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Blitz bricht aus

Blitz bricht aus

Titel: Blitz bricht aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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züchten. Er hat das beste Weideland in der Gegend gekauft und verdient mit den Rindern viel Geld. Aber an den Pferden ist er viel mehr interessiert als an seinen Kühen. Er besitzt einen dreijährigen Ponyhengst namens >Leichtfuß<, der im letzten Jahr im Rennen über die Dreihundertmeter-Strecke siegte. Seitdem geht Allen so stolz umher, als wäre er der Besitzer von >Vulkan<.«
    »Vulkan?«
    Gordon fuhr herum, weil McGregors Stimme plötzlich einen ganz neuen gespannten Klang gehabt hatte. Er sah das erblaßte Gesicht, das eine Reihe widerstreitender Gefühle spiegelte. Erst zeigte es den Ausdruck des Wiedererkennens von etwas Vertrautem, dann ein krampfhaftes Suchen. Zum Schluß füllten sich seine Augen mit tiefer Traurigkeit, als er den Kampf mit seinem gehemmten Hirn wieder verlor.
    Gordon sprach sanft: »Vulkan ist ein berühmtes Rennpferd, Sieger in vielen großen Rennen. Als ich noch in Hollywood war, galt Vulkan als unschlagbar.«
    »Ich weiß«, antwortete der Junge, »irgendwie weiß ich das—aber ich finde keinen Zusammenhang...« Er fuhr sich mit der Hand an den Kopf. »Hast du wieder Kopfweh?«
    »Ja, ein wenig. Aber es wird schon vergehen.«
    »Wir wollen eine kleine Rast einlegen, bevor wir den Paß in Angriff nehmen«, sagte Gordon, »das Klettern wird dir dann leichterfallen.« Er beschloß, vorerst nicht weiter über Pferde zu sprechen, aber in der Stadt sogleich einen Brief an seinen Freund Lew Miller zu schreiben mit der Bitte, ihm den letzten Jahrgang der Zeitschrift »Vollblut und Turf« samt den seither erschienenen Heften zu schicken. Es konnte sein, daß er darin Aufschluß über die Identität des Jungen fand. Inzwischen würde er versuchen, ihm auf Allens Ranch Arbeit zu verschaffen. Beim steten Umgang mit Pferden würde der Junge vielleicht am ehesten zur Klarheit kommen. Ja, das war entschieden der beste Weg.
    Gordon ging das sich lang am Fuß der Berge hinziehende Tal entlang, McGregor folgte ihm mit dem Maultier. Da Gordon in seinem Haus kein Radio hatte, weil er jeden Kontakt mit der Welt nach Möglichkeit mied, wußte er nichts von der immer noch fortgesetzten Suchaktion im westlichen Wyoming nach Alec Ramsay, der Vulkan bei einigen seiner größten Triumphe geritten hatte. Es war eine herzzerreißende Suche, die offiziell inzwischen aufgegeben worden war. Nur eine kleine Gruppe führte sie weiter fort, denn Vater Ramsay und Henry Dailey hatten einige erfahrene Waldläufer angeworben, die auf ihre Kosten das Land durchforschten. Henry Dailey blieb dabei: »Alec ist nicht tot; wenn er es wäre, würde ich es fühlen, weil mit ihm ein Stück von mir selbst gestorben wäre.«
    Und weit von Wyoming entfernt weidete ein riesiger schwarzer Hengst, der Vater Vulkans. Es war nicht mehr dasselbe Pferd wie vier Wochen zuvor. Seine wohlgepflegte Mähne und der lange Schweif waren glanzlos und voller Staub, voller Fichtennadeln und kleiner Zweige. Seine unbeschlagenen Hufe waren vom Galoppieren über Felsen und Geröll hart geworden. Er hatte gelernt, sich leise zu bewegen und so wenig Geräusch wie nur möglich zu verursachen, ganz gleich, welches Terrain er durchstreifte. Sein großer Körper trug Schrammen und Narben, Spuren seiner Begegnungen mit Raubtierzähnen und—klauen. Aber er hatte alle diese Kämpfe überstanden, und das harte Blitzen seiner Augen zeigte, daß er jetzt nichts mehr fürchtete, weder die unbarmherzige Natur noch den Menschen, noch andre Tiere. Sein Körper war mager, denn er hatte wochenlang nichts zu fressen gefunden außer dem spärlichen Gras im Hochgebirge. Doch trotz seiner hageren Gestalt war er so kräftig wie eh und je, denn das Leben in der Freiheit hielt ihn in ausgezeichneter Verfassung. Eine ganze Herde von Stuten gehorchte seinem Kommando, Rotfüchse, Braune, Schecken, Rappen und Schimmel. Einige von ihnen waren wilde Mustangs, die noch nie eines Menschen Hand berührt hatte, andre trugen die Brandzeichen von Ranchern in Wyoming, Utah und Arizona. Der Hengst und die Stuten weideten kaum 500 Kilometer entfernt von der Stelle, an der Gordon und der Junge, der sich jetzt McGregor nannte, gerade Rast machten, ehe sie die steil ansteigende Paßstraße betraten, die über die Berge nach Leesburg führte.
     

NEUNTES KAPITEL

Der Pferdehändler
     
    Sie saßen eine halbe Stunde im Gras und ruhten sich aus. Dann sprang McGregor auf die Füße. »Wenn es Ihnen recht ist, können wir weitergehen.«
    »Hat dein Kopfweh aufgehört?«
    McGregor nickte. Gordon

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