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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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wollte Thia misstrauisch wissen. Doch noch während sie die Frage stellte, las sie die Antwort in den spöttischen Augen Talkis ab. »Du!«, spie sie voller Hass aus.
    »Mir war klar, dass du mir auf die Schliche kommen würdest. Es war schon immer schwer, dir etwas zu verheimlichen.«
    »Du miese Vettel! Du Aas! Du doppelgesichtige Hexe! Das warst du! Du hast meine Markierung entfernt!«, fauchte Thia. Ihre Wut erstickte sie fast, ihre Stimme klang so heiser, dass Talki sie kaum noch verstehen konnte. Thia brannte in einem einzigen Wunsch: die Alte auf der Stelle umzubringen.
    »Hör auf, so zu zetern!«, verlangte Talki kalt. »Als Furie gibst du nur ein lächerliches Bild ab! Also halt den Mund und denk über die Frage nach, ob ich tatsächlich mit dir in Verbindung getreten wäre, wenn ich ein falsches Spiel spielte!«
    »Was willst du?«, fragte Thia, nachdem sie mehrmals tief durchgeatmet hatte.
    »Die Frage ist nicht, was ich will, sondern was du willst. Und wir beide kennen die Antwort darauf. Du willst die drei, die du wie toll gewordene Hasen durch das ganze Land gejagt hast. Und diese drei sind bei mir. Sie sind unversehrt und wohlbehalten.«
    »Wie hast du das geschafft?«
    »Die Geschichte erzähle ich dir, sobald du auf diesem Anwesen, dem des Herrn Aligo, eintriffst. Das Echo des Silberfensters lässt darauf schließen, dass du dich bereits in der Nähe aufhältst. Du brauchst nur noch einen Tagesritt, würde ich vermuten, vielleicht sogar weniger. Komm also her, ich warte auf dich.«
    Talki streckte bereits die Hand aus, um den Verbindungszauber zu zerreißen, doch da fragte Thia: »Warum hast du die Markierung entfernt?«
    »Weil ich es wollte. Und jetzt beeil dich, sonst überlege ich es mir am Ende noch und helfe dir nicht.«
    Daraufhin zerfiel das Silberfenster in Hunderte von Wassertropfen. Thia zitterte vor Wut. Sie flehte das Reich der Tiefe an, es möge Talki bei lebendigem Leibe die Haut vom Fleisch ziehen. Doch das Reich der Tiefe antwortete nicht. Es schenkte den Menschen ohnehin nur selten Aufmerksamkeit, ja, es hegte selbst für diejenigen, die einen Teil von ihm in ihren Herzen trugen, kein großes Wohlwollen – denn es hatte Wichtigeres zu tun, als sich um die Wünsche Sterblicher zu kümmern.
    »Du Närrin!«, stieß Talki verächtlich aus und schob die silberne Schüssel voller Wasser von sich. Dann stand sie vom Tisch auf und nahm eine kleine Gießkanne, um die Blumen, die in einem Topf am offenen Fenster blühten, zu gießen. Anschließend rief sie nach Hamsy.
    Der Nekromant eilte herbei und sah die Gebieterin fragend an. Diese langte jedoch bloß nach einer großen Schere und kappte die abgestorbenen Zweige einer Myrte.
    »Was siehst du hier, Hamsy?«
    »Herrin?«
    »Das, was ich gerade tue«, erklärte sie. »Wie würdest du das nennen?«
    »Ihr schneidet Zweige ab.«
    »Und warum mache ich das deiner Meinung nach?«
    »Um den Strauch zu retten. Damit das tote Holz nicht den lebenden Stamm umbringt.«
    »Völlig richtig«, bestätigte sie. »Denn das Tote vernichtet das Lebende stets, und es spielt keine Rolle, ob es sich dabei um ein Bein mit Wundbrand oder um einen Zweig mit verwelkten Blättern handelt. Das eine wie das andere dient dem Organismus nicht mehr, im Gegenteil, es stellt eine Gefahr für diesen dar. Sei so gut und gib mir die kleine Schaufel dort. Danke. Und jetzt habe ich eine Aufgabe für dich.«
    »Ich werde tun, was in meinen Kräften steht, Herrin.«
    »An deinen Kräften hege ich nicht die geringsten Zweifel«, erwiderte Talki lächelnd. »Einer der Zweige ist vertrocknet, er muss also abgeschnitten werden, sonst stirbt unser ganzer Strauch. Die Herrin Thia hat einen Weg eingeschlagen, der sich deutlich von dem unterscheidet, was die Kreise von Sdiss predigen. Damit ist sie zu einer Gefahr für uns alle geworden. Außerdem zeigt sie sich uneinsichtig und keinen Argumenten zugänglich, sie wird ihr Verhalten also nicht ändern. Ich rechne morgen mit ihrer Ankunft. Sie steckt zwar im Körper eines Mannes, du wirst sie aber dennoch ohne Mühe erkennen. Abdula und Omar sollen dir bei dieser Aufgabe helfen.«
    »Selbstverständlich werde ich tun, was Ihr wünscht, Herrin, aber …«
    »Aber?«, fiel ihm Talki ins Wort und zog erstaunt eine Augenbraue hoch. »Hast du irgendwelche Bedenken? Sprich.«
    »Unsere Kräfte werden nicht ausreichen, um die Gebieterin zu bezwingen.«
    »In der Vergangenheit traf das sicher zu, doch inzwischen sieht die Sache anders aus.

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