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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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ich blinzelte, verpasste ich den Augenblick, in dem es versiegte. In Shens unrasierte Wangen kehrte die Röte zurück. Als er die Hände wegzog, war die Wunde verheilt.
    »Hol mich doch das Reich der Tiefe!«, flüsterte ich. »Du hast es geschafft, mein Junge!«
    Lahen sagte kein Wort. Sie betrachtete ihren Schüler lediglich mit einem zufriedenen Ausdruck auf dem Gesicht.

Kapitel
20
    Shen brauchte nach der Selbstheilung einige Zeit, um vollends wieder auf die Beine zu kommen. Auch Lahen bedurfte der Erholung, nachdem sie die Toten zum Leben erweckt hatte. Unter größter Mühe entfernten wir uns deshalb eine halbe League vom Schlachtfeld und legten dann erst mal eine Rast von drei Tagen ein. Wir richteten uns auf einer weiteren Flöte Alistans ein, die uns hervorragende Aussicht über die Steppe bot. Etwaige Angreifer würden wir frühzeitig bemerken, womöglich gelänge es uns sogar erneut, eine Attacke abzuschmettern. Bedauerlich war nur, dass wir kaum noch Bolzen und Pfeile besaßen. Ich wollte zwar zurückgehen und sie einsammeln, aber mein Augenstern verbot das strikt.
    Unsere Ruhepause endete, als das Wasser zur Neige ging. Sobald wir unsere Sachen zusammengepackt hatten, wollten wir nun doch noch einmal zum Kampfplatz zurückkehren. Vielleicht fänden wir ja Pfeile und Bolzen.
    »Hast du deinen Funken verloren?«, fragte Shen.
    »Teilweise«, antwortete mein Augenstern. »Auf Kampfzauber muss ich vorerst verzichten.«
    »Wie konnte das geschehen?«
    »Ich musste alles in die Waagschale werfen, was mir nach der Begegnung mit Typhus noch geblieben war. Außerdem ist es nicht gerade einfach, Untote in Schach zu halten, wenn es dir an Erfahrung mangelt. Das Geflecht dieses Zaubers verschlingt enorme Kräfte. Vor allem, wenn du dich nicht jeden Tag damit beschäftigst.«
    »Was ist aus diesen Toten geworden? Die werden sich da doch nicht noch rumdrücken?«
    »Keine Sorgen, da ist niemand mehr.«
    »Wenn du es sagst«, bemerkte Shen zweifelnd. »Immerhin wäre jetzt auch der alte Streit zwischen uns geklärt: Du kannst die Toten wieder zum Leben erwecken. Ich hatte also recht.«
    »Möchtest du das gern lernen?«
    Zu meiner Überraschung dachte Shen tatsächlich über die Frage nach. Ich hätte ja eigentlich angenommen, er würde sich einen solchen Vorschlag verbitten, hysterisch losheulen und etwas von verbotenen Zaubern daherschwatzen. Aber nichts dergleichen. Offenbar überlegte er ganz kühl, ob er sich nicht Hals über Kopf ins Dunkel stürzen sollte, nachdem er bereits mit dem Fingernagel daran gekratzt hatte – als Abtrünniger würde er schließlich so oder so dastehen.
    »Nein«, antwortete er am Ende. »Nein, das ist nichts für mich. Tut mir leid, aber …«
    »Bei mir brauchst du dich nicht zu entschuldigen, mein Junge«, sagte sie, um dann fortzufahren: »Die Untoten haben die Reiter sicher verfolgt, dürften aber gegen die Pferde keine Chance gehabt haben. Ich nehme an, die Nabatorer haben sofort einen Nekromanten aufgesucht. Wir sollten also eher mit einem von den Auserwählten rechnen, der sich den Schauplatz ansehen und die Form der Magie bestimmen will.«
    »Dann sollten wir vielleicht besser doch nicht zurückgehen?«, mischte ich mich ein. »Mit Nekromanten ist schließlich nicht zu scherzen. Oder nein, wir machen es so: Ihr wartet hier auf mich. Ich bin gleich wieder da.«
    »Ness!
    »Ein einzelner Mann fällt viel weniger auf. Wartet hier!«
    Weitere Widersprüche blieben mir erspart, sodass ich ungehindert aufbrechen konnte. Am Ziel knotete ich mir ein Hemd, das ich eigens dafür mitgenommen hatte, vors Gesicht. Damit bot ich vermutlich einen recht amüsanten Anblick – nur war mir ganz und gar nicht zum Spaßen zumute. Obwohl die Aasgeier die Leichen bereits tüchtig benagt hatten, stank es entsetzlich. Während ich den Ort des Geschehens ablief, bedauerte ich erneut, dass die Untoten die Pferde vertrieben hatten. Sonst wären wir schon weit weg von hier. Ich sammelte die Pfeile ein, die noch was taugten, entdeckte zwei Gürtel mit Bolzen sowie einen Sdisser Köcher. Mit dieser Beute trat ich den Rückweg an.
    »Die Nabatorer sind erstaunlich tief ins Imperium vorgedrungen«, brummte Shen, als wir unser Nachtlager aufschlugen. »Kommt dir das nicht seltsam vor?«
    »Ehrlich gesagt, nein. Dir?«
    »Auch nicht.«
    »Aber wenn wir hier schon auf Spähtrupps treffen, dürfte mittlerweile der ganze untere Teil der Bluttäler in ihren Händen sein. Kein Wunder, wozu belagern sie

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