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Blitz bricht aus

Blitz bricht aus

Titel: Blitz bricht aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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wußte weder den Namen des Pferdes, noch seinen eigenen. Woher stammten sie? Wo hatte er ihn geritten wie heute, so oft und vor so langer Zeit? Wer war er, und wer war der Hengst?
    Sein Kopf schien zu bersten. Die große Erregung und der wilde Ritt hatten die alten Schmerzen zurückgebracht. Er glitt vom Rücken des Hengstes und preßte den Kopf an seinen Hals. Tiefe Niedergeschlagenheit überfiel ihn. Er merkte, daß er noch keineswegs völlig gesund war, und daß ihm nichts übrigblieb, als zu warten, wie es ihm die innere Stimme befahl.
    Er streichelte das Maul des Hengstes und sagte zu ihm, er solle zu seinen Stuten gehen und auf ihn warten; er würde bald zu ihm zurückkommen. Der Hengst verstand ihn und ging. Der Junge blieb stehen, bis er sah, daß der Schwarze seine Stuten zusammentrieb. Dann ging er den Canyon entlang zu seinem Pony. Erst jetzt fiel ihm ein, daß es Abend werden würde, bis er die Ranch erreichte; alle würden wissen wollen, wo er die Nacht über gewesen war. Er beschleunigte seine Schritte, und Angst überfiel ihn, daß der lange Ritt ihn und den Hengst vielleicht in die Gefahr gebracht hatte, hier im Canyon entdeckt zu werden. Wenn nun Allen mit seinen Männern heute früh oder gar schon in der Nacht aufgebrochen war, um ihn zu suchen? Dann würden sie nicht nur die Spuren seines Pferdes, sondern auch die des Hengstes oben auf dem Kamm des Gebirgszugs finden. Und das durfte nicht sein. Er rannte die letzte Strecke zu seinem Pferd. Nein, sie durften weder ihn noch den Hengst hier finden! Er brauchte den Hengst—und er brauchte Zeit, viel mehr Zeit!
    Mit zitternden Fingern band er sein Pferd los und stieg auf. Er hatte die Schlucht gerade verlassen, als er die Reiter den steilen Pfad hinab auf sich zukommen sah. Es war eine ganze Schar; Allen ritt auf Leichtfuß voran.
     

DREIZEHNTES KAPITEL

Die Jäger
     
    Für einen Augenblick dachte der Junge, daß er imstande sein würde, die Männer anzuhalten. Wahrscheinlich suchten sie ja ihn, und da sie ihn nun gefunden hatten, würden sie vielleicht sogleich umkehren und zur Ranch zurückreiten. Doch als er sich den Reitern näherte, merkte er, daß sie Bescheid wußten. Er sah Allens zorniges Gesicht, gespannt, wie es am Morgen zuvor gewesen war, als er wegen der Sicherheit seiner Stuten in Angst geriet. Und er sah, daß er nicht nur Joe und Mike bei sich hatte, sondern auch Hank Larom, den Leiter der Ranch, und einige seiner Leute. Larom war ein kraftstrotzender, erfahrener Wildwestmann, und die Leute, die er mitgebracht hatte, glichen ihm. Man sah ihnen an, daß sie lange Jahre im Sattel verbracht hatten. Ihre von der Sonne gebräunten Gesichter waren unbewegt. Aber ihre Augen verrieten sie, sie brannten vor Erregung... Sie hatten die Hufspuren des Hengstes gefunden.
    Hank Larom starrte den Jungen an. Als McGregor seinem Blick begegnete, wußte er, daß alles stimmte, was man von ihm erzählte. Er hatte vor Jahren so viele wilde Mustangs im Gebirge gejagt, daß er sie durch und durch kannte. Larom hatte er mehr zu fürchten als alle andern zusammen. Larom kannte die Wildpfade, die die Pferde benutzten, die Wasserstellen und die Schluchten. Er wußte, wie man eine Pferdeherde in eine Falle trieb, um sie zu fangen. Er war früher Pferdejäger gewesen, nicht um des Profits willen, sondern aus Jagdpassion. Und für seine Leute galt wohl das gleiche. Allen fragte: »Wo steckt er, Mac?«
    Der Junge riß seinen Blick von Larom los und sah Allen an: »Er ist fort; er hat mit seinen Stuten die Gegend verlassen.«
    Wenn nur Mike und Joe bei Allen gewesen wären, hätten sie ihm vielleicht geglaubt. Aber Hank Larom war da. Und Larom sah ihn scharf an.
    »Wir sind heute nacht aufgebrochen, weil du nicht zurückgekommen bist«, sagte Allen, »wir wußten, daß du Spuren gefunden hattest.«
    Larom hatte seinen Blick von McGregor abgewendet und spähte zur Schlucht hinüber. Augenscheinlich war er genau im Bilde. Das Pferd, das er ritt, gehörte einem Schlag an, den der Junge noch nie zuvor gesehen hatte. Es war hirschbraun, zäh, mager und drahtig.
    Es hatte die Ohren nach vorn gespitzt, und seine Augen blickten in Richtung des Canyons; es schnaubte.
    Laroms Blick kehrte zu McGregor zurück, der das ungewöhnliche Tier musterte. Er erklärte: »Spooky ist ein Wildpferd, das ich selbst gezähmt habe, ein Mustang. Er hat mir verraten, daß das, was du gesagt hast, nicht stimmt. Der Hengst ist keineswegs davongegangen. Er steckt in der Schlucht. Du weißt

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