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Blitz der Hengst des Sonnengottes

Blitz der Hengst des Sonnengottes

Titel: Blitz der Hengst des Sonnengottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Natur, zu überleben. Er konnte sich nicht einfach hinlegen und den Tod erwarten; wenn es nicht anders sein sollte, mußte er ihm entgegengehen. Es gelang ihn noch einmal, aufzustehen und langsam auf die Hügelkette zuzutaumeln. Irgendwo zwischen Wirklichkeit und Traum regte sich Widerstand, ja Zorn in seinem Innern. Dieser Zorn hielt ihn aufrecht, er ließ es nicht zu, daß Alec dem Tod nachgab.
    Seine Erschöpfung wuchs, und manchmal verlor er einen Augenblick das Bewußtsein. Doch seine Beine fuhren fort, sich voranzuschleppen, bis er die Hügelkette erreicht hatte. Hier fiel er flach auf das Gesicht. Und kroch nun auf Händen und Knien bergan. Irgendwo dort oben mußte es Wasser geben, das wußte er. Auf halber Höhe kam er zu einer kleinen Bodensenke. Felsen schlossen sie ein und warfen ein bißchen Schatten. Dorthin schleppte sich Alec, schwer atmend und dankbar für den Schutz vor der brennenden Sonne.
    Eine Weile verging, dann drang es ihm dumpf ins Bewußtsein, daß keine Zeit mehr zu verlieren war. Wenn er nicht bald Wasser fand, mußte er sterben. Auf den Knien kroch er den steilen Pfad hinauf, bis er oben auf dem Hügel angekommen war. Auf der anderen Seite lag ein kleines, grünes Tal, durch das sich ein Flüßchen wand, das von einer Quelle in den Felsen genährt wurde.
    Bei diesem Anblick hätte er gern einen Freudenschrei ausgestoßen, aber es kam kein Laut von seinen geschwollenen Lippen. Er taumelte vorwärts und rollte den Abhang hinunter, bis er im hohen Gras liegenblieb. Immer noch auf allen vieren wie das Tier, das er geworden war, kroch er zum Fluß und ließ sein Gesicht ins Wasser fallen.

    ZEHNTES KAPITEL

Der junge Jäger

    Alec erwachte aus tiefer Bewußtlosigkeit. Jemand rüttelte ihn heftig an den Schultern. Als er aufsah, schaute er in die schwarzen, glänzenden Augen eines jungen Indianers, der neben ihm im Sand hockte. Die aufs äußerste gespannte Haltung des Knaben glich der einer Wildkatze, die bereit war, sich sofort auf Alec zu stürzen, wenn er den leisesten Versuch machen würde davonzulaufen. »Wo kommst du her?« fragte der Indianer. Es lag weder Wohlwollen noch Mitleid in seiner Stimme, und sein Gesicht war kalt und hart. Er hockte ruhig auf den Fersen, und sein langes, auf dem Hinterkopf zusammengebundenes Haar war glatt und pechschwarz. Ein durchgeschwitztes Stirnband hielt es aus dem flachen, breiten Gesicht mit der großen Nase, das so unbeweglich war wie seine Augen. Er trug ein schmutziges, graues Hemd, Blue Jeans und blutbefleckte Mokassins. »Woher kommst du?« Während er diese Frage wiederholte, richtete er sich ein bißchen auf und rückte ein schweres Bündel auf seinem Rücken zurecht.
    Alec versuchte zu sprechen, aber es gelang ihm nicht. Wieder fühlte er die starken Hände des Knaben, die ihn an den Armen in sitzende Stellung hochzogen. Jetzt bemerkte Alec eine kleine Herde Schafe, die auf der anderen Seite des Flüßchens weidete. Unter Aufbietung aller Kräfte brachte Alec die Worte hervor »Bitte... hilf mir!«
    Die schwarzen Augen des Indianers blieben auf Alec gerichtet und flackerten immer noch wild und voller Mißtrauen. Der Knabe schien etwa zwölf Jahre alt zu sein, machte aber trotz seiner Jugend den Eindruck, als gäbe es nichts, was ihn einschüchtern könnte. Endlich zuckte er die Achseln und legte seine Rückenlast ab. Erst jetzt sah Alec ein altes Gewehr neben ihm auf dem Boden liegen. Da er glaubte, der Knabe würde gleich danach greifen, versuchte er aufzustehen.
    Doch anstatt das Gewehr zu nehmen, holte der Junge eine Dose Coca-Cola aus seinem Bündel, öffnete sie und trank. Dann reichte er sie Alec. »Haben die von der Bergwerksgesellschaft dich verloren?« fragte er mürrisch.
    »Ich habe mich verlaufen. Ich gehöre zu keiner Bergwerksgesellschaft«, antwortete Alec. Vorsichtig hatte er einige Schlucke der lauwarmen Flüssigkeit getrunken und konnte jetzt leichter sprechen. Aber als er die Miene des Jungen nach einem Zeichen von Mitgefühl durchforschte, sah er nur Bitterkeit. »Kannst du mich mit in dein Dorf nehmen?« fragte er. Da grinste der Knabe zum ersten Mal. »Bis zu unserer Mesa (Tafelberg, charakteristisch für die Landschaft von Arizona) ist es ein langer Weg«, sagte er und hob seine Mokassins, um Alec seine blutigen Füße zu zeigen. »Gehörst du zum Planungsbüro?«
    »Zu was für einem Büro?«
    »Zum Büro für Indianische Angelegenheiten.«
    »Nein, auch dazu gehöre ich nicht.«
    »Was machst du dann hier? Suchst du

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