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Blitz der Hengst des Sonnengottes

Blitz der Hengst des Sonnengottes

Titel: Blitz der Hengst des Sonnengottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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sich über das Loch beugte und lauschte, hörte er Wasser rauschen. Dieses Rauschen wurde immer lauter, und plötzlich begriff Alec, daß das Wasser da unten als Dampf an die Oberfläche stieg.
    Er überlegte. Vermutlich gab es an dieser Stelle Falten in der Erdkruste, die geschmolzenem Gestein erlaubten, bis dicht unter die Oberfläche zu dringen. So wurde das Wasser unter der Erde erhitzt. Durch das Öffnen des Lochs war offenbar eine unterirdische Druckwelle ausgelöst worden, die das Wasser an der Oberfläche durch die hohe Temperatur verdampfen ließ.
    Alec wollte die Platte gerade wieder auf das Loch legen, als vom oberen Ende der Rinne ein Geräusch zu ihm drang, das sich wie eine Explosion anhörte. Erschrocken sprang er auf. Der Anblick, der sich ihm bot, war bestürzend. Ein Wasserstrom hatte den Pfad über ihm verschlungen und kam den Abhang herunter auf ihn zu. Alec wußte, daß dies nur Wasser aus dem Fluß sein konnte, aber wieso hatte er seinen Lauf verändert? Etwa durch das Öffnen des Loches? War die unterirdische Druckwelle so gewaltig, daß sie oben einen Erdrutsch bewirkt hatte? Und hatten die Vorfahren der Indianer eben dies vorgesehen?
    Unbeweglich vor Schreck sah Alec zu, wie die erste Welle die Sohle der Felsrinne erreichte und in das Loch floß. Dahinter stieg Dampf auf. Erst als das Wasser sich um seine Füße sammelte und ihn zu Fall zu bringen drohte, wurde er sich der Gefahr bewußt. Die Flut stieg immer höher und floß immer schneller. Bald würde sie die ganze Schlucht füllen, und ihm und dem Rappen die Flucht unmöglich machen.
    »Raus hier!« rief er seinem Pferd zu.
    Das Wasser strudelte bereits um seine Knie, als Alec sich endlich die schmale Felsrinne hinaufkämpfte. Er verlor das Gleichgewicht und packte die Mähne des Hengstes, um sich daran festzuhaken. Auf halbem Wege nach oben stand ihm das Wasser bis zur Hüfte, denn Blitz versuchte, sich gegen die immer stärker werdende Strömung zu stemmen.
    Die Mähne des Pferdes entglitt Alec, und das Wasser spritzte über seinen Kopf. Die Strömung drängte ihn fast in das gähnende Loch zurück. Alec packte den Schwanz des Rappen und klammerte sich in Todesangst daran fest.
    Der Hengst kämpfte sich vorwärts, aber die Strömung schien auch für ihn zu stark zu werden. Er verlor das Gleichgewicht, und das Wasser spritzte um seine wirbelnden Hufe, als er verzweifelt einen Sturz zu vermeiden versuchte. Endlich gewann er wieder Halt und stemmte sich erneut gegen die rasenden Fluten. Schritt für Schritt kämpfte er sich bergan.
    Alec hielt sich krampfhaft am Schwanz des Hengstes fest, denn er wußte, daß sie sich dem oberen Teil der Schlucht näherten, wo die Strömung nicht mehr so stark sein würde. Dort gelang es ihm, wieder Fuß zu fassen, und Blitz und er strebten vorwärts. Doch erst, als sie einen Punkt erreicht hatten, der über der Stelle lag, von wo die Flut in die Rinne hinabschoß, glaubte Alec wirklich, daß sie sich in Sicherheit befanden. Anstatt der Platte mit dem indianischen Symbol war nur eine tiefe Rinne geblieben, in der das Wasser floß. Was hatte den Erdrutsch ausgelöst? Was für explosive Kräfte hatte Alec von unten freigesetzt?
    Erschöpft von seinem harten Kampf mit dem Wasser, ließ er sein Pferd los und sank zu Boden.

    SIEBZEHNTES KAPITEL

Volk ohne Hoffnung

    Eine ganze Weile blieb Alec regungslos liegen. Erst als er fühlte, daß seine Kräfte zurückkehrten, stand er auf und versuchte, seinen Weg fortzusetzen. Noch immer floß das Wasser der Rinne entlang in die Schlucht und bildete einen Strudel über dem Loch, das er aufgedeckt hatte. Doch als er den Blick noch einmal auf die dahinterliegende Felsspalte richtete, wurde ihm klar, was geschehen war.
    Nun, da der Fluß nicht mehr in seinem ursprünglichen Bett floß, hatte sich der Boden der Spalte in einen zerklüfteten, mit Steinen bedeckten Pfad verwandelt, der durch die Felswand führte.
    Alec rief Blitz und kletterte rasch durch die Spalte. Die Steine im Flußbett waren schlüpfrig vor Schlamm und Nässe. Aber dies schien nun das letzte Hindernis zu sein, das sie überwinden mußten, bevor sie das Pueblo für immer verlassen konnten. Langsam und vorsichtig führte Alec den Hengst Schritt für Schritt voran, denn er wußte, daß er sich leicht ein Bein brechen konnte. Nach einer Minute schon verbreiterte sich die Spalte, und der Weg wurde besser. Alec beschleunigte seinen Schritt, denn er wollte noch vor Anbruch der Dunkelheit herausfinden, wohin

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