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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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ihr Räuber?«, fragte er mit tiefer, dumpfer Stimme, die aus einem Fass zu kommen schien.
    »Sehen wir etwa so aus?«, fragte Shen.
    »O ja«, antwortete der Mann mit einem beredten Blick auf die Armbrust. »Aber bei mir gibt’s nichts zu holen.«
    »Ein Diener Meloths hat immer etwas, das man ihm abnehmen könnte«, widersprach ich und blickte vielsagend auf sein Pferd. »Aber wir sind wirklich keine Räuber.«
    Kurz senkte sich angespanntes Schweigen herab. Dann richtete der Mann seine durchdringenden grauen Augen auf mich: »Wollt ihr vielleicht mit?«
    »Wenn es keine allzu großen Umstände macht, guter Mann«, sagte Lahen.
    Er schnaufte nachdenklich, warf einen weiteren Blick auf den Straßenrand, nahm dann erneut Shens Armbrust in Augenschein, obwohl dieser sie inzwischen gesenkt hatte, und nickte schließlich: »Steigt ein.«
    »Ich setze mich neben ihn«,
erklärte mein Augenstern.
    »Gut. Aber dass du mir ja nicht einschläfst.«
    Lahen stieg zu ihm auf den Kutschbock, Shen und ich nahmen im Karren Platz, der mit Stroh ausgelegt war. Dem Priester behagten die zwei Fremden in seinem Nacken offenbar gar nicht, mir entging nämlich nicht, wie er sich verkrampfte.
    »Meloth sagt: Tue Gutes und fürchte dich nicht, anderen den Rücken zuzukehren«, zitierte ich aus dem Heiligen Buch.
    »Aber er sagt auch: Manchmal liegen nur Schatten hinter dir, doch erwarte auch von ihnen ein Übel, denn sie wissen nicht, was das Licht ist«, parierte er und schielte zu mir nach hinten.
    »Wir wissen, was gut ist, und danken dir, dass du uns mitnimmst«, bemerkte Lahen sanft.
    Der Priester brummte etwas davon, dass er anscheinend von Schlauköpfen umgeben sei, und schnalzte mit der Zunge, worauf der Wallach gemächlich losstapfte. Ich stieß Shen mit dem Ellbogen in die Seite und bedeutete ihm mit einer Kopfbewegung, er solle den Priester im Auge behalten. Ich selbst ließ die Beine vom Karren baumeln und achtete auf die Straße, falls dort jemand auftauchen sollte. Nach einer Stunde jedoch hatte ich die Nase von dieser müßigen Beschäftigung gestrichen voll und streckte mich auf dem Stroh aus. Shen sah mich missbilligend an, äugte noch einmal zu dem Priester hinüber – und streckte sich ebenfalls aus.
    Es war eine Wonne, dahinzufahren, in den wolkenlosen Himmel hinaufzuspähen und das beruhigende Rattern der Räder zu hören. Die Sonne sank immer tiefer. Bevor es endgültig dunkelte, lenkte der Priester den Wallach von der Straße hinunter. Als er vierhundert Yard in die Steppe hineingefahren war, hielt er an.
    Shen schlief süß und selig. Ich weckte ihn nicht. Vor dem Morgengrauen würden wir sicher nicht weiterfahren. Sollte er also ruhig schlafen.
    Ich half dem Priester beim Ausspannen des Wallachs. Der Kerl war ausgesprochen wortkarg, was mir nur entgegenkam. Zumindest ersparte es uns jede Menge verlogener Antworten.
    Erst als ich in seinen Händen einen Feuerstein erblickte, richtete ich das Wort wieder an ihn. »Sollten wir so nahe der Straße wirklich ein Lagerfeuer machen?«
    Er sah mich schweigend an, zuckte nur die Schultern und steckte den Stein zurück in einen kleinen Beutel, der an seinem Gürtel hing. »Ich habe Wasser, Zwieback, etwas Käse und Pökelfleisch. Was Meloth mir zuteilwerden ließ, will ich gern mit euch teilen, aber ich fürchte, viel ist es nicht.«
    »Dann steuern wir eben auch noch etwas bei«, sagte Lahen lächelnd und langte nach unserem Sack mit Proviant. Sie zerrte mit den Zähnen an der Schnur und holte dann die Saiga heraus, die wir gestern Abend über dem Feuer zubereitet hatten.
    Wir drei aßen im Licht des Mondes und der Sterne.
    »Bei Tagesanbruch fahre ich weiter«, teilte uns der Priester mit, während er sich einen Schlafplatz unter dem Karren zurechtmachte. »Ihr könnt eine ruhige Nacht verbringen. Ich höre selbst im Schlaf gut, uns wird also niemand überraschen.«
    Lahen und ich verstanden den Hinweis und lächelten uns beredt an.
    »Dann sind wir ja beruhigt.«
    Der Priester nickte bloß, sandte ein Nachtgebet zu Meloth und streckte sich aus, wobei er das Stiefelmesser, mit dem er zuvor sein Fleisch geschnitten hatte, neben sich legte.
    »Ein merkwürdiger Mann«, sagte ich leise zu Lahen, nachdem wir es uns etwas abseits vom Karren bequem gemacht hatten.
    Wir saßen Rücken an Rücken, trotzdem ahnte ich ihr Lächeln.
    »Stimmt, aber das braucht uns nicht zu kümmern«, erwiderte sie. »Außerdem dürfte er uns so lange in Frieden lassen, wie wir ihm nicht auf die

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