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Blitz bricht aus

Blitz bricht aus

Titel: Blitz bricht aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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rechts, wo Allen saß, und McGregor dachte schon, er hätte es gesagt; aber es war nicht an dem. Vielmehr drehte sich Allen jetzt zu dem Sprecher um. Es war ein kleiner Mann, der sich von allen andern im Raum unterschied, weil er keinen breitrandigen Sombrero trug und auch kein buntes Hemd. Sein schmales Gesicht war vom Wetter gegerbt, sein Körper schmächtig, aber zweifellos zäh, und seine Hände waren auffallend groß.
    McGregor wandte sich schnell ab und zog seinen Hut tief in die Stirn, denn diesen Mann hatte er früher schon gesehen, das erkannte er, aber nichts andres—nicht, an welchem Ort, noch zu welcher Zeit; nur daß diese Gestalt ihm in seinem früheren Leben schon begegnet sein mußte.
    Der Mann sprach zu Allen. »Ich reite Nachtwind«, sagte er, »ich stehe unter Vertrag als Jockey für die High Crest Ranch. Wenn Herbert mir sagt, ich soll reiten, gut, dann reite ich. Aber was ihn veranlaßt hat, mich hierher zu schicken, das ist mir schleierhaft. Ich versäume mehrere lohnende Ritte heute in Santa Anita, weil er mich angerufen und hierhergeschickt hat. Da bin ich natürlich gekommen, denn ich denke nicht daran, meinen Kontrakt zu brechen und mich rausschmeißen zu lassen. Aber was ich hier in dem Rodeo-Zirkus verloren habe, das begreife ich nicht. Hier braucht mich Nachtwind wirklich nicht; hier gewinnt er sowieso, unter jedem Pferdepfleger von der Ranch. Deshalb verstehe ich nicht, warum Herbert mich den weiten Weg von Kalifornien herbeordert hat. Ich hörte, daß Sie der Besitzer des Wildhengstes sind, gegen den Nachtwind antreten soll. Wissen Sie vielleicht Bescheid? Herbert möchte ich nicht fragen; ich will mich nicht mit ihm anlegen.«
    Allen trank seinen Kaffee aus und sagte im Aufstehen: »Nein, ich weiß gar nichts.« Erst als sie das Zelt verließen, sprach er wieder: »Daß Herbert seinen besten Jockey auf Nachtwind reiten läßt, habe ich nicht erwartet. Er setzt demnach alles daran zu gewinnen, weiß der Teufel.« Er war sehr blaß.
    »Er will Leichtfuß eben unbedingt haben«, warf Larom ein.
    McGregor schwieg.
    Sie wanden sich durch die dichtgedrängte Menge in der Umgebung der Ställe und gingen im Gänsemarsch, McGregor voran, denn ihm eilte es am meisten, dem Getümmel zu entkommen. Plötzlich blieb er stehen, seine Augen hafteten auf dem großen Mann, der auf ihn zukam. Furcht überfiel ihn, er wollte sich umwenden und davonrennen, aber die Menge keilte ihn ein. Er kannte den Mann und wußte genau, wann er ihn gesehen hatte: die breite Gestalt, das kantige Gesicht, den grauen Anzug und den grauen Sombrero, den großen silbernen Stern auf der Brust...
    Es war der Sheriff von Leesburg! Und hinter ihm sah McGregor einen andern Mann, den er ebenfalls kannte, Cruikshank, der hämisch grinste.
    Er erriet sofort, daß sie seinetwegen kamen. Mit bleischweren Füßen drehte er sich um und machte den Versuch wegzulaufen, aber er stieß gegen Allen, dessen Gesicht erst Erstaunen und dann Schrecken zeigte, als er merkte, was McGregors Absicht war. Eine Hand legte sich von hinten auf McGregors Schulter, und er hörte den Sheriff sagen: »Da hätten wir dich ja, mein Junge. Du wirst gesucht, weil du der Teilnahme an einem Raubüberfall und der Beihilfe bei Mord verdächtigt bist. Ich verhafte dich.«
     
    »Mord?« McGregor wollte das Wort aussprechen, brachte es aber nicht über seine blutleeren Lippen. Er sah Allen an, dessen Gesicht fahl geworden war und der heiser sagte: »Machst du Scherze, Tom? Es ist nicht der richtige Moment dafür, wir müssen in wenigen Minuten am Start zu einem Rennen sein, von dem für mich ungeheuer viel abhängt.«
    McGregor hörte die Antwort des Sheriffs, dessen schwere Hand auf seiner Schulter ruhen blieb: »Nein, Irv, es ist kein Scherz.« Die Stimme klang freundlich, jedoch entschlossen. »Der Junge wird gesucht wegen eines im Staate Utah begangenen Überfalls auf eine Gastwirtschaft, deren Kassierer an den Folgen der dabei erlittenen Verletzungen gestorben ist.«
    Allen sah den Jungen an. »Laß uns hier weggehen, Tom. In dem Gewühl können wir nicht miteinander sprechen«, sagte er.
    »Für ihn gibt es nur einen Ort, an den ich ihn bringen kann«, gab der Sheriff mit ruhiger Bestimmtheit zurück.
    »Ehe du das tust, möchte ich etwas mehr über die Sache erfahren.« Erst jetzt sah Allen den Mann, der hinter dem Sheriff stand, und Zorn trat in seine Augen, als er das mißgünstige Gesicht erkannte. »Vor allem wünsche ich zu wissen, was Cruikshank mit der

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