Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blitz bricht aus

Blitz bricht aus

Titel: Blitz bricht aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
Vom Netzwerk:
schon her, daß Larom auf Pferdejagd gewesen war? Mehrere Jahre. Wie leicht konnte er ihn da tödlich treffen, statt ihn nur zu streifen!
    Plötzlich sagte Larom: »Achtung! Der Hengst kommt auf uns zu!«
    Alle seine Leute griffen nach ihren Büchsen, um Schreckschüsse in die Luft zu feuern, falls der Hengst vorhatte, ihren Sperriegel zu durchbrechen. Der Hengst kam rasch näher, man hörte seine schnellen Hufschläge. Etwa fünfzig Meter vor den Reitern hielt er mit einem Ruck an. Dann gingen seine Augen von einem zum andern, bis sie auf dem Jungen haftenblieben. Er wieherte leise und scharrte mit den Hufen den Boden. Jeder Muskel seines Körpers war im hellen Sonnenlicht zu erkennen, er warf den schmalen Kopf mit der dichten Mähne und der Stirnlocke heftig auf, wieherte wieder und sah dabei unentwegt den Jungen an.
    Ruß sagte: »Jetzt sieht man deutlich, wie wild und kräftig er ist. Wenn du allein zu ihm gehst, Hank, schlägt er dich zu Brei, und wenn wir alle zusammen auf ihn zureiten, wird er durchbrechen und mit seiner Herde davonjagen. Und dann werden wir ihn niemals Wiedersehen, denn für unsre Pferde ist er viel zu schnell.«
    »Das weiß ich alles«, erwiderte Larom, und seiner Stimme war sein übergroßes Verlangen anzuhören, »wir werden in keinem Fall nahe an ihn herankommen—es sei denn, ich schieße und streife ihn am Hals... Nur eins, bei allen Heiligen, Ruß! Falls ich ihn dabei töten sollte, würde mich mein Leben nicht mehr freuen...«
    »Schieß sofort, Hank! Auf fünfzig Meter kannst du ihn nicht verfehlen.«
    »Das stimmt. Auf diese Entfernung sollte es möglich sein!« Larom glitt von seinem nervös tänzelnden Mustang und reichte Ruß die Zügel zum Halten. Doch ehe er seine Büchse heben konnte, stand McGregor neben ihm und packte seinen Arm. »Schießen Sie nicht!« sagte er. »Ich werde den Hengst holen. Er wartet auf mich!«
    Dann ging er weg, ohne eine nähere Erklärung abzugeben. Hank Larom starrte ihm nach, ungläubig wie die andern, als er sich dem Hengst näherte. Aber er begriff sofort, daß sich der Junge keineswegs in Lebensgefahr begab, denn jede Mordlust und Wildheit hatte den Hengst verlassen. Er wieherte fröhlich, als der Junge an ihn herantrat, und senkte den Kopf. McGregor legte ihm die Arme um den Hals und streichelte ihn. Die Männer trauten ihren Sinnen nicht. Nach einiger Zeit kam der Junge zurück und sagte zu Larom: »Geben Sie mir bitte einen Halfter; ich hole ihn, und wir kommen mit heim zur Ranch.«
    Larom schüttelte ungläubig den Kopf, aber er sagte kein Wort. Er entnahm seiner Satteltasche den Halfter und händigte ihn dem Jungen ein.
    Hinten im Canyon hoben die Stuten die Köpfe und wieherten zu ihrem Führer herüber. Der Hengst sah sich nach ihnen um, aber er blieb stehen. Ohne ihn würden auch sie nicht länger in Freiheit leben; sie würden ihm und den Reitern folgen, zurück zu einem Haustierdasein mit gutem Futter, Schutz und Pflege, das sie nur auf seine Forderung hin aufgegeben hatten. Der Hengst wendete sich McGregor zu und kam ihm entgegen. Er war ebenfalls bereit, dem Jungen zu folgen und heimzukehren.
    Die Männer, noch immer sprachlos vor Erstaunen, sahen zu, wie McGregor dem Hengst den Halfter umlegte. Sie machten eine Gasse, als der Hengst auf sie zugeführt wurde. Der Junge bestieg sein Pferd. Der Hengst lief willig neben ihm her. Allen ritt voran. Hank Larom wies einige seiner Leute an, die Stuten zu holen. Dann folgte er dem Jungen dichtauf.
    Ruß ritt neben Larom und sagte: »Ich habe schon viel Erstaunliches zu sehen bekommen, Hank, aber so etwas noch nie.«
    »Du hast recht. Es ist unglaubwürdig.«
    »Aber das ist doch ein Wildhengst—wie ist es denn bloß möglich, daß er dem Jungen gehorcht?«
    Larom zuckte mit den Achseln. »Wie das zusammenhängt, weiß ich auch nicht; aber er muß mit ihm in Kontakt gekommen sein, ehe wir kamen.«
    »In einer einzigen Nacht?«
    »Muß wohl so sein; er kann ihn ja nicht vor dem gestrigen Spätnachmittag gefunden haben.«
    »Das geht nicht mit rechten Dingen zu«, erwiderte Ruß. »Das ist Zauberei! Regelrechte Zauberei!«
    »So sieht es aus, aber es kommt hin und wieder vor.« Larom machte eine Pause. »Ich würde zehn Jahre meines Lebens dafür gegeben haben, wenn es mir geschehen wäre, Ruß—zehn Jahre!«
    »Warte lieber ab, wie’s weitergeht, ehe du so etwas sagst, Hank. Wer weiß, was der Wildhengst dem Jungen noch antut... Ich möchte nicht an seiner Stelle sein. Nein, nicht für

Weitere Kostenlose Bücher