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Blitz bricht aus

Blitz bricht aus

Titel: Blitz bricht aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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eines Tages, daß er in die Stadt müsse, um neue Vorräte zu kaufen; es bliebe McGregor überlassen, ob er sich ihm anschließen oder lieber im Haus bleiben wolle. Er sah ihn dabei nicht an.
    Der Junge spürte, daß es für ihn Zeit war zu gehen. Gordon war es sicher leid, Gastgeber, Freund und Kindermädchen für ihn zu spielen. Wahrscheinlich wollte er wieder allein sein, um das ruhige, von der Welt abgeschlossene Dasein zu führen, zu dem er sich vor sechs Jahren entschieden hatte. »Ich komme mit Ihnen«, sagte er.
    Überrascht sah Gordon auf. »Es ist ein anstrengender Tagesmarsch, und du würdest laufen müssen, weil Goldie ein Bücherpaket tragen muß, das ich einem Freund in Kalifornien schicken will.«
    McGregor trug sein Frühstücksgeschirr zum Spülbecken. »Ich bin früher viel gelaufen«, sagte er. Dann fielen seine Augen auf die hohen Stiefel, die er trug. »Ich muß Sie freilich bitten, mir die Stiefel zunächst leihweise zu überlassen, auch ihre Kleidungsstücke, bis ich sie Ihnen eines Tages . .«
    »Du kommst wieder mit mir zurück«, fiel Gordon ein. »Du bist hier willkommen. Du störst mich nicht.«
    Der Junge wusch das Geschirr. »Nein, Sie haben genug an mir getan, und wie Sie neulich sagten, es ist«?«« Kampf. Niemand kann mir helfen, wenn ich mir nicht selbst helfe.«
    »So hatte ich das nicht gemeint, McGregor. Du hast mich falsch verstanden.«
    »Daß Sie es nicht so gemeint haben, weiß ich. Aber wenn ich weiterkommen will, muß ich mich auf die eigenen Füße stellen. Ich werde schon einen Weg finden.«
    »In Leesburg kannst du nicht viel anfangen, es ist ein sehr kleines Städtchen.«
    »Dann werde ich weitergehen, bis ich irgendeine Arbeit finde.«
    »Gut denn. Schließlich hast du das Geld, um dir zunächst weiterzuhelfen...«
    Gordon verstummte, als sich der Junge schroff umdrehte und ihn ansah »Das Geld möchte ich hierlassen«, sagte er. »Bitte, bewahren Sie es für mich auf. Ich will erst darüber verfügen, wenn ich weiß, wie ich dazu gekommen bin.«
    Gordon erhob sich. »Ich verstehe, warum du es so halten willst. Und das ist gut. Es liegt immer für dich bereit, sobald du Klarheit gewonnen hast. Jetzt komm; wir wollen gehen und Goldie holen. Hernach brechen wir auf.«
    Goldie stand still in der Erwartung, gesattelt zu werden. Gordon stand ruhig daneben und sah zu, was McGregor tat. Der Junge war sogleich zu dem am äußersten Ende der Wiese angebundenen Maultier gegangen und hatte den Halfter angelegt, bevor er Goldie losgebunden hatte.
    Mag sein, dachte Gordon, ich lege zuviel Gewicht darauf. Aber wenn ich daran denke, wie dumm ich mich anfänglich dem Maultier gegenüber benommen habe... Ahnungslos machte ich es erst frei und versuchte dann, ihm den Halfter anzulegen. Der Erfolg war, daß ich eine Stunde brauchte, um es wieder einzufangen. McGregor weiß augenscheinlich genau Bescheid. Er beobachtete, wie der Junge das Maultier mit dem Striegel und der Bürste bearbeitete, bis das Fell glänzte. Dann nahm er die Satteldecke und breitete sie mit aller Sorgfalt auf Goldies Rücken, damit sich das Tier nicht wundscheuern konnte. Jetzt ergriff er den Packsattel und legte ihn genauso geschickt auf wie vorher die Decke. Er rückte ihn an die richtige Stelle und schloß dann die Schnallen, weder zu fest noch zu lose. Seine Hände bewegten sich schnell und wie selbstverständlich. Der Junge mußte früher häufig Pferde gesattelt haben, da gab es keinen Zweifel. Er selbst dachte gar nicht darüber nach, was seine Hände taten, so eifrig war er bei der Sache.
    Erst als die beiden Proviantkisten am Sattel befestigt werden sollten—die eine leer, die andere mit dem Bücherpaket—, wurde McGregor unsicher. Gordon kam ihm zu Hilfe, zog die Seile fest an und befestigte die Kisten so, daß sie auf keinen Fall rutschen konnten. »Nichts ist unangenehmer, als wenn das Gepäck ins Gleiten kommt oder gar runterfällt«, sagte er. »Dann geht uns Goldie glatt durch, und wir können hinterherrennen.« Er hatte im Laufe der Jahre auf diesem Gebiet große Geschicklichkeit erworben und war stolz auf seine Kunst. Für eine Weile vergaß er beim Hantieren mit den Kisten den Jungen, der ihm interessiert zusah.
    Sie waren schon ein gutes Stück auf ihrem Weg vorangekommen, als Gordons Gedanken sich wieder der Geschicklichkeit McGregors beim Putzen und Satteln des Maultiers zuwendeten. Doch er zögerte, darüber zu sprechen. Der Junge hatte entdeckt, daß er in seinem früheren Leben schon oft

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