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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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schließlich Alsgara und Gash-shaku? Jetzt brauchen sie nicht mehr mit einem Schlag in den Rücken zu rechnen und haben gewissermaßen freie Bahn.«
    »Was meinst du, ist der Nordwesten der Steppe noch frei?«
    »Ich weiß es nicht. Es führt eine Straße von Gash-shaku ins Regenbogental«, sagte ich. »Vielleicht sind sie also längst da. In dem Fall hätte unser ganzes Unternehmen keinen Sinn mehr.«
    »Das glaube ich nicht. Ich meine, dass sie bereits im Regenbogental sind. Wenn du mich fragst, werden sie es meiden. Zumindest solange Gash-shaku nicht gefallen ist. Denn um die Schule der Schreitenden anzugreifen, bräuchten sie alle – wirklich ausnahmslos alle – Nekromanten.«
    »Trotzdem könnten sie sich bereits in der Nähe herumtreiben«, entgegnete ich.
    »Was schlägst du denn dann vor?«, fragte Shen wütend. »Sollen wir etwa hier versauern?«
    »Wir sollten noch vorsichtiger sein. Und stets davon ausgehen, dass uns jemand auflauert. Dass die gesamte Gegend südlich der Katuger Berge gefährlich ist.«
    Wir schlugen einen gewaltigen Haken und hielten wieder aufs Meer zu, um die Teile zu umgehen, in denen ich mit Unannehmlichkeiten rechnete. Danach bogen wir erneut nach Nordosten ab. Dieser Umweg kostete uns gut zwei Tage.
    Am Ende blieb alles ruhig. Entweder waren die Reiter den Zähnen der Untoten also nicht entkommen, oder der Feind fand uns einfach nicht mehr. So erreichten wir in der ersten Herbstwoche weit nach Mitternacht die Straße.
    Im Licht des abnehmenden Mondes sah sie wie aus schneeigem Silber gegossen aus. Von Raureif überzogen. Tot. Die hohen Wermutsträucher am Rand wirkten wie die Borsten eines riesigen Ebers. Kein sehr wirtlicher Ort. Er schien mit einem jahrtausendealten Fluch belegt und seitdem für immer verlassen. Innerlich wünschte ich mich möglichst weit weg von hier: Diese menschenleere Straße versetzte mich in Panik.
    Denn obwohl ich Spuren nicht so gut lesen kontte wie Ga-nor, reichte meine Erfahrung aus dem Sandoner Wald, um zu erkennen, dass hier seit mehreren Tagen niemand mehr entlanggeritten war.
    »Was ist?«, fragte Shen, als er meinen Gesichtsausdruck bemerkte.
    »Nichts weiter«, antwortete ich. »Nur wurde diese Straße schon seit einer ganzen Weile nicht mehr benutzt.«
    »Ja, und?«
    »Das heißt, wir werden wohl keine Pferde finden. Andererseits dürften uns wohl aber auch Patrouillen erspart bleiben. Die Nabatorer sind offenbar tatsächlich noch nicht bis hierher vorgedrungen. Kennst du die Gegend?«
    »Ich bin zwar damals vom Regenbogental aus über diese Straße zurück nach Alsgara geritten, vermag dir aber trotzdem nicht zu sagen, wie lange wir noch brauchen. Die Steppe sieht überall gleich aus. Hier findest du nur wenige Orientierungspunkte. Im Übrigen: Willst du jetzt nachts weiter zum Regenbogental vorstoßen?«
    »Wenn möglich schon«, antwortete ich. »Wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, müssten wir bald die ersten Siedlungen erreichen.«
    »Dein Wort in Meloths Ohr.«
    »Aber jetzt lasst uns erst mal schlafen, es tagt bereits. Ich übernehme die erste Wache.«
    »Ness!«, weckte mich Lahen gegen Abend. »Wir bekommen Besuch!«
    Ich griff sofort nach meinem Wurfbeil, doch statt des Hufgetrappels einer bewaffneten Einheit hörte ich nur das leise Klappern und Quietschen von Rädern.
    Ein grauer Wallach zog einen alten Karren hinter sich her. Auf dem Kutschbock saß ein Priester Meloths in seinem schwarzen Rock. Da er allein unterwegs war, ging ich das Risiko ein, mich aus dem Gras zu erheben und auf die Straße zu stellen. Lahen und Shen folgten meinem Beispiel, wobei Letzterer eine geladene Armbrust in Händen hielt, die in unzweideutiger Weise auf den Unbekannten gerichtet war.
    Da entpuppte sich unser Herr Medikus also als der reinste Straßenräuber – der mir aber beibringen wollte, wie ich mein Leben zu führen hatte!
    Als uns der Priester sah, zügelte er das Pferd und ließ den Blick über die Steppe am Straßenrand schweifen, um sich zu überzeugen, dass dort keine Verstärkung lauerte. Er hatte ein aufgedunsenes Gesicht mit blonden, buschigen Augenbrauen, einer großen, fleischigen Nase und einem massiven, stark hervorspringenden Kinn. Die breiten Schultern und der Stiernacken flößten ebenso Respekt ein wie seine gewaltigen Pranken mit den knorrigen Fingern, die die Zügel fest umspannten – vermutlich aber auch ganz hervorragend zuschlagen konnten. Jedenfalls wollte ich nicht in den Armen dieses Bären landen.
    »Seid

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