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Blitz der Hengst des Sonnengottes

Blitz der Hengst des Sonnengottes

Titel: Blitz der Hengst des Sonnengottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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genügte. Der Rappe trabte davon, um seine kleine Herde zu sammeln. Dann drehte er sich mit einem triumphierenden Schnauben um und führte sie hinaus in die Wüste.
    Bewegungslos vor Schreck über das, was er getan hatte, sah Alec den wilden und freien Geschöpfen nach. Die schwarze Stute flog dicht neben Blitz her, und Alec sagte sich, daß auch dies wohl so sein müßte. Der Hengst hatte eine Gefährtin gefunden, während Alec seine verloren hatte. Es war ihm vollkommen gleichgültig, was jetzt mit ihm geschah.

    NEUNTES KAPITEL

Der Wilde

    Von fern sah Alec zu, wie der Rappe mit seinem kleinen Rudel umkehrte, und es zum Wasserloch zurücktrieb. Alec versuchte, sich darüber klarzuwerden, warum er Blitz die Freiheit gegeben hatte. Offenbar wußte er nicht mehr, was er tat, und ließ sich von Impulsen leiten, weil ihm alles sinnlos erschien.
    Blitz trieb sein Rudel durch die Wüste. Eine Weile duldete er, daß die beiden jungen Hengste neben ihm hertrabten. Aber er bestrafte jede Stute, die zurückblieb, indem er ihr seinen Kopf in die Flanke stieß oder sie leicht ins Ohr biß. Er ließ es auch nicht zu, daß die Fohlen zurückblieben, und spornte sie an, ihren Müttern zu folgen. Doch kurz vor dem Wasserloch drehte er wieder ab und trieb die Herde in die von ihm gewünschte Richtung, hinüber zu den hohen Bergen im Westen.
    Alec sah untätig zu, wie die Pferde verschwanden. Er war wie betäubt von der Wüste und der Einsamkeit, in die er sich freiwillig begeben hatte. Es gab kein Gestern mehr und kein Morgen, nur seine Verzweiflung. Kein Wunsch, kein Antrieb war übriggeblieben, und alle seine Gedanken schossen wie Splitter oder Blitze durch seinen Kopf. Diesmal war er endgültig am Ende des Weges angekommen.
    Auf dem groben Sand vor ihm funkelten die Sonnenstrahlen. Er war froh, allein sterben zu dürfen, nun, da er wußte, daß Blitz so leben durfte, wie er wollte, und ihn nicht mehr brauchte. Ein Schluchzen hob seine Brust. Warum sollte er nicht weinen, wenn ihm danach zumute war? In der Zeit, die ihm noch blieb, konnte er tun, was er wollte. Niemand würde es je erfahren.
    Die Pferde bewegten sich jetzt langsamer fort, denn es kostete die Fohlen Mühe, mit den anderen Schritt zu halten. Endlich brachte der große Hengst alle zum Stehen, damit sie sich ausruhen konnten.
    Alecs Augen ruhten immer noch auf dem Rudel, während er sich mit dem bloßen Arm über das Gesicht fuhr. Dabei roch er nicht seinen eigenen Schweiß, sondern den seines Pferdes. Schon als kleiner Junge hatte er nur an Pferde gedacht, wäre gern selbst eins gewesen. Er hatte sich wie ein Pferd betragen, seine Gangart nachgeahmt und gewiehert. Vielleicht war es also nur folgerichtig, daß alles so endete.
    Seine Augen wurden dunkel, als er sich selbst als wilder und freier Mustang sah. Sein Verstand begann auf seltsamen Wegen zu wandern, die er nicht verstand, aber hinnahm.
    Plötzlich bewegte er sich auf die Herde zu. Es wurde ihm nicht bewußt, was er tat, und es war ihm gleichgültig. Mit dem Gefühl, daß ein neues Leben anbrach, fühlte er auch seine Kräfte zurückkehren. Ein trotziger Ausdruck trat in seine Augen, ähnlich wie der eines jungen, noch nicht zugerittenen Pferdes. Er beschleunigte seine Schritte und fiel in Trab. Dann warf er den Kopf zurück, und aus seiner Kehle drangen vibrierende, wiehernde Laute zu den weit entfernten Pferden hinüber. Er fing an zu laufen, und seine muskulösen Beine bewegten sich in einem regelmäßigen, mühelosen Rhythmus.
    Das Rudel setzte sich wieder in Bewegung, diesmal in nördlicher Richtung. Blitz trieb es mehr, als er es leitete, und bestrafte immer noch Zauderer unter den jungen Hengsten und Fohlen. Er schien genau zu wissen, wohin er sie führte.
    Alec rief ihn wiederholt von weit her. Ihm schienen neue Kräfte zuzuwachsen, und es gelang ihm, in Sichweite der Pferde zu bleiben, zu denen er doch gehören wollte. Er hob den Kopf in den Wind, um zu wittern wie sie. Er wollte, daß sie ihn sehen, riechen und bei sich aufnehmen würden. Er wollte so wild und frei sein wie sie.
    In dem losen Trab, den Alec angeschlagen hatte, schien er eine ganze Weile durchhalten zu können, doch manchmal mußte er laufen, um die Herde nicht aus den Augen zu verlieren. Stolz erfüllte ihn auf seine Kraft und Ausdauer. Wenn die Pferde stehenblieben, um zu grasen, holte er auf und wünschte sich, daß auch er wie sie von dem Gras leben könnte, das am Wege wuchs. Lange Zeit blieb er in ihrer Nähe und fühlte sich

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