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Blitz der Hengst des Sonnengottes

Blitz der Hengst des Sonnengottes

Titel: Blitz der Hengst des Sonnengottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Angelegenheiten, und daß man denen nicht trauen darf. Ich gehe nicht in eine von den Schulen, die das Büro eingerichtet hat. Ich hüte Schafe und höre auf meinen alten Vater, der der weiseste meines Stammes ist.«
    »Ist dein Vater der Häuptling?«
    »Mein alter Vater ist der Häuptling! Er ist der Vater von meines Vaters Vater, der älteste von uns allen. Er weiß alles. Er sagt, daß diese Welt zerstört werden wird, weil viele von unserem Volk genauso schlecht sind wie dein Volk. Sie machen Schund für Touristen und verkaufen ihn an dein Volk. Sie verpachten unser Land. Sie sind außen braun und innen weiß. Sie sind längst in euer Lager übergelaufen. Sie sehen bloß eure Dollars. Aber wir werden leben, und sie werden sterben.«
    Von seinem langen, empörten Wortschwall erschöpft, schwieg der Indianerknabe und suchte Alecs Blick.
    Alec wußte nichts zu antworten. Diese Anschuldigungen erinnerten ihn zu sehr an die Welt, die er hinter sich gelassen hatte. Stand man sich hier genauso unversöhnlich gegenüber?
    Endlich fuhr Alph fort zu sprechen, und diesmal war seine Stimme eher feierlich als böse. »Was ist denn mit der weißen Rasse geschehen?« fragte er. »Ihr nehmt uns mehr von unserem Land weg, als ihr je brauchen werdet. Und ihr zerstört alles so gründlich, daß es für alle Zeiten sein wird. Warum?«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Alec. »Es gibt vieles, was ich nicht weiß über mein Volk.«
    »Meine Leute waren die ersten Bewohner dieses Landes, aber wir wollen es nicht beherrschen«, sagte Alph. »Wir sind die Brüder aller Geschöpfe, die auf dieser Erde leben, auch die Brüder der Tiere. Wir nehmen von diesem Land nur das, was wir brauchen.«
    »Das weiß ich«, antwortete Alec. Wenn er je ein genügsames Volk gesehen hatte, dann waren es die Indianer.
    Als der Knabe weiterredete, klang seine Stimme heiser vor Erregung. »Die Zeit ist nicht mehr fern, hat mein alter Vater gesagt, daß euer Volk uns vernichten wird. Aber wir dürfen uns trotzdem nicht wehren. Denn während die übrige Welt zerstört werden wird, sollen wir geduldig warten auf den, der uns an einen sicheren Ort bringen kann. Dort werden wir ausharren bis zu dem Augenblick, an dem wir hervorkommen und bei der Erschaffung einer neuen Welt helfen können. Mein alter Vater sagt, daß nur die, die den Gesetzen der Schöpfung gehorcht haben, überleben werden und neu beginnen können. Unter diesen werden wir sein, denn wir sind das Auserwählte Volk!«
    »Und das glaubst du alles?« fragte Alec ruhig.« Das ist ja eine entsetzliche Prophezeiung!«
    »Es wird so geschehen, wie mein alter Vater sagt«, sprach der Indianerknabe mit Überzeugung. »Und ich werde nach dem Ausschau halten, der da kommen soll. Wenn er nicht kommt, solange ich lebe, dann wird er in der Zeit meiner Kinder oder Kindeskinder kommen. Wir müssen nur lange genug auf ihn warten.«
    »Wie willst du ihn denn erkennen?« fragte Alec, den die Legende allmählich zu fesseln begann.
    »Ich weiß nicht, in welcher Gestalt er erscheint, aber er wird auf dem schnellen Reittier des Vaters Sonne reiten, einem Pferd so schwarz wie die schwärzeste Dunkelheit, mit Ausnahme eines kleinen weißen Flecks mitten auf der Stirn. Dieses Pferd wird sehr schnell sein und Zauberkräfte besitzen. Es kann doch nicht schwerfallen, ein solches Tier zu erkennen!«
    Alec schwieg. Natürlich mußte er an sein eigenes Pferd denken, seinen Blitz, der nicht weit von hier in der Wüste sein mußte. Für ihn besaß der Hengst soviel symbolische Bedeutung wie irgendein übernatürliches Wesen aus einer der mythischen Erzählungen und Legenden der Indianer.
    Der Knabe streckte seine langen, dünnen Beine dem Feuer entgegen. »Nur das Auserwählte Volk wird leben«, sagte er ruhig. »Es wird ganz so kommen, wie mein alter Vater sagt.«
    »Willst du mich nicht zu ihm führen?« fragte Alec.
    Alph zuckte die Achseln, und zum ersten Mal trat ein Ausdruck der Sorge in seine Augen. »Mein alter Vater hat unser Dorf schon vor vielen Tagen verlassen«, sagte er. »Es kann sein, daß er gegangen ist, um den Schöpfer zu treffen. Ich weiß es nicht.«
    Alec wandte sich ab, denn es wurde ihm klar, daß er auf morgen hoffen mußte. Dann würde er den Jungen vielleicht dazu bringen, ihm den Weg zum Indianerdorf zu zeigen. Ein guter Teil seiner Geschichte, überlegte Alec, würde für ihn schwer verständlich bleiben. Sie grenzte zu sehr an Wunderglaube, ja sogar an Aberglaube. Solche Legenden hatten in seiner

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