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Blitz der Hengst des Sonnengottes

Blitz der Hengst des Sonnengottes

Titel: Blitz der Hengst des Sonnengottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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ohne Bedenken nähern konnte. Sie bewegten sich nicht, während die beiden Einjährigen, die die Stuten gern für sich gehabt hätten, bei ihnen blieben, denn noch waren sie zu unreif, um sich zu behaupten. Der alte Hengst hielt Abstand. Er war allein und erhob keinen Anspruch mehr auf die Stuten, ja, er schien einverstanden, den jungen Hengsten den Platz zu räumen, mit deren Lebenskraft und Angriffslust er nicht mehr mithalten konnte. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die Einjährigen ihn verjagen und aus der Herde ausstoßen würden. Alec wußte, daß die kleine Pferdegruppe sich wieder zu der großen Herde gesellen würde, sobald die jungen Fohlen mit den anderen Schritt halten konnten. Dann mußten die Einjährigen mit den anderen Hengsten Rivalenkämpfe bestehen, denn diese würden ihren Anspruch auf die Stuten verteidigen.
    Die schwarze Stute kam immer noch näher, sie witterte offenbar keine Gefahr. Alec wischte sich den Schweiß vom Gesicht. Vielleicht war sein Geruch, der sich so sehr mit dem des Hengstes vermischt hatte, der Grund, weshalb die Stute auch ihn nicht als bedrohlich empfand. Möglicherweise glaubte sie, daß er die Natur, ja selbst den Verstand eines Pferdes besaß, weil er so ähnlich roch. Jedenfalls wunderte Alec sich nicht, daß die wilden Pferde seine Gegenwart duldeten.
    Blitz stieß ein leises, gedämpftes Wiehern aus. Auf diesen ermunternden Ruf kam sie ihm eilig entgegen, gefolgt von den anderen Pferden. Alle tranken ausgiebig, als sie das Wasser erreicht hatten, und beachteten Alec nicht. Er beobachtete sie, ohne sich zu rühren, damit sie nicht erschraken. Einige Stuten scharrten im Uferschlamm und wälzten sich darin. Und wenn sie genug davon hatten, kamen sie aus dem Wasser und standen abwartend da. Es war, als wenn sie Blitz als ihren neuen König willkommen hießen. Die schwarze Stute lief im Kreise herum und warf immer wieder ihre Stirnmähne zurück, um den Hengst besser sehen zu können. Dabei stieß sie ein heiseres Wiehern aus, und ihre Augen blitzten, als wollte sie ihm verständlich machen, was für eine hohe Ehre sie ihm mit ihrer Aufmerksamkeit erwies.
    Auch Blitz warf den Kopf zurück und sog die Witterung seines neuen Harems ein. Seinen schweren Körper erfüllte eine wilde, fast unerträgliche Sehnsucht nach einer Gefährtin. Mit jedem Augenblick wuchs seine Erregung, und plötzlich gab er ein schrilles Wiehern von sich. Er verlagerte sein Gewicht auf die Hinterhand, schoß nach vorn und rannte in einem mächtigen Galopp um die Herde herum, bis er zum Wasserloch zurückkam und Stuten und Fohlen auseinanderjagte. Dann drehte er sich plötzlich zur Seite und wich der schwarzen Stute aus, als wollte er sie necken, um gleich darauf im vollen Galopp wieder davonzurasen. Das gedämpfte Donnern seiner Hufe schien ein Echo seines Jubels über sein neues neues Leben zu sein. Alec wußte, daß Blitz so handelte, weil dieses weite Land ihm seine natürliche Lebensweise bot, genau wie den Wildpferden. Vielleicht erinnerte er sich noch an das, was er vor langer Zeit gekannt hatte und nun wiederfand. Er brauchte nicht mehr von der Freiheit zu träumen, hier wartete sie auf ihn.
    Die schwarze Stute war nicht mit den anderen geflüchtet. Sie wartete furchtlos darauf, daß der große Hengst aufhörte, seine Überlegenheit in einem Kraftakt zur Schau zu stellen. Ihre Blicke folgten ihm leuchtend und forschend, und — weiß Gott warum — Alec sah seine Pam in diesen wilden Augen; sie hatte ebenso eindringlich und neugierig, so fragend und vor allem so furchtlos dreingeschaut. Dann und wann schnaubte die Stute, es klang fast melodisch, und Alec mußte an Pams Lachen denken, das für alle ein Ausdruck der Lebenfreude gewesen war.
    Blitz kam zurück, stellte sich neben die schwarze Stute und fuhr fort, ihr den Hof zu machen. Feurig, aber ohne Brutalität biß er leicht in ihre Flanken und ihren Hals und steckte sie mit seiner Erregung an. Dann richtete er sich auf der Hinterhand zu seiner vollen Größe auf, eine riesige Gestalt, die mit wirbelnden Hufen die Luft peitschte, um sich im Gleichgewicht zu halten. Es war ein Bild großartiger Kraft. Der Rappe streckte seinen Kopf über den Hals der Stute, und seine Augen feuerten Blitze.
    Noch einmal überwältigte der Kummer Alec bei diesem Anblick glücklicher Zweisamkeit. Dann ging er zu Blitz und sagte: »Geh, wohin du willst. Du hast für mich getan, was du konntest.«
    Sanft klopfte er Blitz auf den Hals, und diese Aufforderung

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