Blitz bricht aus
Walddickicht auftauchte.
Das trompetenartige Brüllen des Elchs war anfangs tief und guttural, stieg aber schnell zu einem erbosten hohen Geschrei an, wurde dann wieder ein tiefes Röhren und endete mit einem Grunzen. Er griff ungesäumt an, die breiten Schaufeln seines Geweihes schienen die Luft förmlich zu spalten.
Der Hengst maß das seltsame Geschöpf, das da auf ihn zuraste. Der Bulle war größer als er selbst und wohl auch schwerer, da er tiefe Hufspuren im Boden hinterließ. Blitz war zu klug, um den Anprall dieses vorgestreckten Kopfes mit dem riesigen Geweih durch Aufbäumen und Gegenstoß aufzufangen; er sprang gewandt zur Seite, wich aus und warf sich dann seinerseits mit voller Wucht zu tödlichem Zupacken auf das graubraune Genick, in der Hoffnung, daß sein Gewicht genügen würde, den Feind zu Boden zu werfen. Doch sein Gegner entglitt ihm, so tief und wütend die Zähne des Hengstes sich auch in den grauen Pelz verbissen. Als Blitz sich losriß, glitten seine Hufe aus, und ehe er sich fangen konnte, hatten die Geweihschaufeln sein Fell am Bauch aufgerissen. Er schrie, warf sich herum und schlug mit seinen Hinterhufen so wütend zu, daß der Elch zu Boden rollte. Gedankenschnell fuhr Blitz herum und bearbeitete den am Boden liegenden Gegner mit den Vorderhufen. Trotz den furchtbaren Schlägen gelang es seinem Widersacher hochzukommen, und wieder brachte er ihm mit den messerscharfen Kanten seiner Schaufeln mehrere tiefe blutende Risse bei. Blitz’ Zorn wuchs mit den vermehrten Schmerzen. Seine Augen waren blutunterlaufen, als er sich jetzt mit äußerster Kraft auf seinen Feind warf. Mit krachenden Hufschlägen auf Genick und Rücken deckte er ihn zu, und ungeachtet der eignen Schmerzen biß er sich erneut in den dem Gegner vorher beigebrachten Wunden fest.
Doch wiederum gelang es dem Elch, sich von ihm zu lösen, und als er sich losriß, verlor Blitz den Halt und stürzte rückwärts. Diesmal verfehlten ihn die zackigen Schaufeln nur um Haaresbreite. Mit seiner unerhörten, von seinen wildlebenden Vorfahren geerbten Geschicklichkeit gelang es Blitz sich herumzurollen und wieder auf die Beine zu kommen. Jetzt wandte er List an, umkreiste den Feind, attackierte ihn zum Schein bald von der Seite, bald von hinten, vermied dabei aber geschmeidig jede neue Berührung des furchtbaren Geweihs. Er war jede Sekunde auf der Hut, wartete ab, wenn sein Feind ins Stolpern geriet, um dann sofort zum letzten mörderischen Stoß ansetzen zu können.
Dieser überlegenen Taktik war der plumpe Gegner nicht gewachsen; das Ende kam ganz schnell. Als der Elch begriff, daß er diesmal auf einen ihm an Klugheit und Geschmeidigkeit weit überlegenen Gegner gestoßen war, war es für ihn bereits zu spät. Er mußte husten, den keuchenden Husten des vom Tode Gezeichneten. Das war das Zeichen für den Hengst, zum letzten, entscheidenden Angriff überzugehen. Er machte einen Scheinangriff von vorn, der Elchbulle senkte den Kopf, um ihn abzufangen. Im selben Augenblick schwenkte sich Blitz herum, versetzte ihm mehrere furchtbare Hufschläge in die Seite, so daß der Elch ins Straucheln geriet, stieg senkrecht in die Höhe und zertrümmerte ihm mit den mächtigen Vorderhufen die Schädeldecke.
Einen Augenblick stand Blitz bewegungslos da und betrachtete den schweren Körper seines Feindes; dann stieß er seinen lauten, triumphierenden Siegesruf aus. Obwohl seine Wunden bluteten und sein Atem noch keuchend ging, schritt er majestätisch an den Rand des Plateaus. Vor ihm lag ein Abgrund von mehr als tausend Meter Tiefe. Er ließ seinen Blick über die wilde Gebirgslandschaft mit ihren endlosen Wäldern, Tälern, Schluchten und Felsklüften schweifen, über das ganze geheimnisvolle, wilde Land, das nirgends zu enden schien. Als ob er alles wilde Getier ringsum warnen wollte, stieß er noch einmal seinen schrillen Kampfruf aus. Er hallte von allen Seiten wider, bis die ganze Luft von ihm erfüllt schien. Als er verklungen war, galoppierte er am Rande des Abgrunds entlang, bis er eine Möglichkeit zum Abstieg fand. Dann machte er sich wieder auf den Weg nach Süden.
In dem ganzen Gebiet, durch das der Rappe während der Nacht und am folgenden Tag gezogen war, war die große Suche nach Alec Ramsay und seinem Pferd in vollem Gange. Ausgehend von der Lichtung, auf der die Notlandung stattgefunden hatte, suchten zwei Flugzeuge jede Schlucht und jeden Höhenzug ab. Es war ein gefährliches Unternehmen, weil sich die niedrig
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