst sprang wieder auf die Füße und bäumte sich, wobei sein Kopf an die Decke der Box stieß; er wirbelte sich herum, als er herunterkam, und ging wieder zu Boden, wo er sich in Krämpfen wand und die Beine wild in die Luft stieß.
    Alec wurde zum andernmal gegen die Seitenwand des Flugzeugs geworfen, als es von Blitz’ wilden Bewegungen neuerdings ins Schlingern geriet. Die Motoren schienen durch ein neues, schrilleres Dröhnen zu protestieren, und der Boden der Kabine neigte

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