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Blitz bricht aus

Blitz bricht aus

Titel: Blitz bricht aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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stand ebenfalls auf und griff nach Goldies Zügeln. Er brauchte dem Jungen nicht erst zu sagen, daß jetzt der schwerste Teil ihres Weges vor ihnen lag, denn er sah es selbst. Ein paar Stunden lang ging es jetzt bergan, denn der Paß lag 1 200 Meter über ihnen. Dann kam der Abstieg in die Ebene, die 2 000 Meter tiefer lag.
    Als sie auf der Höhe angelangt waren, hatten beide das Gefühl, dem Himmel nahe zu sein. Um sie herum gab es nichts wie Felsenriffe, Steine und Geröll; aber über und neben ihnen erhoben sich riesige Bergspitzen, ruhig und majestätisch. Sie setzten sich wieder und genossen die Stille der Bergwelt. Der Wind wehte, aber man hörte ihn nicht, weil er nur über blanke Felsen strich; bewegen konnte sich nichts, denn in dieser Höhe gab es keinen Pflanzenwuchs mehr.
    Endlich begannen sie den Abstieg. Der Pfad war erst steil und verlief zwischen eng beieinanderstehenden Felswänden, so daß nur ein schmaler Streifen des Himmels zu sehen war. Dann mündete er plötzlich auf ein sonnenbeschienenes Plateau, das auf drei Seiten von Bergen umgeben war; nur nach Süden zu lag es offen. Dorthin führte ihr Weg, den sie sogleich in Angriff nahmen. Die Luft war warm im Gegensatz zu ihrer Kühle und Würzigkeit im Gebiet der hohen Fichten, aus dem sie kamen. Dennoch herrschte hier nicht die drückende Schwüle, die der Junge in der Wüste zu kosten bekommen hatte. Bergwachteln flogen bei ihrem Nahen aus dem braunen Gras und dem grauen Buschwerk auf. Aber es gab hier kein Wasser, und ihre Füße und Goldies Hufe wirbelten dauernd Staub auf, der in der warmen Luft eine Weile hängenblieb, ehe er sich wieder niederließ.
    Nach langer Wanderung erreichten sie einen Sandweg, der aus den nördlich liegenden Bergen kam und nach Leesburg führte. Sie waren ihm etwa eine Stunde gefolgt, als der Junge sagte: »Ich habe wieder Kopfschmerzen; können wir wohl ein paar Minuten rasten?«
    Sie setzten sich am Wegrand nieder. Wenige Kilometer hin lag Leesburg. »Erwarte nicht zuviel von der Siedlung«, warnte Gordon, »es gibt da nur das Handelshaus, ein paar Dutzend Wohnhäuser und ein Hotel. Warum sich dort Leute niedergelassen haben, begreife ich nicht.« Er lachte. »Soweit ich es beurteilen kann, ist Leesburg nur für meine Einkäufe da und für Allens Ranch.«
    Auf dem Sandweg erschien jetzt von Norden her ein kleiner offener Lastwagen, der sich rasch näherte. »Das ist Cruikshank«, sagte Gordon, »kann sein, er läßt dich mitfahren, dann sparst du einige Kilometer Fußmarsch.«
    Als der Lastwagen noch etwa 1 500 Meter von ihnen entfernt war, stand Gordon auf. »Freu dich aber nicht auf das Fahren, bevor er es dir erlaubt«, sagte er. »Dieser Cruikshank ist ein sonderbarer Bursche; es kann sein, daß er unsretwegen nicht einmal das Tempo verlangsamt. Er ist Pferdehändler, aber er hat beim Handel kein Glück. Wie man mir erzählte, lebt er seit mehr als zwanzig Jahren im Vorgebirge dort drüben.« Er wies nach Norden. »Er soll immer auf den Besitz der Ranch aus gewesen sein, die jetzt Allen gehört, hatte aber nie genügend Geld, um sie zu kaufen. Deshalb ist er verbittert und haßt alle, die die Ranch inzwischen besessen haben. Jetzt ist Allen an der Reihe, über den er noch ärger schimpft als über die früheren Besitzer, wohl weil er weiß, daß Allen viel Geld hat und mit der Ranch gut verdient, so daß er sie sicher behalten wird. Allerdings schimpft er über alle und jeden; deshalb mag man ihn in Leesburg nicht leiden. Aber das schreibt er nicht seinem Verhalten, sondern Allen zu. Dabei kümmert sich Allen überhaupt nicht um sein Geschwätz; ich glaube, er hat das Vorhandensein des Pferdehändlers noch kaum zur Kenntnis genommen, weil er ganz andere Dinge im Kopf hat.«
    Der Junge sprang plötzlich auf die Füße: »Cruikshank zieht irgend etwas hinter seinem Lastwagen her. Ist das nicht ein Pferd? «
    »Erst dachte ich, es wäre nur der aufgewühlte Staub, aber jetzt, da du mich darauf aufmerksam machst... Ja, du hast recht!«
    Der Lastwagen kam eben um eine Kurve. Hinten war ein Pferd angebunden, das mit aller Kraft galoppierte, um das Tempo des Wagens halten zu können. In der Kurve kam es ins Gleiten und wurde gewaltsam mitgeschleift. Es schrie vor Angst und Schmerzen, aber der Fahrer kümmerte sich nicht darum. Irgendwie brachte das geschundene Tier es zuwege, wieder auf die Beine zu kommen. Das Auto beschleunigte sein Tempo, das Pferd vermochte nicht mehr Schritt zu halten und stürzte von neuem. »Er

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