Blitz bricht aus
City in Utah, und er mußte morgen mittag in Phönix sein.
Über diesen Gedanken schlief Washburn ein. Dadurch verpaßte er eine zweite Meldung, die einen andern vermißten Jungen betraf: »Die Suche in Nordwest-Wyoming nach Alec Ramsay und seinem berühmten Hengst Blitz wird fortgesetzt. Immer noch kreisen Flugzeuge über dem Gebirge in der Hoffnung, Alec Ramsay könnte durch Feuer ein Zeichen geben, daß er noch am Leben ist. Leider sind erfahrene Kenner der Wälder sehr pessimistisch im Hinblick auf das Überleben des jungen Mannes, weil die in Rede stehende Gegend sehr rauh und unwegsam ist. Trotz allem weigern sich Alec Ramsays Vater und auch sein naher Freund, der bekannte Trainer Henry Dailey, daran zu glauben, daß der Junge nicht mehr am Leben sein könnte. Erst vor einer Stunde sagte Herr Dailey: >Alec ist nicht tot.Wenn es der Fall wäre, würde ich es fühlen, denn ein Teil von mir selbst wäre mit ihm gestorben. Er lebt! Irgendwo dort in der Wildnis wartet er auf uns!< Für Nachrichten, die zur Auffindung des Vermißten führen, ist eine Belohnung von fünftausend Dollar ausgesetzt. Alec Ramsay ist ein Meter achtundsechzig groß und von schlanker Gestalt. Besondere Kennzeichen: rotes Haar, wahrscheinlich Verletzungen im Gesicht und am Körper, vom Sturz aus dem Flugzeug herrührend.«
Washburn schnarchte während dieser Durchsage, und Alec vernahm sie nicht. Als Washburn aufwachte, war er wieder frisch, und er wollte weiterfahren. Er öffnete die Autotür und rief: »Komm, McGregor, steig wieder ein; ich werde dich bis zur nächsten Stadt mitnehmen. Was du getan hast, geht mich nichts an...«
Doch nur Stille antwortete ihm, die tiefe Stille der Einöde. Er beugte sich zur Tür, sah aber nichts, nur schwarze Nacht. Er nahm seine Taschenlampe und stieg aus, aber der Junge war nirgends zu finden. »McGregor!« rief er mehrmals, aber nur das weit entfernte Bellen eines Coyoten antwortete ihm. Er stieg wieder in seinen Wagen und startete den Motor. Die Maschine heulte auf, doch Washburn setzte den Wagen noch nicht in Gang, denn es widerstrebte ihm, den Jungen hier hilflos seinem Schicksal zu überlassen. Er öffnete noch einmal die Tür und rief, so laut er konnte, den Namen in die Nacht. Als alles still blieb, schlug er die Tür hart ins Schloß und fuhr an. Was ging ihn die ganze Geschichte eigentlich an? fragte er sich selbst. Er hatte den Jungen bis hierher mitgenommen, und er hätte ihn auch weiter mitgenommen, bis in eine bewohnte Gegend. Jetzt war er ausgerissen. Gut, damit war die Sache für ihn erledigt. Niemand würde von ihm ein Wort über McGregor erfahren.
Der schwere Wagen raste mit noch größerer Geschwindigkeit als vordem durch das öde Land, gerade als ob der Fahrer jetzt vor etwas fliehen wollte. Seine Gedanken liefen weiter... Armer Bursche... Unglücksrabe... Im falschen Moment davongegangen in die Nacht hinaus... Nichts wie Berge und Wüste gab es hier, wohin er sich auch wenden würde... Hoffentlich kam er trotzdem davon, der junge Räuber... Aber war er wirklich der gesuchte Verbrecher?
SIEBENTES KAPITEL
Seltsames Erwachen
Er stolperte oft, doch seine Augen ließen nicht eine Minute von dem langen, schwarz vor ihm aufragenden Gebirgszug über ihm. Dort in der Höhe würde er Einsamkeit und Frieden finden. Bald, hoffte er, würde er die Höhe erreichen. Er ahnte nicht, daß der Zufluchtsort, der ihm so greifbar nahe schien, etwa 75 Kilometer entfernt war. Im Augenblick ging er durch Sand; das spürte er mit seinen nackten Füßen. Auch wenn er zu Boden stürzte, spürte er Sand in seinen Händen. Demnach befand er sich in einer Sandwüste.
In der ersten Stunde fiel ihm das Gehen nicht schwer; die lange Autofahrt hatte ihn gekräftigt, und obwohl er in seinem Kopf noch das Pulsieren des Blutes fühlte, hatten doch die stechenden Schmerzen nachgelassen. Die Einsamkeit und Verlassenheit sowie die Hoffnungslosigkeit seiner Lage erfaßte er nicht. Er empfand nur Erleichterung, von dem großen Mann befreit zu sein, der ihn sicher der Polizei ausgeliefert hätte. Der Sand war kühl und tat ihm wohl an den Füßen; der Wind wehte schneidend, dennoch empfand er auch ihn als angenehm. Von weit her ertönte das Heulen eines jagenden Coyoten, doch er hörte es nicht. Er befand sich auf der Flucht; seine Ohren waren verschlossen für alles außer dem Klang seiner eignen Schritte, die ihn weiter forttrugen von denen, die ihn verfolgten.
Während der folgenden Stunden kehrten seine
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