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Blitz der Hengst des Sonnengottes

Blitz der Hengst des Sonnengottes

Titel: Blitz der Hengst des Sonnengottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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er.
    Am frühen Abend erreichte er das Ende der ungepflasterten Straße und hielt an. Über ihm funkelten die Sterne. Vor ihm erstreckte sich zwischen zwei Bergketten wieder eine weite, dürre Ebene. Die Kälte der Nacht drang auf ihn ein, als er seine Blicke über das Hochplateau schweifen ließ, das ihm wie ein leeres Meer vorkam. Er schaute auf ein weit entferntes Land, das dennoch etwas Vertrautes hatte, wie ein schon einmal geträumter Traum. Kein Zweifel, er hatte sein Ziel erreicht. Hier wollte er bleiben.
    »Nun gut«, sagte er zu sich selbst. »Denk darüber nach, warum du hier bist. Dann mußt du auch eine Antwort finden. Aber er fand keine. Sein Geist schwankte zwischen Realität und Traum. Was ihn hierhergeführt hatte, war nicht wirklich für ihn. Auch entsprach es nicht seinem eigenen Ich oder seiner Vergangenheit. Ein Hälfte von ihm war auf der »Farm der Hoffnung« geblieben, und die andere Hälfte wartete noch darauf, Gestalt anzunehmen. Alec wußte lediglich, daß er sich etwas wünschte, und daß er sich gegen etwas wehrte. Er wehrte sich gegen das, was er geworden war, und gegen die Grausamkeit der Welt, die ihm Pam genommen hatte.
    Wieder stelle er den Wagen ab und versorgte sein Pferd. Dann streckte er sich zu Tode erschöpft im Stroh neben Blitz aus. In der eisigen Dunkelheit hüllte er sich fester in seine warme Jacke und wartete auf den Schlaf. Endlich war er weit weg von allem, außer von seinem geliebten Pferd. In der nächtlichen Totenstille fühlte er den warmen Atem des Hengstes auf seinem Gesicht. »Mach dir keine Sorgen«, schien er sagen zu wollen, »schlaf ein. Ich passe schon auf dich auf.« Und Alec war es, als wenn aus den Nüstern von Blitz Leben in seinen gequälten Körper und in sein trauriges Herz strömte. Zum ersten Mal entspannte er sich und fühlte sich sicher; und schlief ein, wirklich fest ein.

    SIEBENTES KAPITEL

So wie es am Anfang war

    Als Alec erwachte und den Blick nach Osten wandte, traf ihn das Morgenlicht mit voller Stärke. Wie feines Gold strömte es über die ausgetrocknete Erde. Auch die hohen Berge im Westen schienen unter den heißen Strahlen der aufgehenden Sonne zu schmelzen. Zum ersten Mal hatte er seine innere Ruhe gefunden. Dieser Tag würde wie kein anderer sein. Alec war am Ende seines Weges angekommen.
    Über seine eigenen Bedürfnisse und sein eigenes Wohlbefinden machte er sich keine Gedanken, aber Blitz versorgte er wie an jedem Morgen. Danach führte er ihn aus dem Anhänger heraus. Draußen blieb der Hengst ganz ruhig stehen, als Alec die Metallöse am Halfterring aufhakte. Nur die Augen des Rappen bewegten sich, während er die scheinbar endlose Weite des offenen Landes vor sich überschaute.
    Alec nahm den Halfter ab und ließ ihn und den Verbindungshaken zu Boden fallen. Dann schlang er die Arme um den Hals des Pferdes und drückte seinen Kopf an sich wie vor langer Zeit auf einer einsamen Insel. Vielleicht war es das, was er im Sinn gehabt hatte, seit er von der »Farm der Hoffnung« geflohen war? Wollte er den Weg bis zum Anfang zurückgehen? Um Pam zu vergessen, als wäre sie nie ein Teil seines Lebens gewesen? War das die Antwort?
    Obwohl ihn nun nichts mehr festhielt, blieb der Rappe, ohne sich zu rühren, in der Stille des Morgens ruhig stehen und wartete, stolz und langbeinig. Endlich löste Alec die Arme von seinem Hals und beobachtete Blitz’ gespitzte Ohren. Denn er sprach mit den Ohren. Sie waren nach Osten gerichtet, und nun wußte Alec, daß sie in diese Richtung reiten sollten.
    Er trat zurück, um Anlauf zu nehmen und schwang sich nach zwei federnden Schritten in die Höhe; gleichzeitig packte er die Mähne des Hengstes. Sein Körper flog fast horizontal durch die Luft, um auf das siebzehn handbreit hohe Pferd zu gelangen. Einmal fest auf seinem Rücken sitzend und im Gleichgewicht, ließ er Blitz laufen.
    Das Pferd fiel in einen raschen und leichten Trab, und Alec paßte sich seinem Rhythmus an, als ritte er ihn zum ersten Mal. Reiten schien seine letzte Daseinsform zu sein, und hier konnte er noch einmal damit beginnen. Daher spornte er den Rappen zu einer schnelleren Gangart an, und Blitz galoppierte prächtig über den Boden, der noch keine anderen Hufe kannte als die seinen. Der Abstand zu der Welt voller bitterem Weh, die sie verlassen hatten, wuchs.
    Alec ritt mit einer Hingabe wie niemals auf der Rennbahn. Es war, als würden er und sein Pferd in die Weite der Wüste geschleudert. Er versuchte nicht, den Hengst zu

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