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Blitz der Hengst des Sonnengottes

Blitz der Hengst des Sonnengottes

Titel: Blitz der Hengst des Sonnengottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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näher. Der Indianer war nackt bis auf einen Lederschurz und Mokassins. Unter seiner dünnen Haut traten die Knochen hervor. Vor ihm auf dem Boden war eine Linie aus bläulichem Sand gezogen. Neben ihm lag ein Brett mit Brot, rohem Fleisch, Tabak und Maismehl. Der Alte starrte Alec mit offenem Munde an, als ob er lächelte, und zeigte faule Zahnstümpfe. Eine zitternde Hand bot Alec zu essen an.
    Der Anblick der Speisen trieb Alec vorwärts. Er stieg über die Linie aus blauem Sand und streckte die Hand nach dem Brot aus. Da sah er, daß auch der Schoß des alten Mannes mit dem blauen Pulver bedeckt war. Aber noch deutlicher waren die geschwollenen, roten Striemen auf Schultern und Armen des Indianers zu sehen.
    Alec nahm das Brot und trat rasch zurück, denn vom Gestank der schwärenden Wunden wurde ihm übel. Der alte Mann brauchte dringend Antibiotika, vielleicht mußte er sogar operiert werden, wenn er überleben wollte.
    »Wie kommen wir von hier fort?« fragte Alec leise.
    »Du brauchst ebenso dringend Hilfe wie ich. Wir haben beide nicht mehr viel Zeit.«
    Der Alte nickte heftig bei Alecs Worten. »Ich weiß«, sagte er, »unser Lebensrad hat endlich seinen Kreis vollendet. Wir haben den letzten Vollmond gesehen, und die Zeit ist nicht mehr weit bis zum Ende unserer Welt.«
    Die Sonnenstrahlen spielten auf den verschiedenen Steinschichten der Felsenkammer, und sie schillerten in vielen Farben. In einigen Stunden würde es dunkel sein.
    Der Blick des Indianers von Alec zu dem grasenden Hengst. »>Schwarzes Feuer< trägt das Zeichen des ewigen Lebens auf seiner Stirn«, sagte er. »Sein Kommen und deines sind seit dem Anfang aller Zeiten verkündet worden, als der Blaue Stern zuerst am Himmel erschien. Wie sehr habe ich darauf gewartet, daß du kommst.«
    Alec hörte auf, von dem Brot abzubeißen, und schüttelte verzweifelt den Kopf. Das war ja dieselbe Prophezeiung, die er schon von Alph gehört hatte.
    »Ich wußte, daß du kommen würdest, denn ich kann in den Pflanzen und Samen lesen, ja sogar die Zeichen am Himmel«, fuhr der alte Mann fort. »Ich habe gesehen, wie der Blaue Stern explodierte. Dreiundzwanzig Tage lang war er bei Tageslicht sichtbar, bevor er verblaßte; und dann bei Nacht noch einmal sechshundertdreiunddreißig Tage. Das war das Zeichen, daß deine Ankunft unmittelbar bevorstand.
    Die Welt, die wir kennen, wird zerstört werden, aber du und >Schwarzes Feuer<, ihr werdet alle Angehörigen unseres Stammes, die in Frieden mit ihrem Schöpfer sind, in eine neue Welt führen. Mein Volk wird dir folgen, denn wir sind alle Brüder. Nur die Böses über die Welt gebracht haben, werden vernichtet werden. Und dann werden wir eine neue Welt schaffen, die nur einer Macht untersteht, nämlich der des Schöpfers.«
    Der alte Mann schwieg, und Alec sah ein, daß seine einzige Hoffnung darin bestand, ihm erst einmal nachzugeben. Sonst würde er ihn nie aus der Höhle hinaus und in sein Dorf zurückbringen. »Wo sind wir hier?« fragte er.
    »Wir befinden uns im Heiligen Pueblo (spanisch Dorf; Indianerdorf) des alten Volkes, des Volkes der Toten«, sagte der alte Indianer.
    Alec schaute die Steilhänge hinauf zu den großen, von Bogen überdachten Höhlen. Inschriften und farbige Zeichnungen schmückten die Eingänge, auch geisterhafte Handabdrücke waren in den Stein eingeritzt. Was mochten sie für die Menschen bedeutet haben, die einmal in diesen Felsenwohnungen gelebt hatten? »Du mußt mein Volk hierherführen«, sagte der alte Mann. »Sie werden nur dir folgen, denn du bist aus der Wüste zu uns gekommen auf einem Pferd aus schwarzem Feuer, und dies zur Zeit der Explosion des Blauen Sterns.
    Alec schüttelte den Kopf, eher traurig als verwirrt. Der alte Mann wußte nicht mehr, was er sagte, und klammerte sich an die Prophezeiungen seiner Vorfahren.
    »Ich bin nicht der, auf den du gewartet hast, alter Mann«, sagte er endlich. »Ich habe mich nur verirrt, genauso wie du dich verirrt zu haben scheinst, wenn auch auf andere Weise. Ich kann dein Volk nirgendwohin führen.«
    Aber der Indianer beachtete Alecs Worte gar nicht, und sein Blick wandte sich wieder dem Hengst zu. Seine Augen waren genauso sanft wie seine Stimme, als er sprach: »Das Pferd >Schwarzes Feuer« besitzt übernatürliche Kräfte. Es ist dein anderes Ich. Wir glauben, daß alle Dinge die Schöpfung des Großen Geistes sind. Er ist in allem — in den Bäumen, im Gras, in den Flüssen und in den Tieren. All das glauben wir tief in

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