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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Du wirst verstehen, was ich meine, wenn du ihren Funken siehst. Allerdings würde ich euch bitten, zügig zu handeln, denn sie darf keinen Verdacht schöpfen. Das war alles. Du kannst jetzt gehen.«
    Sobald sie wieder allein war, legte sie die Schere weg, trat an den Tisch heran und schenkte sich mit einem schweren Seufzer Shaf in einen großen, schmalen Kelch ein. Sie hasste dieses Getränk. Trotzdem trank sie es jeden Tag, und das schon seit mehr als fünfhundert Jahren. Es war ihre Art der Buße. Die Strafe, die sie sich für ihre Dummheit und Kurzsichtigkeit selbst auferlegt hatte. Aber was bedeuteten einige Becher Shaf schon im Vergleich zum Verlust der Wegblüten?
    Talki war die Einzige von ihnen, die die Wahrheit kannte. Die ganze Wahrheit, nicht diese dumme Geschichte, die für alle zur unanfechtbaren Wahrheit geworden war: Soritha hatte die Wegblüten beim Dunklen Aufstand nicht einmal angerührt, hatte sie nicht blockiert, ja sie hatte mit der ganzen Geschichte nicht das Geringste zu tun. Wie auch – schließlich war sie vollauf damit beschäftigt, sich gegen Mithipha zu wehren. Und als dann auch noch Thia angriff, verschwendete sie erst recht keinen Gedanken mehr an die Wegblüten. Trotzdem glaubten alle bis auf den heutigen Tag, die Mutter habe die Wegblüten blockiert. Um den Rebellen jede Möglichkeit zur Flucht zu nehmen.
    Wie töricht all diese Menschen doch waren!
    Ausnahmslos alle! Was für hirnlose Dummköpfe! Sogar Thia, die diesen Gedanken als Erste ausgesprochen hatte. Als sie noch zu jung war, um die Frage zu erwägen, warum sich Soritha bitte schön um diesen Trumpf hätte bringen sollen. O nein, die Mutter hätte sich nie im Leben zu einem so unklugen Schritt hinreißen lassen, geschweige denn, dass sie es gekonnt hätte. Nicht bei einem Werk des Skulptors. Um die Wegblüten auszuschalten, musste man über beide Aspekte der Gabe gebieten. Und zwar meisterlich.
    Deshalb kam für diese Tat nur eine infrage.
    Tsherkana.
    Sie war es, die einen Tag vor Ausbruch des Aufstands Talki vorgeschlagen hatte, die Wegblüten zu blockieren. Sie versicherte, den dafür nötigen Zauber entdeckt zu haben und ihn auch wirken zu können. Auf diese Weise würden sie den Turm von jedweder Unterstützung aus dem Regenbogental abschneiden können. Sie brauchte Talki nicht lange zu überreden. Wenn die Portale versperrt wären, hätten sie eine echte Chance, ihre Sache zu einem guten Ende zu führen. Deshalb hatte sie, Talki, eingewilligt. Kurz bevor der Rat zusammentrat, verschüttete Tsherkana die Wegblüten. Dann brach das Gemetzel los, das so vielen das Leben gekostet hatte – auch Tsherkana, die das Geheimnis dieses Zaubers für immer mit ins Reich der Tiefe nahm. Damit blieb die Welt ohne dieses Werk des Skulptors zurück.
    Talki hatte sich jahrelang mit den Wegblüten beschäftigt und wieder und wieder versucht, sie zum Leben zu erwecken. Stets vergeblich. Sie vermochte den Schlüssel zu diesem Rätsel einfach nicht zu finden. Und jeden Tag, jede Stunde, jede Minute warf sie sich vor, Tsherkana nicht nach dem Zauber gefragt zu haben. Noch nicht einmal auf die Idee gekommen zu sein. Weil sie schlicht und ergreifend nicht für möglich gehalten hatte, das alles
dieses
Ende nehmen würde.
    Sie trat vor den Spiegel und betrachtete ihr Bild. Ein niederschmetternder Anblick.
Miese Vettel
hatte Thia sie genannt – und den Nagel damit auf den Kopf getroffen. In dieser Sekunde hätte Talki dieses Mädchen am liebsten eigenhändig umgebracht. Doch sie wusste, wie sehr die anderen einen solchen Schritt missbilligen würden. Deshalb war es weit klüger, den Mord drei Auserwählten in die Schuhe zu schieben, die sich – warum auch immer – auf die Tochter der Nacht gestürzt hatten. Wofür sie selbstverständlich ihre gerechte Strafe erhalten würden. Den anderen Gebietern und Gebieterinnen würde sie das alles schon in den schillerndsten Farben darzulegen wissen, schließlich hatte sie ausreichend Erfahrung darin, diesen Dummköpfen einen Bären aufzubinden.
    Denn Thia das Leben zu schenken, das wäre eine allzu großzügige Geste. Das hieße, auf diesen talentierten Jungen und dieses Goldstück von Mädchen zu verzichten. Gerade bei dem Mädchen verbot sich das jedoch von selbst.
    Mit dieser Autodidaktin hatte sie nämlich große Pläne. Endlich – endlich! – hatte sie eine passende Körperhülle für sich entdeckt, die imstande wäre, ihre Seele zu beherbergen. Die ihr Funke nicht versengen würde.
    Und

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