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Blitz der Hengst des Sonnengottes

Blitz der Hengst des Sonnengottes

Titel: Blitz der Hengst des Sonnengottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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deine Kiffer-Brüder?«
    Alec schüttelte ratlos den Kopf. Der Junge verstand ihn nicht, aber auch wenn er sich ihm nicht begreiflich machen konnte, war dies besser als allein sein. »Wer sind denn die Kiffer?« fragte er.
    Der Junge trank einen Schluck Coca-Cola, ehe er antwortete: »Die wohnen da oben auf heiligem Boden«, sagte er mit einer Bewegung seines dunklen Kopfes in Richtung der Berge. »Komische Leute, Indianer und Weiße, alles durcheinander, sagt mein alter Vater. Sie bestreichen ihre Körper mit weißem Pulver. Sie trinken, bis sie berauscht sind. Sie essen Kräuter, die verrückt machen, Peyote (Kaktus, aus dem Rauschgift gewonnen wird) und Nachtschatten, bis sie nichts mehr wissen und in einer Traumwelt herumtorkeln.«
    »Nein, die suche ich auch nicht«, sagte Alec.
    »Ja, was tust du dann hier?« fragte der Knabe, und allmählich klang seine Stimme weniger feindselig.
    Alec wußte keine Antwort, weder für den Knaben noch für sich. »Bitte, bring mich in dein Dorf«, bat er. »Ich kann laufen.« Er versuchte aufzustehen, brach aber sofort wieder zusammen.
    »Du bist zu schwach zum Laufen«, sagte der Junge. Er nahm das Gewehr, stützte den Schaft auf den Arm und steckte eine Patrone in den Lauf. »Ich werde ein Kaninchen für dich schießen. Frisches Fleisch ist besser zu essen als Maisfladen.« Er stand auf und schlenderte davon, schlank und geschmeidig wie ein junger Panther.
    Als der junge Jäger verschwunden war, hob Alec seinen Blick zu den Bergen und fragte sich, ob dort oben wohl irgendwo das Indianerdorf lag. Über ihm machte das Gebüsch hohen Bäumen, Wacholder, Eichen und Piñons (Kiefern) Platz, und alle lagen schon jetzt im Schatten, obwohl es noch mehrere Stunden bis zum Sonnenuntergang dauerte. Im Osten dagegen funkelte die Wüste noch unter den hellen Strahlen der Sonne. Dort irgendwo mußte Blitz sein. Ob Alec ihn jemals Wiedersehen würde?
    Erst eine Stunde später kam der Junge zurück. Er schwenkte ein totes Kaninchen vor Alecs Gesicht hin und her, aber sein Blick ruhte auf dem östlichen Himmel. »Bald gibt es Regen«, sagte er. »Wir müssen hier weg.«
    Mit Hilfe des Knaben gelang es Alec aufzustehen. Der Indianer führte ihn zu einem Felsüberhang. In seinem Schutz lag ein kleiner Lagerplatz. Von ihm aus konnte man auf die Wüste blicken. Dieses Lager wurde offenbar häufig benutzt, denn der Boden der kleinen Höhle war mit Spuren von Feuer und Asche bedeckt. Plötzlich hörte Alec Donnergrollen. Über der Wüste zogen schwarze Wolken auf, und am Himmel zuckten Blitze.
    Der Knabe holte Rindenstücke aus einem Bündel und zündete ein Feuer an. Er sagte nichts, aber seine schwarzen, glänzenden Augen ruhten fast immer sinnend auf Alec. Ein kräftiger Wind jagte vor dem Gewitter her und vermischte sich mit der kalten Bergluft. Bald würde es in Strömen gießen.
    »Regen ist gut für unser Land«, sagte der Knabe. »Es bringt den Bächen Wasser. Und Wasser bedeutet Wohlstand in den Bergen.« Von ihrem Lagerplatz aus konnte Alec die Schafe sehen. Sie grasten friedlich; alles war hier friedlich trotz der unheilvollen Schwärze des Himmels.
    »Wie heißt du?« fragte Alec nach langem Schweigen.
    »Alph.«
    »Ich heiße Alec.«
    Der Junge hatte eine zweite Cola-Büchse geöffnet und bot sie Alec an.
    »Danke«, sagte Alec. Er fühlte sich plötzlich in eine neue Welt versetzt, in der er sein Leben noch einmal von vorn beginnen konnte. Während sie das gebratene Kaninchen und Tortillas (Maisfladen) verzehrten, betrachtete der Knabe Alec grinsend. Sein Mund stand halb offen. Trotz seines anfänglichen Mißtrauens und obwohl sie so verschieden waren, spürte Alec deutlich, daß Alph gern mit ihm sprechen wollte, daß auch er einsam war.
    »Das ganze Land hier ist unseres«, sagte der Junge plötzlich kurz und fast böse. »Du gehörst nicht hierher. Du kannst es uns nicht wegnehmen.«
    »Ich will es euch ja nicht wegnehmen.«
    »Aber dein Volk tut es. Sie haben große Schaufeln und graben unsere Mesas um, und unsere Cañons (enge, tief eingeschnittene Täler). Und sie nehmen uns das Wasser weg.«
    »Damit habe ich nichts zu tun.«
    »Dein Volk tötet uns. Mein alter Vater sagt das. Er hat mir viel erzählt von euren Öl-, Kohle- und Erdgasgesellschaften. Ihr zerstört unser Weideland, bis wir nichts mehr haben.«
    »Aber es sind doch nicht meine Gesellschaften.«
    »Mein alter Vater hat mir auch von euren Bundesgerichten erzählt und natürlich von eurem Büro für Indianische

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