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Blitz bricht aus

Blitz bricht aus

Titel: Blitz bricht aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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obwohl diese Koliken sehr unangenehm und beängstigend waren, verliefen sie kaum je verhängnisvoll, wenn man einen Tierarzt herbeiholen konnte, der schmerzstillende Spritzen verabreichte, und wenn man das betroffene Pferd umherführen, es auf den Beinen halten konnte, um es daran zu hindern, sich am Boden zu wälzen und Magen und Därme zu verletzen.
    Doch was—um Himmels willen—sollte er in der engen Kabine dieses Flugzeugs machen? Hunderte von Metern in der Luft über einem wilden Gebirgszug? Was sollte er tun, wenn Blitz wirklich von Kolik befallen wurde?
    Er fühlte, daß er im Begriff war, die Fassung zu verlieren. Er stand da und starrte sein Pferd an in der verzweifelten Hoffnung, daß es doch nicht dazu kommen möchte. Ärgerlich schüttelte er das Gefühl von Hilflosigkeit ab. Er ging zu dem Koffer und nahm eine Flasche mit einer Medizin heraus, die er schon gelegentlich vorbeugend bei von Kolik befallenen Pferden angewandt hatte, bis der Tierarzt kam. Er nahm noch eine Decke und eine Flasche Liniment aus dem Koffer und stellte beides bereit; dann ging er zu Blitz, der ruhig schlummernd dastand. Vielleicht würde alles gutgehen. Er sah auf seine Uhr—zehn Minuten waren inzwischen vergangen. Immerhin war es besser, er benachrichtigte die Piloten.
    Sie saßen auf ihren Plätzen mit dem Rücken zu ihm, als er in die Kanzel trat. Der Copilot hatte die Radiohörer an den Ohren. Sie bemerkten nichts von seinem Kommen, bis er sagte: »Ich fürchte, mein Pferd wird krank.«
    Beide fuhren überrascht herum. »Krank?« fragte der Kapitän und sah Alec forschend an. »Bedenklich?«
    »Sehr böse, falls es eintreten sollte.«
    »Demnach ist es jetzt noch in Ordnung?«
    »Im Augenblick ja.«
    »Woher wissen Sie dann, daß es krank werden wird?«
    »Ganz sicher weiß ich es noch nicht; aber es wäre besser, wir würden auf dem nächsterreichbaren Flugplatz landen.«
    Der Kapitän versuchte zu lächeln. »Sie scherzen! Wir befinden uns über vollkommen unbesiedeltem Land.«
    »Scherz liegt mir fern«, sagte Alec. »Was ich befürchte, ist Kolik. Wenn diese Magenkrämpfe eintreten, habe ich das Pferd nicht mehr in der Gewalt.«
    »Also meinen Sie...? « Der Kapitän verlor alle Farbe aus dem Gesicht. »Wieviel Zeit bleibt uns denn?«
    »Es kann sich nur um Minuten handeln, und helfen kann ich ihm nur, wenn ich ihn umherführen kann.« Alecs Augen trafen die des Kapitäns. »Wir müssen unter allen Umständen landen.«
    Der Kapitän wandte sich ab, betätigte das Seitensteuer und wendete das Flugzeug scharf nach rechts. Durch die Windschutzscheibe konnte Alec die Zacken unten vorüberwirbeln sehen.
    »Lassen Sie mir eine Stunde Zeit«, sagte der Kapitän, »eine Stunde brauche ich unbedingt, um den nächsten kleinen Flugplatz zu erreichen, auf dem ich niedergehen kann.« Dann wendete er sich an den Copiloten: »Versuchen Sie den Flugplatz zu erreichen, funken Sie, daß wir landen wollen und aus welchem Grund.«
    Alec kehrte zu Blitz zurück. Er hatte jetzt seinen feinen, schmalen Kopf erhoben und wieherte, als Alec zu ihm trat. Spielerisch streckte er seine Zunge heraus, und Alec ging sofort auf das Spiel ein.
    Einige Minuten vergingen so. Alec betete, daß er sich geirrt und zu schwarz gesehen haben möge. Er lauschte auf die auf hohen Touren laufenden Motoren und feuerte sie in verzweifeltem, stummem Gebet zu noch größerer Schnelligkeit an, denn erst, wenn er sich mit Blitz am Boden befand, würde ihn die entsetzliche Furcht verlassen. Auf alle Fälle würde er dort, ob mit oder ohne den Beistand eines Tierarztes, eines Kolikanfalles Herr werden können. Am Boden würde er imstande sein, das Pferd zu bewegen, aber hier im Flugzeug war er vollständig hilflos. Wenn ihn das Verhängnis hier ereilte, würden die Folgen für alle drei Menschen und das Pferd aller Wahrscheinlichkeit nach tödlich sein. Abgesehen vom Donnern der Motoren blieb auch die nächste Minute noch ruhig. Dann hörte Blitz plötzlich auf mit der Zunge zu spielen, stampfte ungeduldig und zog an den Halteseilen, weil er den Kopf senken und nach seinem Magen sehen wollte.
    Alecs Gesicht wurde kalkweiß; das war das erste Symptom! »Nein, mein Junge, nein!« stammelte er außer sich. Tränen schossen ihm aus den Augen, er wischte sie unwillig weg. Der Hengst stampfte wieder auf den Boden, heftiger diesmal. Die Schmerzen setzten ein, und sie würden von nun an mit jeder Minute schlimmer werden.
    Alec sprang zur Kabinentür, riß sie auf und schrie

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