Blitz der Hengst des Sonnengottes
schneller.
Endlich blieb Alec stehen. Vor ihm erhoben sich zu beiden Seiten des dahinschießenden weißen Wassers glatte Sandsteinwände. Da gab es keinen Weg für ihn und sein Pferd, nicht durch diesen Wasserwirbel und in die Felsenspalte hinein.
Flußlauf? Dies konnte nicht die richtige Stelle sein, denn für einen alten Mann war es doch nicht leichter, dieses Wildwasser zu durchqueren als für ihn. Es mußte noch einen anderen Weg nach draußen geben als den Gang, durch den er hereingekommen war. Alec sah sich um. Hinter diesen hohen Wänden — das wußte er ja — hatten die alten Bewohner des Pueblos vor der Witterung Schutz gesucht. Der Wasserlauf hatte Gras für ihr Vieh wachsen lassen, und auf dem fruchtbaren Boden gedieh das, was sie zum Leben brauchten. Aber Alec zweifelte nicht daran, daß es mehr als nur einen Eingang zum Dorf gegeben hatte. Ein zweiter Gang mußte zur Außenwelt führen. Ihn galt es zu finden.
Alec trat vorsichtig in den Schatten der über ihm ragenden Felswände und suchte die Ufer des Flusses nach dem Beginn einer Spur ab. Er blieb vor einer Steinplatte stehen, in die ein indianisches Symbol eingeritzt war. Und als er das dichte Buschwerk darüber mit den Händen auseinanderschob, entdeckte er tatsächlich einen ausgetretenen Pfad, der in eine kleine, aber tiefe Schlucht führte.
Erregt folgte Alecs Blick dieser langgestreckten Rinne, die steil zur Felswand hin abfiel und vor einem breiten Gang endete. Er konnte einen Schrei nicht unterdrücken. Das mußte der Weg nach draußen sein!
Der Pfad war vom Wasser her leicht zugänglich. Alec rief seinem Pferd zu, ihm zu folgen, während er sich durch das Buschwerk zwängte und in die Spalte hinabstieg.
Überall lagen große Steinhaufen herum. Es sah ganz so aus, als ob der Pfad von Menschenhand angelegt worden wäre. Alec vermutete, daß die Schlucht vor langer Zeit einmal das Flußbett gewesen war und daß die damaligen Bewohner den Wasserlauf von diesem Wege ab- und durch die Felsspalte geleitet hatten. Aber zu welchem Zweck? Um den Durchgang gegen Eindringlinge von außen zu schützen und das Pueblo damit noch sicherer zu machen?
Als Alec die tiefste Stelle der Schlucht erreicht hatte, sah er, daß das Loch, das in den Gang führte, von großen, mit der Hand behauenen Steinblöcken gestützt wurde. Hinter ihm schnaubte Blitz, und Alec wandte sich um. Die Nüstern des Hengstes weiteten sich, er witterte offenbar etwas, das ihm nicht geheuer war. Alec streckte die Hand nach ihm aus, und Blitz stieß seine Nase hinein. Dann erschütterte er mit einem schrillen Wiehern die Wände der Felsrinne.
»Warte hier«, befahl Alec und trat in den Gang hinein. Er befand sich nun in einer hohen Felsenkammer, die vom Tageslicht schwach beleuchtet wurde, das durch ein Loch in der eingestürzten Decke hereindrang. Überall verstreute Steine und Mörtelstücke ließen Alec zum Schluß kommen, daß ein Erdbeben oder irgendeine unterirdische Explosion für die allgemeine Verwüstung in der Höhle verantwortlich war.
Der Ausgang aus dieser Felsenkammer war pechschwarz. Einen Augenblick stand Alec unschlüssig davor. War der alte Indianer mit Hilfe eines Lichtes auf diesem Weg nach draußen gelangt? Alec suchte den Boden ab und fand eine geschwärzte Fackel. Als er sie aufhob, schien sie ihm noch warm zu sein; nun wußte er, daß er der Lösung nahe war. Dieser Gang führte nach draußen. Alec kehrte zum Eingang zurück und setzte sich auf die Steine, den Blick auf sein Pferd gerichtet. Er konnte natürlich eine zweite Fackel vom Lagerplatz des Indianers holen, die wahrscheinlich noch brannte, und damit seinen Weg durch diesen Gang suchen. Aber Blitz würde ihm nicht folgen können, denn der Gang war zu niedrig und zu schmal für ein Pferd.
Es mußte noch einen anderen Ausgang geben, denn auch die ehemaligen Bewohner dieses Ortes hatten Vieh besessen. Wie sollten sie damit ins Dorf gekommen sein? Er mußte den Weg finden, denn ohne sein Pferd würde er das Pueblo nicht verlassen.
Als er Blitz liebevoll betrachtete, bemerkte er direkt unter den Hinterbeinen des Hengstes einen großen Ring. Er trat näher und wischte eine dünne Staubschicht von ihm ab, die ihm vulkanische Asche zu sein schien. Dann packte er den Ring mit beiden Händen und zog. Es erforderte überraschend wenig Kraft, etwas Ähnliches wie eine Platte hochzuheben, denn sie war nicht aus Stein, sondern aus Mörtel. Er legte sie beiseite und schaute in einen finsteren Abgrund. Als er
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