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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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erst im letzten Moment, keine Sekunde früher.«
    »Du willst also weiter durch die Steppe?!«, brüllte Shen. »Zu Fuß?«
    »Keine Sorge, dir wird die Zeit schon nicht zu lang werden«, tröstete ich ihn. »Schließlich hast du ja etwas, womit du dich während unseres kleinen Spaziergangs beschäftigen kannst. Du wirst ein paar deiner blendenden Feuer zaubern oder noch verschiedene andere Tricks lernen. Lahen, kannst du ihm eigentlich beibringen, aus Luft Pferde zu schaffen?«
    »Leider nein. Aber ich kann euch beiden einen guten Rat geben.«
    »Welchen?«, fragte Shen nervös.
    »Eben«, schlug ich mich auf seine Seite. »Was für einen Rat?«
    »Den, den Mund zu halten.«
    Shen und ich wechselten einen beredten Blick und zogen es vor, diesem Rat zu folgen.
    Shen spähte immer wieder nach Osten, wo er die Straße vermutete, die Alsgara mit dem Regenbogental und den Städten am Westpass der Katuger Berge verband. Glücklicherweise kam er aber nicht mehr auf das Thema Pferde zurück. Von den ewigen Streitigkeiten mit diesem sturen Kerl dröhnten mir bereits die Ohren.
    Lahen dagegen zeigte sich recht aufgeräumt. Wie sie mir versicherte, machte Shen merklich Fortschritte. Ich äußerte meine berechtigten Zweifel, aber dann zeigten sich die Folgen seiner Ausbildung klar und deutlich.
    Zunächst übergab sich Shen, danach bekam er heftigen Schüttelfrost, der mit weiterem Erbrechen einherging. Ich fürchtete, der Junge stünde schon mit einem Bein in den Glücklichen Gärten. Genauer gesagt, im Reich der Tiefe – denn dort würde er ja wohl landen, wo er nun einen dunklen Funken entwickelt hatte. Er schluchzte, kreischte, fluchte, weinte und versuchte immer wieder aufzustehen.
    Lahen und ich hüllten ihn in seinen Umhang ein und fesselten seine Arme. Erst gegen Morgen beruhigte er sich wieder und fiel in einen unruhigen Schlaf. Mein Augenstern wich nicht eine Minute von seiner Seite.
    »Übersteht er das?«, fragte ich und schnitt die Schnüre an den Armen durch. Sie waren jetzt zum Glück nicht mehr nötig.
    »Ich weiß nicht … aber ich glaube schon.«
    Ihre Antwort gefiel mir nicht. Außerdem war Lahen viel zu ruhig. So gab sie sich nur, wenn sie ihre Verzweiflung oder Angst verbergen wollte.
    »Wieso weißt du das nicht?«
    »Ich weiß es halt nicht. Aber ich habe noch nie gehört, dass jemand stirbt, wenn er oder sie sich zusätzlich den dunklen Funken aneignet. Bisher haben jedenfalls alle diese Art der Wiedergeburt überlebt.«
    »Das versteh ich nicht ganz.«
    »Es geht hier um eine Wiedergeburt, Ness«, sagte sie und legte Shen die Hand auf die Stirn. »Zumindest hat Ghinorha es immer so genannt. Alle, die am Dunklen Aufstand teilgenommen haben, mussten das durchmachen.«
    Ich sah erst sie an, dann Shen, der aschfahl war. Schließlich richtete ich den Blick auf den Halbmond am nächtlichen Himmel. »Du auch?«
    »Nein. Ghinorha hat mich gleichzeitig im dunklen und im lichten Aspekt der Gabe unterwiesen. Bei Shen ist es jedoch anders. Er hat bisher nur den lichten Funken in sich getragen. Es hat aber seinen Preis, sich dem Dunkel zuzuwenden, nachdem man lange Zeit nur die andere Seite der Magie angewendet hat. Und diesen Preis entrichtet der Körper.«
    »Mhm … hast du ihn davor gewarnt?«
    »Nein.«
    »Weil du angenommen hast, er würde in dem Fall ablehnen?«
    »Nein, durchaus nicht«, antwortete Lahen bitter. »Vielleicht glaubst du mir nicht, aber ich habe es schlicht und ergreifend vergessen. Ghinorha hat nur einmal mit mir darüber gesprochen. Dieses Gespräch war mir jedoch völlig entfallen, ich habe mich erst wieder daran erinnert, als es für Shen schon zu spät war.«
    Wir schwiegen beide und lauschten auf den unruhigen Atem Shens.
    »Was geschieht jetzt mit ihm?«, fragte ich nach einer Weile.
    »Darauf würde ich dir gern antworten, nur weiß ich es selbst nicht«, antwortete Lahen mit einem schweren Seufzer. Die Müdigkeit stand ihr ins Gesicht geschrieben. »Manchmal bedaure ich sehr, keine Verdammte zu sein. Oder wenigstens eine Schreitende. Mir fehlt es einfach an Erfahrung. Meloth weiß, wie sehr ich mich bemühe, aber … mir unterläuft ein Fehler nach dem anderen. Weder Thia noch Talki wäre das passiert.«
    »Das kannst du doch gar nicht mit Sicherheit sagen. Und jetzt schlaf ein wenig. Leg dich hin. Ich passe schon auf den Jungen auf.«
    Sie nickte noch einmal kurz und schlief ein, sobald ihr Kopf ihre zusammengerollte Jacke berührte. Bis zum Morgen richtete ich mich in der

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