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Blitz bricht aus

Blitz bricht aus

Titel: Blitz bricht aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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konnte er einen Zipfel der Plane ergreifen und beiseite ziehen. Seine Augen versuchten die Finsternis im Innern des Wagens zu durchdringen. Er wollte hinein, nach vorn zur Fahrerkabine gehen und dem Fahrer sagen, daß er da war und dringend seines Beistands bedurfte.
    Jede seiner Bewegungen war von grauenhaften Schmerzen begleitet, aber er vermochte seinen Körper über die Latten zu ziehen. Als er sich fallen ließ, landete er auf einer großen Kiste; da begriff er, daß der Laster voll beladen war und daß er unmöglich bis nach vorn zum Fahrer gelangen konnte. Nun, es war im Moment gleichgültig; hier war jedenfalls eine Möglichkeit, sich hinzulegen und abzuwarten, bis das Fahrzeug wieder anhielt. Er fühlte sich geborgen, denn er hatte Hilfe gefunden. Er schloß die Augen, und nach einer Weile schlief er ein.
    Meilen um Meilen rollten unter den Rädern des schweren Lasters dahin. Er hatte zwei Fahrer, die alle vier Stunden miteinander abwechselten, ohne die Fahrt zu unterbrechen. Der eine glitt hinter dem Steuerrad hervor, während der andre es übernahm. Der Abgelöste begab sich sofort in die winzige Kabine neben dem Fahrersitz, um dort zu schlafen. Es waren routinierte Berufsfahrer, die viele Jahre auf den Landstraßen hinter sich hatten. Sie sahen die Landschaft, durch die sie fuhren, nicht mehr, wußten nicht, ob sie fruchtbar und schön oder karg und öde war; sie sahen nur die Straße vor sich, die nie zu enden schien, und kannten nur ihr Fahrzeug, das ihnen Brot gab und ihr Lebenszweck war.
    So fuhren sie den Rest der Nacht dahin, immer in südlicher Richtung. Als die Morgendämmerung aufstieg, verließen sie Wyoming und kamen nach Utah. In der Frühe hielten sie an, um zu frühstücken, doch eine Viertelstunde später waren sie wieder unterwegs. Sie hatten es eilig, Nevada zu erreichen und ihre Ladung loszuwerden. Dann würde der Laster mit andern Waren beladen werden, und sie konnten die weite Reise zurück nach Chicago antreten.
    Den ganzen Tag über fuhren sie mit großer Geschwindigkeit weiter; erst gegen Abend hielten sie wieder an, um in einer Raststelle etwas zu essen. Hastig überflogen sie die Speisekarte, wählten beide Beefsteak und aßen in Eile, ohne sich umzuschauen. Die andern Gäste sprachen von einem jungen Mann, einem berühmten Rennreiter, und seinem ebenso berühmten Pferd namens Blitz, die aus einem Flugzeug gestürzt und bisher nicht gefunden worden waren. Man suchte eifrig nach ihnen und hatte sogar Hubschrauber eingesetzt. Einer meinte, man würde sie sicher bald finden, aber ein andrer widersprach. Der Teil von Wyoming, in dem der Absturz stattgefunden hatte, wäre so rauh und zerklüftet, daß man sie kaum entdecken könne; und dann würden sie wohl umkommen. Die Piloten hatten berichtet, die Kabinentür sei offen gewesen, nachdem das Flugzeug auf einer Lichtung eine Notlandung vorgenommen hatte. Der junge Mann und das Pferd seien wohl kurz vorher hinausgestürzt, aber am Leben geblieben, denn ganz von weitem hätten sie das Pferd mit dem jungen Mann auf dem Rücken davongaloppieren sehen. Die Piloten hatten am frühen Morgen durch ihr Radio Hilfe herbeigerufen, und daraufhin hatte die Suche nach den Vermißten sogleich eingesetzt. Alle hofften inständig, man möge den jungen Mann und sein Pferd recht bald heil wieder auffinden.
    Die beiden Fahrer des Lasters hörten von alledem nichts. Als sie fertig waren, bezahlten sie ihre Zeche und verließen die Raststätte, um eilig wieder in ihr Fahrzeug zu klettern und weiterzufahren. Alec Ramsay lag immer noch in tiefem Schlaf. So führte der Laster ihn immer weiter weg von Wyoming, wo man unter Einsatz aller Mittel nach ihm und seinem Pferd suchte.
     

FÜNFTES KAPITEL

Vergebliche Suche
     
    Eine Stunde nachdem das Flugzeug mitten in der Nacht die Notlandung vorgenommen hatte, bewegte sich Blitz langsam durch die Wälder. Auch er war aus der Kabine geschleudert worden, aber erst kurz vor der Landung, als das Flugzeug schon dicht über dem Boden war. So war er unverletzt davongekommen. Halb irr vor Kolikschmerzen war er in vollem Galopp in den Wald hineingeprescht, als wollte er durch schnelle und heftige Bewegung seinen Schmerzen entfliehen; jedoch zwangen ihn die Dunkelheit und die ungemein dicht stehenden Bäume bald, sein Tempo zu vermindern. Er war über und über in Schweiß geraten, und sein einziges Bestreben war, sich niederzuwerfen, sich zu wälzen und um sich zu schlagen, aber nirgends hatte sich die Möglichkeit dazu

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