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Blitz bricht aus

Blitz bricht aus

Titel: Blitz bricht aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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eine Angelrute in der Hand gehabt haben mußte, aber es hatte ihm nicht weitergeholfen, sondern im Gegenteil die Sache eher schlimmer gemacht. McGregor erwartete zu viel und das obendrein in zu kurzer Zeit. So entschloß sich Gordon, lieber nicht über seine Beobachtungen zu sprechen. Doch nach einer Weile sagte der Junge: »Ich habe über Goldies Namen nachgegrübelt; ich meine ihren richtigen Namen >Schwarz-Gold<.«
    »Wieso das? Was ist dir daran aufgefallen?«
    »An dem Namen nichts, nur das, was Sie weiter sagten: Schwarz-Gold hat das Kentucky-Derby gewonnen, nicht wahr?«
    »Ja, im Jahre neunzehnhundertvierundvierzig.« Der Junge blieb eine Weile still; er schien nachzudenken. So sprach Gordon weiter: »Ich glaube, ich habe dir noch nicht erzählt, daß ich mich sehr für Vollblüter interessiere. Mindestens interessiert habe, ehe ich mich hier ansiedelte. Jetzt habe ich natürlich kaum mehr Gelegenheit, etwas von der Zucht zu erfahren.«
    »Von Vollblütern?«
    »Ja, die meine ich—das Rennpferd, das Pferd, das seit Jahrhunderten für das Laufen auf der Rennbahn gezüchtet wird, nicht die Ponies, die sie hier in Arizona züchten und zu Rennpferden machen wollen. Glücklicherweise sehe ich die Leute hier nicht oft, denn meine Meinung über die Vollblüter im Vergleich zu diesen lächerlichen kleinen Ponies würde nur zu Streitereien führen. Doch versteh mich bitte nicht falsch: die Ponies hier sind ganz in Ordnung, wenn man sie für die Aufgaben einsetzt, für die sie ursprünglich gezüchtet worden sind, und nicht den Anspruch macht, sie als Rennpferde zu werten. Sicherlich sind sie auf Strecken von vierhundert Metern sehr schnell, gelegentlich auch wohl zweihundert Meter weiter. Sie sind geschmeidig und flink und leicht zu behandeln, somit ideale Ponies für die Cowboys. Die besten von ihnen haben etwas Morgan-Blut in sich, wenn man ihrer Blutlinie nachforscht; aber was die Leutchen in Leesburg schwatzen, daß sie eine durchgezüchtete alte Rasse wären, stimmt ganz und gar nicht. Es handelt sich um einen bodenständigen Pferdeschlag, der von jeher für die Arbeit bei den Viehherden bestimmt war. Rennpferde im richtigen Sinn des Wortes sind sie nicht.«
    Der Junge sprach mit zögernder Stimme, als wäre er seiner Sache nicht ganz sicher: »Ich verstehe, daß die Leute ihre Pferde lieben, ganz gleich, ob sie einer edlen Rasse angehören oder nur einem Landschlag. Und ich begreife auch, daß es ihnen Freude macht, sie in Rennen zu sehen, gleichviel, ob lang, ob kurz. Ich glaube, daß es viele Menschen gibt, denen es so geht.«
    Gordon drehte sich nach ihm um und sah ihm forschend ins Gesicht. Ihm fiel wieder ein, wie geschickt seine Hände mit Goldie umgegangen waren, und jetzt hatte er von dem Interesse der Leute für Pferderennen mit einem Verständnis gesprochen, das nicht zu überhören war. Er hatte keinen Zweifel mehr: der Junge mußte früher mit Pferden zu tun gehabt haben. Und wenn man es recht überlegte, hatte er die Figur eines geborenen Reiters. Gordon wandte seine Augen wieder dem Weg zu, aber seine Gedanken blieben bei dem Jungen. Immer wieder fühlte er, daß er ihn schon einmal gesehen haben mußte, vor langer Zeit. Aber wo nur? War es im Zusammenhang mit Pferden gewesen? Das erschien ihm kaum möglich, denn er lebte ja bereits seit sechs Jahren hier in der Einsamkeit, und die wenigen Pferde, die er seitdem zu Gesicht bekommen hatte, waren die besagten Cowboy-Ponies in Leesburg gewesen. Dort aber war er McGregor nicht begegnet, dessen war er sicher. Und vor sechs Jahren, als er in Kalifornien Rennbahnen besucht hatte, war der Junge ja noch ein Kind gewesen. Hatte er sein Bild vielleicht in einer Zeitschrift gesehen? Etwa im Magazin »Vollblut und Turf«, dessen letzte Hefte ihm sein Freund Lew Miller vor ein paar Monaten geschickt hatte? Leider hatte er die Hefte inzwischen zurückgeschickt. Er überlegte hin und her. Endlich sagte er: »Ich möchte wetten, daß du früher mit Pferden zu tun gehabt hast, McGregor.«
    »Daran denke ich auch die ganze Zeit«, erwiderte der Junge.
    Sie überquerten eine Wiese; dann führte der Weg abwärts in ein sich lang hinziehendes Tal.
    »Es könnte sein, daß du in Leesburg bei Pferden Arbeit fändest«, fuhr Gordon fort. »Dort lebt nämlich ein Mann namens Allen, mit dem du dich vielleicht gut verstehen würdest. Er ist vor drei Jahren aus New York nach Leesburg gekommen, mit zwei Freunden, und hat sich dort niedergelassen, um Rinder und Ponies zu

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