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Blitz bricht aus

Blitz bricht aus

Titel: Blitz bricht aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Meinung; er erklärte stets, daß Vulkans Schnelligkeit nie übertroffen worden sei. Und die Rennbahnsachverständigen stimmten ihm natürlich zu, weil sie es nicht besser wußten. Doch wenn Vulkans Rennkarriere eines Tages beendet war, würde die Welt des Turfs ihn genauso vergessen, wie sie Blitz vergessen hatte, denn immer kamen jüngere Pferde nach, die die alten verdrängten. Neue Bahnrekorde wurden aufgestellt, neue Sieger wurden gekrönt und bewundert. »Nachtwind«, im Besitz der »High Crest Ranch« in Texas, hatte in der letzten Rennsaison den Titel »Pferd des Jahres« errungen. Wie lange würde es dauern, und die Rennwelt würde an Vulkan nur noch als an einen erfolgreichen Deckhengst denken, genau wie es jetzt mit Blitz der Fall war. Für die Rennwelt von heute war Blitz vor allem der Vater der großen Sieger Vulkan, Bonfire und Black Minx, und auf den Koppeln daheim gab es andre Junghengste und Stuten, die sein Blut führten und vielversprechend heranwuchsen.
    Nun, eine Zeitlang kann ich all das vergessen, dachte Alec. Sowohl für mich wie für Blitz gibt es vorerst keine Pflichten, keine Regeln, keinen Alltagstrott.
    Plötzlich wurde ihr ruhiger Flug gestört. Das Flugzeug bockte derartig, daß Alec fast von seinem Bänkchen gefallen wäre. Blitz stampfte hastig mit den Hufen, um sein Gleichgewicht nicht zu verlieren. Das Flugzeug kam wieder in die richtige Lage, stürzte aber nach wenigen Minuten in ein Luftloch und gierte heftig. Alec verließ seinen Sitz, um sich an Blitz’ Kopf zu stellen. Er war dabei, ihm beruhigend zuzureden, als die Tür geöffnet wurde und der Kapitän hereinkam. »Da hat sich leider im Süden ein Sturm aufgemacht, dessen Rand uns noch erwischt hat«, erklärte er. »Ich mußte unsern Kurs ändern und fliege nun etwas nördlicher.«
    »Wo sind wir denn jetzt?« fragte Alec.
    »Über Westnebraska. Ich bezweifle, daß das Wetter noch schlechter werden wird, doch wäre es mir lieber, Sie gingen auf Ihren Sitz und befestigten Ihren Gurt.«
    »Nein, ich halte es für richtiger, bei meinem Pferd zu bleiben«, antwortete Alec.
    »Ist es in Ordnung?«
    »Er ist erschrocken, aber ich werde schon damit zurechtkommen.« Nachdem der Kapitän wieder gegangen war, blieb Alec nahe bei Blitz stehen und sprach auf ihn ein, da das Schlingern anhielt, und zwar über eine Stunde lang. Der Hengst war sehr unruhig, weil er nicht wußte, wie er dem ständigen Hinundherschwanken begegnen sollte. Seine Augen waren weit aufgerissen.
    Alec wurde es ungemütlich. Er wußte, daß die Piloten ihr Bestes taten, um das Flugzeug gerade zu halten, und daß er von dem Wetter selbst nichts zu fürchten hatte. Blitz erregte sich jedoch mehr und mehr, sein Kopf fühlte sich feucht an, seine kleinen Ohren zuckten beständig, und Alec spürte durch die Decke hindurch, daß er am Körper schwitzte. Das waren keine guten Zeichen.
    Alec versuchte auf jede Weise, ihn zu trösten und abzulenken. Nicht, daß er die Gewalt über ihn zu verlieren fürchtete, ihm machte vielmehr der Schweißausbruch Sorge. Ein erhitztes Pferd in einem kühlen, zugigen Flugzeug konnte leicht krank werden. Er streichelte sein Maul in der Hoffnung, ihn wieder zum Herausstrecken der Zunge zu veranlassen; aber Blitz wollte von diesem Spiel nichts wissen. Wieder sackte das Flugzeug durch, und Blitz versuchte strauchelnd sein Gleichgewicht zu bewahren. Er schnaubte, schüttelte den Kopf und riß mit Gewalt an den haltenden Seilen. Sein langes Stirnhaar war feucht vor Schweiß.
    Als das Flugzeug wieder ruhig flog, zog Alec die Decke höher zum Hals hinauf und sprach in bittendem Tonfall auf sein Pferd ein. Er entschuldigte sich in der gewohnten, nur ihnen beiden verständlichen Sprache und suchte das Vertrauen des Hengstes zu gewinnen, indem er ihm immer wieder versicherte, daß er keine Ursache habe, sich zu fürchten. Und langsam, ganz langsam begannen seine sanften Laute und sein Streicheln Blitz zu beruhigen. Er schüttelte weniger häufig den Kopf, und sein Körper zitterte nicht mehr, obwohl er noch sehr warm war. Er hörte auf, an den Stricken zu zerren und hielt seine Beine breit auseinander in der Erwartung des nächsten Schlingerns. Seine Augen ruhten auf Alec. Der Kapitän kam wieder herein. »Es tut mir leid«, sagte er, »es wurde schlimmer, als ich angenommen hatte. Doch jetzt haben wir es überwunden. Wie steht es denn bei Ihnen?« Er betrachtete mit Unbehagen Blitz’ schweißglänzenden Kopf.
    »Eine Weile war es schwierig, aber

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